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Die Million Dollar Homepage ist heute ein Millionengrab

Einst war sie die wohl cleverste Studenten-Idee, um im Internet so richtig Geld zu verdienen. Doch wie restauriert man eigentlich eine Website, auf der jeder Pixel ein Link ist?
Bild: Million Dollar Homepage

Ein britischer Student hatte 2005 eine geniale Idee, um ohne großen Aufwand schnell an Geld zu kommen: Alex Tew startete die Million Dollar Homepage, auf der Interessenten für einen Dollar pro Pixel "ein Stück Internetgeschichte" erwerben konnten. Insgesamt standen eine Million Pixel zum Verkauf und jeder, der wollte, konnte sein Werbebanner auf ein Rechteck von mindestens 10x10 Pixel platzieren und zu einer beliebigen URL verlinken. Obwohl die letzten freien Pixel auf der völlig zugepflasterten Million Dollar Homepage bereits vor über einem Jahrzehnt auf eBay versteigert wurden, ist die Seite noch heute aktiv. Die bunten Kästchen werben wie eh und je für Online-Kasinos, Noni-Saft aus Tahiti und Studienreisen nach China.

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Auf den ersten Blick wirkt die Million Dollar Homepage wie ein perfekt konserviertes Stück Internetgeschichte. Die einzige sichtbare Änderung ist der Link zu Tews Twitter-Account. Ansonsten sieht die Seite heute noch genauso aus wie vor zwölf Jahren. Doch von den insgesamt 2.816 Links auf der Seite sind heute nur noch 1.780 aktiv. 489 Links leiten auf andere Verkaufsseiten weiter und 547 Links sind komplett tot.

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Für John Bowers vom Harvard Library Innovation Lab ist die die Million Dollar Homepage ein Paradebeispiel dafür, welches gigantische Problem tote Links bei der Archivierung von Netzinhalten darstellen. In einem Blogpost argumentiert er, dass die Million Dollar Homepage nur dann ein echtes Internet-Artefakt sein kann, wenn auch die Links restauriert werden. "Natürlich hat die Seite trotzdem ihren Wert. Sie ist ein Beispiel dafür, wie schnell sich die Internetkultur wandelt, welches Potenzial in ihr steckt und wie bizarr sie zuweilen ist. Doch wenn man genau hinschaut, ist die Seite eigentlich nur ein leeres Inhaltsverzeichnis", meint Bowers.

Glücklicherweise sind die meisten historischen Links dank nützlicher Internet-Tools noch nicht ganz tot. Mit der Wayback Machine kann man beispielsweise noch immer Momentaufnahmen der meisten Websites abrufen. Bowers glaubt, dass man die Million Dollar Homepage mit Hilfe der Wayback Machine und ähnlichen Diensten wieder in den Zustand von 2005 versetzen könnte. Dafür müsste man die Links auf die "Snapshots" der Internetseiten von damals umleiten.

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Genau diese Strategie verfolgt auch Harvards Perma.cc-Projekt, an dem Bowers arbeitet. Durch Permalinks sollen wissenschaftliche Publikationen dauerhaft erhalten bleiben – selbst wenn sich die entsprechenden Websites verändern. Das Interesse an der Internet-Archivierung ist hoch – erst im vergangenen Jahr erhielt Harvard Fördergelder in Höhe von 700.000 US-Dollar für das Permalink-Projekt.


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Doch sowohl Dienste wie die Wayback Machine als auch Perma.cc stoßen an ihre Grenzen. Denn manchmal versuchen Anbieter auch, die Archivierung ihrer Inhalte aktiv zu verhindern. Das zeigt aktuell der Fall von SoundCloud: Nachdem Gerüchte die Runde machten, dass der Audio-Streaming-Dienst bald abgeschaltet werden würde, begannen besorgte Nutzer, SoundCloud-Inhalte abzuspeichern. Doch nur wenige Tage später setzte SoundCloud diesen Bemühungen ein jähes Ende – der Grund: Die Speicherung der SoundCloud-Daten verstoße gegen die AGBs und Nutzungsbedingungen.

Archivierte Inhalte spielen eine immense Rolle, um Geschichte am Leben zu halten und für nachfolgende Generationen zu bewahren. Doch wie das Beispiel der Million Dollar Homepage zeigt, kann im Informationszeitalter nicht immer garantiert werden, dass diese Geschichte auch erhalten bleibt.