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Rechtsextremismus

Rechte Party-Crasher: Schule sagt Sommerfest wegen Neonazi-Demo ab

Turnbeutel klauen kann jeder. In Wuppertal machen Neonazis jetzt ein ganzes Schulfest kaputt.
Collage bestehend aus: Kind (Foto: imago | imagebroker) | Demo (Foto: imago | epd)

Die kleine Ella aus der 3c hätte ihr Lampenfieber endlich überwunden und einen sehr stolzen, wohlgeformten Regentropfen gespielt. Opa wäre vor lauter Rührung der Camcorder aus der Hand gefallen. Paul mit der großen Zahnlücke hätte sein Blumen-Aquarell "Lachende Primel" an die Tante mit dem leichten Kinnbart verkauft. Die Sonne hätte gestrahlt, der Himmel nur leicht bewölkt, Bäche aus Schokomilch und Limonade. Das Sommerfest an der Städtischen katholischen Grundschule in der Wichlinghauser Straße in Wuppertal hätte so schön werden können – doch dann kündigten sich die Neonazis an.

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300 Kinder sind enttäuscht, weil die Partei Die Rechte, ein brauner Mix aus Neonazis, Fremdenfeinden und Holocaust-Leugnern am kommenden Samstag quer durch Wuppertal marschiert. Für mehr Seitenscheitel und weniger Sachen, die einem irgendwie fremd sind und vor denen man ziemlich Angst hat und die sich noch dazu schlecht aussprechen lassen.


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Die Marschroute beginnt am Berliner Platz, knapp 600 Meter neben der Grundschule. Viel zu nah, um ein friedliches Fest zu garantieren. Daher hatte sich Schulleiter Rainer Quint entschieden, das Sommerfest vorerst zu verschieben. In einer Art Eilmeldung auf der Schulwebseite steht: "Wegen der für Samstag, den 16. Juni geplanten Demonstration auf dem Berliner Platz und der damit einhergehenden Gefahrenlagen ist ein friedvolles, fröhliches, unbeschwertes Schulfest nicht zu garantieren. Aus diesem Grund sagen wir unser Schulfest ab." Gefühlslage: lachender Nazi zerreißt Buntstift-Bild.

SPD, Grüne und Linke haben die Wuppertaler Polizei für den Verlauf der Demonstrationsroute bereits hart kritisiert. Sie führt nämlich nicht nur an der Grundschule vorbei, sondern auch am Haus der Jugend. Hier sollte am Samstag das Tanzprojekt "tanz, tanz… wir" stattfinden. Von und für Kinder mit unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft. Jetzt wird nur noch zu "Braun, braun, braun sind alle meine Kleider…" getanzt.

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