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Rassismusvorwürfe

Schweizer Putzmittelhersteller "Anti Black" versteht Aufregung um seinen Namen nicht

"Dass sich eine dunkelhäutige Person daran stört, finde ich voll daneben", sagt die Geschäftsführerin auf Anfrage von VICE.
Herbstmesse Basel Rassismusvorwurf Putzmittel Anti Black 2018 Schweiz
Auch auf der Verpackung der Reinigungsprodukte prangt der Firmenname | Foto mit freundlicher Genehmigung von Anti-Black

"Anti-Black.ch" steht mit weissen Lettern auf einem roten Banner über einem Marktstand an der Herbstmesse Basel. Was auf den ersten Blick wie eine politische Botschaft aussieht, ist eine etwas unglückliche Werbung. Damit bewirbt der Putzhersteller Anti-Black seine Produkte aus Ochsengallenseife.

Dass diese Namensgebung Schwarze Menschen kränken kann, weiss die Firma seit diesem Wochenende. "Zuerst dachte ich mir, es sei ein schlechter Witz", sagt eine Schwarze Besucherin gegenüber 20 Minuten. Sie halte diesen Namen für politisch inkorrekt, so ihr Fazit.

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Mohrenköpfe, N****-Schnitten – in der Schweiz gibt es einige Organisationen, die rassistische Produktnamen mit Tradition verteidigen. Das Argument von Unternehmensseite ist in beiden Fällen: War so, ist so, wird so bleiben.


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Ähnlich argumentiert auch der Putzmittelhersteller Anti-Black. Gegenüber VICE sagt die Geschäftsführerin: "Mein Vater gründete die Firma vor 41 Jahren, schon damals hiess sie so." Zwischenzeitlich war die Firma im Handelsregister als KoDan GmbH registriert. "KoDan hiess die Firma, als ich noch mit meinem Ex-Mann verheiratet war. Als er die Firma verlassen hat, habe ich vor vier Jahren wieder den ursprünglichen Namen übernommen." Namentlich möchte sie nicht genannt werden. Sie wolle nicht noch einen grösseren Rummel um ihr Geschäft.

Die Inhaberin kann die Aufregung um den Firmennamen nicht verstehen: "Dass sich eine dunkelhäutige Person daran stört, finde ich voll daneben." Schliesslich sei mit dem Namen gemeint, dass das Putzmittel Schmutz beseitige, der nunmal schwarz sei und nicht weiss. "Auch von dunkelhäutigen Kunden habe ich noch nie negative Rückmeldung erhalten. Der Name richtet sich nicht gegen dunkelhäutige Menschen. Wer den Namen mit Diskriminerung in Verbindung bringt, denkt nicht nach", findet sie.

Etwas anders sieht das Giorgio Andreoli, Leiter der Beratungsstelle "Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus" in Bern: "In solchen Fällen liegt die Deutungsmacht bei der Person, die sich daran stört oder sich deswegen verletzt fühlt." Den Namen findet er nicht optimal: "Wenn ein Putzmittel Anti-Black heisst, suggeriert das, dass schwarz etwas Dreckiges ist. Im heutigen gesellschaftlichen Kontext wäre es vielleicht besser, würde die Firma den Namen nochmals überdenken."

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