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"Ich bin gegen Schwule" – YouTube-Rapper outet sich und verträgt das Echo nicht

Video gesperrt, aus dem Netzwerk geworfen, von Rap und YouTube-Kollegen abgelehnt: Nach seinem Statement läuft es für Mert ziemlich mies.

Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "Mert Ansage verbreitet"

YouTube war früher verspielter. Damals, als man sich noch verpixelte Videos wie das von dem Typen im Büro angeschaut hat, der plötzlich seinem Röhrenmonitor einen wütenden Klaps gab und ihn schließlich mit seiner Tastatur vom Tisch fegte. Heutzutage gibt es YouTuber wie Mert, die die Videoplattform (erfolgreich) mit zeitraubendem Content zumüllen. Vlogs, FIFA-Matches, Döner-Wettessen, Ausraster und Gossip-Talk unterhalten seine über 700-Tausend Abonnenten wohl trotzdem prächtig. Und wie so unübersichtlich viele seiner Kollegen rappt er natürlich auch. Also wäre Mert eigentlich ziemlich egal, wenn er nicht diese Woche mit einem offensiven Outing für Furore gesorgt hätte.

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In seinem inzwischen in Deutschland gesperrten Video "Statement" schimpft er mit Aussagen wie "Ich toleriere Schwule einfach nicht" und "Ich bin gegen Schwule […] ist unmenschlich sowas" in die Kamera, während seine Stirnader immer stärker anschwillt und man sich fragt, ob man nicht doch gerade das Nachmittagsprogramm von RTL guckt. Warum ist der denn so sauer? Grund für seine vielen Statements war die Kritik an einem gemeinsamen Video mit YouTuber-Kollegin und derzeitiger DSDS-Jurorin Shirin David. Demnach waren viele David-Fans empört darüber, dass sie mit einem homophoben YouTuber zusammenarbeitet. Das wiederum findet Mert nicht in Ordnung. Die Beiden haben doch nur Nutella gegessen und überhaupt: "Wir hatten so viel Spaß mit dem Video."

Da die Kritik vor allem aus der offen homosexuellen YouTuber-Ecke kam, verteidigt Mert seine homophobe Einstellung und will dafür auch nicht angegriffen werden. Denn das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen! Oder auch nicht, sorgten wohl die vielen Meldungen des Videos wegen "Hasserfüllter/beleidigende Inhalte" dafür, dass es zur Sperrung kam. Und dann hat sich auch noch  Merts YouTube-Netzwerk Divimove "mit sofortiger Wirkung" von ihm getrennt. Bezeichnend, dass er in seinem "Statement" behauptet, ja nie richtig viel Geld mit YouTube verdient zu haben. Jetzt will er in die Rap-Welt flüchten, denn: "Rap ist asozial."

Wenn Mert aber glaubt, dass er für seine homophoben Aussagen von der Szene mit offenen Armen empfangen wird, könnte er nicht falscher liegen. Denn auch Rap will ihn nicht. So äußerten sich schon die Kollegen von HipHop.de, dass Homophobie absolut kein Platz im HipHop haben dürfe und auch Rapper 3Plusss kritisierte den YouTuber scharf.

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Angesichts der besagten hohen Abonnentenzahlen und seiner engagierten "AmkArmy", die seine Ansichten auf in den sozialen Medien aufs Dümmste verteidigen, wird sich Merts irgendwann erscheinendes Album bestimmt auch für ihn zufriedenstellend verkaufen. Immerhin hat er gerade in seinem neuen "Statement 2" behauptet, dass seine erste Ansage trotz des hohen Engagements vieler YouTuber lediglich 20.000 Dislikes haben würde und dafür 90.000 Likes. Fraglich bleibt, ob ihn darüber hinaus jetzt noch irgendjemand für Shows bucht oder sonstwie öffentlich unterstützen wird. Bei der geringen Aufmerksamkeitsspanne des Internets könnte aber auch das durchaus passieren.

Immerhin kann man sich mit dem Gedanken trösten, dass selbst auf YouTube noch geistiger Dünnschiss erkannt wird und für angeekelte Gesichter sorgt. Ein kurzer Blick in die Trends und die vielen Reaktionsvideos von großen und kleinen YouTubern, die sich gegen Mert richten und für mehr Akzeptanz gegenüber Homosexuellen plädieren, reicht da schon.

Wer war nochmal Mert? Dieser eine homophobe YouTuber. Mehr muss man eigentlich nicht mehr wissen.

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