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40 Fakten zum Frequency, die du nicht brauchst, aber trotzdem wissen willst

Von Déjà-vu-Erlebnissen auf der Bühne, dem alljährlichen Klo-Dilemma und wiedergefundenen Selfie-Sticks: Hier sind 40 Fakten, mit denen ihr euch mental auf den Frequency-Wahnsinn vorbereiten könnt.
Grafiken von VICE Media

Alle Geschichten zum Frequency 2016 findet ihr hier—und bei unseren Kollegen von Noisey.

In wenigen Stunden feiert das FM4 Frequency-Festival seinen sechzehnten Geburtstag. Aus 61 Folgen "My Super Sweet Sixteen" weiß man mittlerweile, dass der Sechzehnte etwas ziemlich Besonderes ist. Aber keine Angst: Mit einem Mercedes S-Klasse muss man deshalb nicht vorfahren. Anstatt dieses Jahr mit Neon und Glitzer hervorzustechen, wird es Zeit, auch die inneren Werte hervorzuheben.

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Deswegen haben wir unterschiedliche Wissenschaftsbereiche des Frequency-Festivals hier für euch zusammengetragen. Als neu geborener Mastermind kannst du das beispielsweise für deine nächste Flirtoffensive einsetzen, ("Statistisch gesehen hast du von 20.00 bis 21.00 Uhr am meisten Hunger, willst du mit mir herausfinden, worauf?"), oder auch als gezieltes Ablenkmanöver beim Flunkyball-Turnier. Der Fakt "Du musst dir dein Klo mit 171 anderen Köpfen teilen" verhilft dir sicherlich zum Sieg.

Die Ökonomie der Festival-Bands

Bands zum Sonderpreis | Grafiken von VICE Media

Irgendwie hat man ja immer den Vorsatz, auf ein Festival zu fahren und alle auf dem Plakat angekündigten Bands zu sehen. Besonders, weil es so günstig ist: umgerechnet 1,25€ zahlt man für den Ticketpreis pro Band. Doch gerade bei diesem Angebot ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass du wirklich in vier Tagen 120 Bands schaffst—und das liegt nicht nur am 100-Hektar-Gelände. Rechnet man alle drei Tage zusammen, wird man 48 Stunden lang mit Musik—zu höchstens 60 Dezibel—beschallt. Also hast du für jede Band ungefähr 25 Minuten, allerdings ohne die Variablen Laufgeschwindigkeit, spontane Bierpause, Dixie-Klo-Wartezeit oder irrsinniger Umweg zu berücksichtigen.

Die Mathematik der Frequency-Konstanten

Mithilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung—und etwas Realitätssin— wirst du also nur einen Bruchteil der Bands sehen können. Niemand, der das Frequency von Beginn an besucht hat, hat alle bisher aufgetretenen 831 Bands erlebt. Aber es gibt einen Trick, für alle alteingesessenen Frequency-Gänger: Nicht in einem Anfall von Melancholie die Bands des Hauses aufsuchen. Auch, wenn es die letzten Male noch so toll war.

Wie die Sportfreunde Stiller beispielsweise, die sich wahrscheinlich selber am meisten wünschen, dass sie niemals damit aufhören. Ihr fünftes Jubiläum auf dem Frequency gleicht deswegen fast einem Heimspiel. Applaus, Applaus für diese Leistung. Damit sind sie genauso an den Festivalboden in St. Pölten angewachsen wie Seeed, The Subways und 3Feet Smaller. Das Wiener DJ-Duo Body&Soul hat sogar schon das siebte, verflixte Jahr auf dem FM4 Frequency-Festival überlebt—hofft man zumindest, denn im Line-Up für dieses Jahr sind sie leider nicht zu finden.

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Ein Applaus für die Bands, die das von Trent Reznor ausgeschimpfte Publikum bereits so oft ausgehalten haben. | Grafiken von VICE Media

Wenn wir gerade bei außergewöhnlichen Leistungen sind, sollte man auch die Band Fat Freddy's Drop erwähnen. Die Neuseeländer haben mit einer Entfernung von 18.000 Kilometern heuer wahrscheinlich den weitesten Anreiseweg. Außer sie verpassen den Flug, so wie Pete Doherty. Zweimal wurden die Babyshambles schon als Headliner angekündigt und kurz vor dem Auftritt wieder abgesagt.

Auch Haim wird in diesem Jahr nicht auftreten, was besonders ärgerlich für die Frauenquote am Frequency ist, die dadurch bei 16,4 Prozent bleibt.

Die Soziologie der Campingplatz-Besiedlung

Du kannst und wirst nicht die ganze Zeit feiern können. Zumindest aus biologischer Sichtweise bleibst du ein Mensch mit Bedürfnissen. Bei ungefähr 7.000 Frequency-Campern beginnt dieses Bedürfnis mit dem inneren Drang, unbedingt als "Erster!" auf dem Festival zu sein. Deswegen warten sie schon brav vor dem Eingang des Campingplatzes auf die offizielle Eröffnung.

Auch die verbleibenden 89.000 Menschen, die sich in die wilde Frequency-Fauna begeben, reisen irgendwann an. Nach knapp 24 Stunden hat sich die Population über das gesamte Campinggelände ausgebreitet. Mit einer provisorischen Behausung, aufgeklappten Camping-Stühlen und einer selbst gehissten Flagge werden Reviere markiert und vor lauffaulen Neuankömmlingen geschützt.

Die Ethik des Teilens

Das Dixie, Du und 170 Andere. | Grafiken von VICE Media

Durchschnittlich 620 Euro wirst du in den vier Tagen ausgeben. Ein stolzer Preis, dafür, dass du dir mit knapp 171 anderen Leuten das stille Örtchen teilen musst. Immerhin tut man damit der Tourismuswirtschaft in St. Pölten einen riesigen Gefallen. 14 Millionen Euro Umsatz sind gewissermaßen der Trost für das Chaos, das die Festivalhorde anrichtet, wenn sie in diesen vier Tagen die Einwohnerzahl der sonst so beschaulichen Hauptstadt Niederösterreichs verdoppelt.

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Für alle weiteren Geschäfte, die du auf dem Festival verrichten wirst, gibt es knapp 700 Toiletten. Mit etwas Glück schafft man es auf eine der 200 'richtigen' Toiletten , die mit Wasser betrieben werden. Und mit viel Geduld bleibt dann vielleicht noch eine der 300 Duschen für die innere Festival-Tussi in dir. Bei so viel flüssigem Blau verbraucht man am Ende knapp 2500 Kubikmeter Wasser— also ungefähr so viel, wie ein Einfamilienhaus jährlich.

Die angewandte Chaosforschung

Schlüssel oder Selfie-Stick gefällig? | Grafiken von VICE Media

Die zehntausenden Festivalbesucher haben eine unvorstellbare Arbeitskraft, die im letzten Jahr mitunter 260 Tonnen Müll produzierte. Zu Bestzeiten erbeutete das GREEN TEAM etwa 300 Säcke mit weggeworfenen Gegenständen, die den meisten Besuchern wohl mehr oder weniger irgendwann "aus der Hand fallen".

Manche Festival-Gänger haben aber weitaus Schlimmeres mit ihren Händen getan. Insgesamt sind 150 Anzeigen während und nochmal 150 nach dem Frequency-Festival bei der Polizei eingegangen. Neben schwereren Fällen wie Geldwäsche oder Vergewaltigungen, wurden am häufigsten Urkundenunterdrückungen und Diebstähle angezeigt. Auch hier sollten die biologischen Zusammenhänge zwischen Alkohol und Selbstwahrnehmung sowie Erinnerungsvermögen nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Möglicherweise ist der vermisst gemeldete Gegenstand ja auch nur lost, und noch nicht found?

Im Fundbüro der Stadt St. Pölten landen jedes Jahr eine Woche nach dem Festival eine Menge an Schlüsseln, Handys und Geldbörsen. 80 Prozent davon werden wieder abgeholt. Die Selfie-Sticks, die im letzten Jahr anscheinend eine hochkonjunkturelle Phase hatten, werden aber ähnlich wie die abgegebenen Kleidungsstücke ihre Besitzer nur mit einer 50/50-Chance wiedersehen. Auch ein Rollstuhl, eine Gitarre und eine Schreibmaschine samt Koffer zieren nun das Lager des St. Pöltener Fundamts.

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Die Physik des Rausches

Aber es wird sich nicht nur um deine Gegenstände, sondern auch um das Wohlbefinden eines jeden Festivalbesuchers gekümmert. Insgesamt 10.000 Stunden haben die Mitarbeiter des Roten Kreuzes im letzten Jahr dafür gearbeitet. Täglich wurden um die 200 bis 300 Festival-Besucher behandelt. Dabei hat man unzählbar viele Liter Kaffee und knapp 2000 Liter Wasser verbraucht.

Mit der Menge an Mullbinden, mit der die geprellten, gestauchten und aufgeschnittenen Körperteile versorgt wurden, könnte man schätzungsweise den St. Pöltener Klangturm einwickeln. Aber nicht nur der Alkohol, sondern auch Wespen und das Wetter sorgen für den einen oder anderen Rettungseinsatz. Die meisten Unfälle passieren—genau wie gefühlt auch im restlichen Leben—am Samstag.

Die Psychologie des Wartens

Nun kannst du ähnlich wie die 1.000 Mitarbeiter auf dem Frequency, die Stunden und Minuten zählen, bis der Wahnsinn wieder beginnt—außer du gehörst zu den 5 bis 10 Prozent, die eh schon davor warten. Falls du die Festival-Fun-Facts inzwischen auswendig gelernt hast, empfehlen wir einfach noch ein paar Mal die Filmografie des Frequency anzuschauen. Insgesamt kannst du 31 Minuten und 57 Sekunden Aftermovie-Montagen zur Einstimmung analysieren.