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“Keine Bühne für Antisemitismus, Homophobie und Sexismus” – Jüdische Organisationen gegen Kollegah-Aufritt

Kollegah soll nicht auf dem Hessentag spielen, jetzt sollen auch die Auftritte von Farid Bang, Azad und Eko Fresh abgesagt werden.

Foto: Imago

Seit 1961 feiert sich das Bundesland Hessen an einem Sommerwochende selbst. Also werden beim Hessentag deutsche und internationale Acts gebucht, damit man sich von der besten Seite zeigen kann – von der vielfältigen, interkulturellen und weltoffenen Seite. Weil aber neben Kings of Leon, Silbermond, Andreas Bourani, Azad, Eko Fresh und Farid Bang auch Kollegah spielen soll, beschweren sich jetzt jüdische Organisationen, dass man sich mit diesem Booking eher von der antisemitischen, homophoben und sexistischen Seite zeige. Sie fordern in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der ausrichtenden Stadt Rüsselsheim, dass der Rapper nicht auftreten soll: „Wäre nicht vielmehr der Hessentag der Ort, an dem Respekt, Gleichheit und Menschenrechte im Mittelpunkt stehen sollten?"

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Kollegah teilte den Brief sogar auf Facebook und bemerkte, dass die aufgeführten Zitate, die die Vorwürfe untermauern sollen, teils gut zwölf Jahre zurückliegen und die Zeile "Ich leih dir Geld, doch nie ohne 'nen jüdischen Zinssatz mit Zündsatz" aus dem 2014 erschienen Song "Sanduhr" nicht mal von ihm, sondern Feature-Partner Favorite stammt (vorher rappt dieser übrigens noch "Ich kann' hier halt machen, was ich will, dank meines jüdischen Anwalts"). Dafür, dass die Kritiker sich so genau mit seinem Frühwerk auseinandergesetzt zu haben scheinen, gab es sogar gönnerhaft "Props" von Kollegah. Ernst wird das Ganze jetzt, will der Rüsselsheimer Bürgermeister doch den Forderungen nachgeben und lieber Ersatz-Acts suchen.

Eigentlich stand Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) bisher immer hinter dem Boss-Rapper. Er hatte Jugendliche nach ihrem Wunschmusiker gefragt und daraufhin Kollegah gebucht, wofür ihn bereits die Landesregierung scharf kritisierte, mit der Begründung, dass "menschenverachtende Texte nicht auf den Hessentag gehören". Auf Facebook nimmt Burghardt jetzt Stellung und betont zwar, dass man über Kultur nicht mit Verboten entscheiden solle, empfiehlt aber, das Konzert trotzdem abzusagen. Nicht nur Kollegah soll demnach nicht auftreten, auch die ganze "Rap-Night" und somit auch die Konzerte von Azad, Farid Bang, Eko Fresh, Lumaraa und Der Asiate sollen nicht stattfinden. Er spricht außerdem überraschend davon, dass einer der Künstler Nähe zur salafistischen Szene gezeigt hätte: "Sie alle haben die Darmstädter Entscheidung im Bereich des Profifußballs vor Augen."

Der Fußball-Bundesligist Darmstadt 98 hatte sich erst im Januar einvernehmlich von Spieler Änis Ben-Hatira getrennt, nachdem dessen Nähe zur umstrittenen Hilfsorganisation Ansaar International öffentlich wurde. Dieser wurden in der Vergangenheit Verbindungen zu salafistischen Gruppierungen vorgeworfen. Es ist die gleiche Organisation, für die 2014 auch Farid Bang geworben hatte. Viele Rapper wie Bushido, PA Sports, Ali Bumaye und Massiv hatten sich öffentlich hinter Ben-Hatira gestellt. Jetzt muss die Rüsselsheimer Stadtverordnetenversammlung entscheiden, ob die ganze Rap-Night tatsächlich wegen zweier Künstler abgesagt werden soll.

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