Es gibt Jobs, die sind wunderbar. Und mit wunderbar meine ich, dass sie nichts mit Menschen zu tun haben. Dann gibt es Jobs, die etwas Fürchterliches züchten: tiefen, unheilbaren Menschenhass. Kellnern zum Beispiel.Als recht verwöhntes Kind, das in Schlössern am See gewohnt hat, auf eine Privatschule ging und der Putzfrau regelmäßig Tipps gegeben hat, wie sie ihren Körpergeruch unter Kontrolle bekommt, habe ich mich vor fünf Jahren dazu entschlossen, ein richtiger Mensch zu werden und besser spät als nie so was wie Empathie und Compassion zu lernen. Vermutlich habe ich auch unter spätpubertären Nachwehen insgeheim gehofft, mich gegen mein Über-Ich auflehnen zu können und meiner Mutter mit den Worten "Mama, ich habe beschlossen, Lustobjekt für betrunkene, psychisch labile Männer zu werden. Ich werde Kellnerin!" einen kleinen Schrecken einzujagen. Wobei, nein (Bussi, Mami). Egal.
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Mittlerweile habe ich schon in einigen Gastronomiebetrieben gearbeitet und jobbe jetzt neben meinem Halbtagsjob bei VICE ein bis zwei Mal pro Woche in einer Musikbar. Ich liebe meine zwei Chefs, die schon fast so etwas wie Familie für mich sind, was vermutlich der Grund ist, warum ich dort einfach nicht wegkomme. Die Stammgäste sind OK bis super und wenn gerade keiner der (oft beschissenen, sorry) DJs auflegt, lassen wir unsere eigene Musik laufen. So weit, so gut. Der Haken ist offensichtlich: die Gäste.
Über Menschen habe ich in den letzten Jahren mehr gelernt, als es in einem Psychologiestudium möglich ist. Und das meiste davon wollte ich niemals wissen. Zugegeben: In meiner Jugend war ich auch kein einfaches Mädchen und habe Kellner zu meinen Sklaven gemacht. Immerhin habe ich aufrichtig versucht, mich zu bessern. Die Sache ist nur: Ich habe mich gebessert, aber ihr euch nicht.Wenn ihr nie Einblick in die Gläser-tragende, arschkriechende Hölle der Gastronomie hattet, könnt ihr euch wahrscheinlich auch nur schwer vorstellen, warum ihr Arschlöcher seid. Deshalb habe ich beschlossen, euch eine kleine Einführung in den respektablen Umgang und die Do´s and fucking Dont´s zu geben. Das hier könnte übrigens genauso gut ein tausend Seiten umfassender Roman sein. Dafür fehlt mir aber die Zeit.Bestellungssprüche wie "Kannst du mir die Luft aus dem Glas lassen?", "Einen Gin Tonic, aber für Erwachsene!" oder "Ein kleines Bier in einem großen Glas. Und bitte voll machen.", gehen nicht. Du bist nicht einmal in der angebrochenen Stunde das erste Arschloch, das auf diese "witzige" Idee kommt. Auch wenn wir lächeln-wir tun ausnahmslos nur so, als wäre das ansatzweise lustig. Du bist ein unkreativer Idiot, der wahrscheinlich noch immer Blondinenwitze erzählt. Und noch was: Wenn wir sehen, dass du in Aufbruchstimmung bist und zu deinem Tisch kommen und fragen: "Willst du zahlen?", dann-ALTER-denk nicht mal daran zu sagen "Nein, zahlen WILL ich nicht, aber MÜSSEN." Wirklich nicht. Du Idiot.
Hör mit den beschissenen Bestellsprüchen auf
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VICE-Video: "Auf ein Bier mit Schwester Doris"
Es gibt sie diese Menschen, die zu dir an die Bar kommen und sagen: "Wein." Abgesehen davon, dass "Bitte" und "Danke" meistens zu viel verlangt ist, stehen wir auch vor einem anderen Problem: Welchen Wein? Eine häufige Antwort in so einem Fall ist "Na ja, einen Chardonnay natürlich." N-a-türlich, ganz klar. Wie konnte ich das nicht erkennen? Die Frage nach der Sorte erspart man sich besser. Und wenn ich schon zu deinem Tisch komme und frage, ob du noch ein Bier möchtest, dann möchte ich als Antwort nicht, "Was soll die Frage, sicher will ich noch ein Bier haben", hören. Woher soll ich wissen, dass dir deine vier Bier noch nicht gereicht haben? Aus der Kristallkugel?
Hör auf zu denken, dass wir deine Gedanken lesen können
Gib uns verdammt nochmal Trinkgeld
Frag uns nicht, was denn das beste Getränk wäre
Schrei uns nicht an
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Ratet mal, wo man nicht hingreift. Richtig. Hinter die Theke.OMG. Manchmal kommt mir vor, Kellnern sei nichts anderes, als sich mit gierigen Hyänen um Energie zu prügeln. In der Regel werden Gäste wie bestellt (haha) im größten Stress ungeduldig und zu nörgelnden Kleinkindern. Ehrlich, wir bemühen uns, jeden einzelnen so schnell wie möglich zufrieden zu stellen, aber manchmal ist eben viel zu tun. Das seht ihr auch, aber aus irgendwelchen Gründen fehlt euch die Fähigkeit, eins und eins zusammenzuzählen. Generell gilt: Wenn der Kellner länger für deine Bestellung braucht, dann gibt es einen Grund. Wenn der Grund ist, dass du scheiße bist, dann bist du selbst Schuld.Keine Kellnerin will deine dämlichen Sprüche über ihr Aussehen hören. Was auch immer du von dir gibst-wir haben es uns schon Millionen Mal von einem Anderen anhören müssen, der vor dir da war. Behalte deine Anmachsprüche für dich. Jeden. Wir sind nicht da, um mit euch zu flirten oder euch unsere Nummer zu geben. Wir sind hier, weil wir gerne in den Urlaub fahren, uns Möbel kaufen wollen oder gerne mit dem Taxi fahren. Anstarren könnt ihr euch auch abschminken. Findest du das angenehm, wenn dich jemand ansieht, als würde er überlegen, dich zu kaufen?Und das, was du wirklich niemals, never ever, unter gar keinen Umständen jemals machen solltest: FASS. UNS. NICHT. AN. Greif uns nicht an den Arsch, berühre unsere Hand nicht "zufällig", lass unsere Hüften in Ruhe und denk nicht dran uns zum Abschied ein "Küsschen" auf die Wange zu geben. Wir werden ziemlich sicher kotzen müssen.
Eine Minute Geduld ist nicht zu viel verlangt
Hör auf uns anzumachen und wage es nicht, uns anzufassen
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Nur weil du bis oben zu bist, heißt das nicht, dass wir falsch zusammenrechnen
Wenn der Kellner sagt, es ist letzte Runde, dann ist es die verdammte letzte Runde
Abschließend noch ein paar allgemeine geltende Regeln:
- Du hast nichts hinter der Theke zu suchen. Wirklich nicht.
- Du kannst generell nichts richtig machen, deshalb solltest du jeden Satz mit „Entschuldigung" beginnen.
- Zuckerstreuer sind, ob du es glaubst oder nicht, kein verdammtes Spielzeug. Wirklich nicht.
- Wenn ein Kellner freundlich ist, dann ist er neu.
- Der Aschenbecher ist für Zigaretten da. Nur für Zigaretten.
- Behaltet das Kupfergeld für euch. Wir sind keine Sparkasse.
- Tut genau, was ich sage, und vielleicht werden wir ja doch noch so was wie Freunde.