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Nur Autofreie Städte sind sichere Städte

Ein Bericht zeigt, dass es tatsächlich möglich ist. In der holländischen Stadt Houten gibt es keine Autos und fast keine Verkehrstote.

Image: Flickr

Wenn wir im Jahr 2013 über Kindersicherheit reden, reden wir in den meisten Fällen über Waffen. Dass es weniger Waffengewalt, Massenschießereien geben muss und dass illegale Waffen nicht mehr auf den Straßen zu kaufen sind. Zeitlich betrachtet ist die Debatte auch angemessen, wenn man die niemals endenden Berichte über Erschossene sieht. Aber wenn wir unsere Städte und Vorstädte wirklich sicherer machen wollten, dann würden wir über Autos reden.

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Der Begriff „Auto-Gewalt" hat nicht den gleichen Ton oder den moralischen Imperativ wie Waffengewalt. Aber vielleicht sollte er das. Genauso klingt „Autokrontrolle" ziemlich drakonisch. Aber vielleicht ist das genau das, was wir brauchen. 2012 gab es 8.855 Todesfälle durch Schusswaffen. Im selben Jahr gab es mehr als vier Mal so viele Verkehrstote. Mit anderen Worten: 2012 gab es einen Anstieg von 9% der Verkehrstoten, 2011 waren es 32.367. Autos sind die größeren Mörder.

Das muss aber gar nicht sein. Ich wurde daran erinnert, dass eine „autokontrollierte" Zukunft machbar ist, als ich den Bericht von Fast Company las, der sich mit der holländischen Stadt Houten (Bevölkerung 45.000) befasst. Die Stadt wurde vor Jahrzehnten gegründet, um steigenden Bevölkerungszuwachs aufzunehmen, dabei sollte aber die gesamte Autokultur gemieden werden. Für Amerikaner ist das ein Paradox: Eine Vorstadt, die Autos meidet. Die Bewohner können zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu Schule, zur Arbeit fahren, oder den Zug nehmen, und das alles innerhalb des Stadtringes, ohne jemals ein Auto zu nutzen. Eltern lassen ihre 6-jährigen alleine zu Schule fahren.

Autos fahren nur außerhalb des Ringes der Stadt und müssen das Stadtinnere meiden. Aufgrund des fußgängerfreundlichen Stadtplanens sei es nicht ungewöhnlich, „dass, wo sich Fahrräder und Autos die Straßen teilen, Schilder und roter Asphalt es klar und deutlich zeigen, dass Fahrradfahrer hier Priorität haben. Es ist normal ein Auto zu sehen, dass langsam hinter zwei radelnden Senioren hinterherfährt."

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Als Resultat gibt es hier pro Jahrzehnt nur eine Handvoll Verkehrstote. Zwischen 2001 und 2005 gab es sogar nur einen einzigen Verkehrstoten. Einen. Als beliebiger Vergleich: Allein acht Menschen starben beim herumfahren in Missouri am Thanksgiving Wochenende.

Image: Houten

Amerikaner lassen es währenddessen auf schamlose Weise zu, dass es auf ihren Straßen zu massenhaften Verkehrstodesfällen kommt, ohne dieses Problem auch nur annähernd als so schwerwiegend zu betrachten wie den Tod durch Waffengewalt. Bei Toten durch Waffengewalt gibt einen Bösewicht. Autounfälle sind hingegen elementar. Sie sind unglückliche Naturgewalten, wie Tornados. Was so gar nicht stimmt. Autounfälle sind das Resultat schlechten Planens, von Gier und von einer Kultur, die Rücksichtslosigkeit auf der offenen Straße glorifiziert.

Wenn du willst, dass deine Kinder in den Vororten sicher sind, solltest du deine Zeit wahrscheinlich eher darauf verwenden, Fußgängerzonen sicherer zu machen, als dich für die Waffenkontrolle-Kampagne aufzuopfern. Laut DMV  passieren die meisten Verkehrsunfälle 40 km von dem eigenen Zuhause entfernt. Fast Company über Houton:

… Houten wurde mit zwei verschiedenen Fortbewegungs-Netzwerken entwickelt. Das Rückgrat der Community ist ein Netzwerk von linearen Parks und Wegen für Fahrradfahrer und Fußgängern, von denen alle im kompakten Stadtzentrum und beim Bahnhof zusammenlaufen … Alle wichtigen Gebäude befinden sich im autofreien Raum. Zu Fuß oder mit dem Rad ist alles zu erreichen. Alles fühlt sich nah dran an. Alles fühlt sich sicher an.

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Das zweite Netzwerk, welches hauptsächlich für Autos gebaut wurde, ist so platziert, dass es mit dem ersten Netzwerk nichts zu tun hat. Eine Ringstraße umkreist die Stadt. Zugang in das Innere gibt es auch. Die Straßen führen zu jeder Haustür, aber wenn man vom Bahnhof nach Hause fahren will, dann muss man wieder auf den Ring. Die Ringstraße mit ihren nach innen führenden Straßen sieht aus wie lauter gebrochene Speichen eines großen Rads.

Die Autofahrer müssen Umwege machen, den Fußgängern wird es einfach gemacht. Und deswegen sterben Jugendliche nicht ständig bei Autounfällen. Kinder werden nicht von SMS-schreibenden Fahrern umgefahren.

Natürlich wollen Autohersteller nichts von alldem. Eben so wenig wollen es die Autoliebhaber. Sie bestehen darauf, dass Autounfälle die Schuld von schlechten Fahrern sind. Sie sind der Meinung, dass alle Planungen, Designs und Richtlinien, die das Autofahren einschränken, eine Einschränkung der Freiheit darstellen. Und währenddessen sterben Menschen in Autrowracks. Jugendliche, Senioren, Schauspieler aus Filmen, bei denen es ums Fahren wie ein Verrückter geht.

Viel mehr Amerikaner sterben bei Autounfällen, als durch Waffengewalt (was viel über eine Nation aussagt, die besessen davon ist, sich selber zu erschießen). Aber es gibt Anzeichen, dass die große Autoliebe zurückgeht; Junge Menschen ziehen in die Städte, wo sie viel mehr zu Fuß gehen und öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Trotzdem scheint dies nicht schnell genug voranzugehen. Noch immer sterben Tausende von Menschen in ihren Autos. Wenn uns sicherer Communities wirklich wichtig wären, dann sollten wir eine Zukunft ohne Autos ins Auge fassen. Wir brauchen Autokontrollen viel dringender, als Waffenkontrollen.