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Listicle

8 Nu Metal-Videos, die alle Jugendsünden perfekt beschreiben

Falls du damals nicht dabei warst: Du hast was verpasst.

Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "Break Stuff" von Limp Bizkit

Es gab eine Zeit, da hat Nu Metal im Mainstream-Rock alles weggefickt. Ende der Neunziger und Anfang der 2000er feierte jeder Jugendliche diesen undefinierten Mix aus Hardcore-Grooves, Metal und Rap, der sich textlich nicht sonderlich stark von dem Selbstmitleid der späteren Emo-Welle unterschied. Da damals noch Musikvideos ein wichtiges Instrument waren, um CDs zu verkaufen und Bands bekannt zu machen, sparten die Plattenfirmen nicht an Aufwand. Es lohnt sich also wider Erwarten sehr, nochmal zurückzublicken in eine Zeit der Dreadlocks, Skateboards, Baggie-Pants und Teen Angst. Hier sind die besten Nu Metal-Videos aller Zeiten:

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Limp Bizkit – "Rollin" (2000)

"Rollin'" beginnt damit, dass Ben Stiller und Stephen Dorf (spielte Deacon Frost, den Bösewicht aus Blade, Gott, ist das lange her) mit einem Cabrio vorfahren, den zufällig auf einer Bank sitzenden Fred Durst für einen Hotelpagen halten und ihm die Autoschlüssel hinschmeißen. Natürlich sackt der Sänger mit dem roten umgedrehten Cap seine seltsam überstylten Bandmitglieder ein, um durch die Stadt zu cruisen. Das eigentliche Highlight ist aber, dass Limp Bizkit den Song auf einem verdammten Helikopter-Landeplatz auf dem Dach einen Hochhauses performen. Und das war nicht irgendein Wolkenkratzer, das war – jetzt bitte kurz hart schlucken – der Südturm des damals noch intakten World Trade Centers. Es wird noch absurder: Limp Bizkit gewannen für dieses Video, das auch Tänzerinnen beinhaltet, die Fred Dursts eigenwilligen Tanzstil in einer Choreographie begleiten, einen MTV Video-Award. Daraufhin bekamen sie vom WTC einen Glückwunsch-Obstkorb – am 10. September 2001. Einen Tag später wurde das Video für einige Zeit nirgends mehr gesendet.

Korn – "Freak On A Leash" (1999)

Korns "Freak On A Leash" lässt erahnen, wie viel Mühe und Geld vor fast 20 Jahren noch in Musikvideos gesteckt wurden. Die Story wird anfangs in einem charmant abgefuckten Comic-Look erzählt, der das Cover ihres Durchbruchscovers Follow the Leader aufgreift. Dann geht es plötzlich in die reale Welt, in der wir die Flugbahn einer Pistolenkugel verfolgen, die man leicht als Matrix-Referenz deuten könnte. Tatsächlich erschien das Video jedoch einen Monat vor Kinostart des Blockbuster-Gamechangers. Korn beherrschten damit endgültig die Musikvideo-Sender.

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Coal Chamber – "Loco" (1997)

Coal Chamber waren damals sowas wie die Zirkus-Version von Korn. Sie wollten viel verrückter sein, hatten deshalb auch seltsame Frisuren und die obligatorischen bunten Kontaktlinsen, aber so richtig hat ihnen das alles keiner abgekauft. Sie sahen halt aus wie Gothic-Raver. Trotzdem war "Loco" ein kleiner Hit, auch dank des Musikvideos, das aufgrund der für diese Zeit typisch-epileptische Horrorfilm-Ästhetik bis heute unterhält – nicht nur, weil Ozzy Osbourne als verrückter Eiscreme-Verkäufer dabei ist. Vielmehr zeigt der Clip Menschen, die ihr Misfit-Dasein umarmt haben und sich nicht nur optisch klar von der Gesellschaft abgrenzen. Sehr dangerous und loco …

Papa Roach - "Last Resort" (2000)

Fast hätten wir das Video nicht gewählt. Da passiert doch nichts, außer dass die Band inmitten der Fans auf einer grell leuchtenden Bühne steht und den Song runterspielt. Wir wollten schon darüber schreiben, wie "Broken Home" doch das viel bessere Video ist, das die früheren Tabuthemen wie Gewalt und Streit zwischen den eigenen Eltern und dem schweren Schicksal von Scheidungskindern behandelt. Aber dann haben wir nochmal "Last Resort" geschaut.

Immer wieder wird auf einzelne Zuschauer gezoomt und sie in ihren privaten Zimmern gezeigt, wo sie mit ihren Problemen allein sind. Erst durch die Musik können sie komplett loslassen. Dadurch entsteht das Bild eines Haufens von unsicheren Jugendlichen, die sich nur dank der Band zusammengefunden haben und dort eben mal nicht die Außenseiter sind. Allein, dass auf MTV nicht nur die "Fucks" rausgeschnitten, sondern auch jegliche Wörter, die einen Bezug zu Selbstmord herstellen, nicht zu hören sein durften, zeigt, dass Nu Metal viel mehr war als nur coole Musik zum Skaten.

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Deftones – "Back to School" (2000)

Deftones Chino rollt mit Skateboard und Baggie-Chinos über den Highschool-Hof, singt im Klassenzimmer auf den Tischen und versammelt die komplette Schule in der Sporthalle, um zu seiner Band abzugehen. Die Fantasie, als früherer Außenseiter zurück zur Schule zu kommen, alle Regeln zu brechen und von jedem gefeiert zu werden – wer hatte sie nicht und wann wurde sie jemals so unpeinlich inszeniert?

Slipknot – "Spit It Out" (1999)

Slipknot machten gleich mit ihrem zweiten Musikvideo klar, dass sie extremer als alle Genre-Kollegen sind. "Spit it Out" war eine Hommage an den Horrorklassiker Shining und damit zu brutal für MTV. Die Live-Sequenzen zeigten eine Band, in der viel mehr Leute als gewohnt auf der Bühne rumsprangen und groteske Masken und grell-orange Overalls trugen. Der neue Elternschocker war geboren.

Limp Bizkit – "Break Stuff" (2000)

Es gibt kaum ein Video, was die Zeit um die Jahrtausendwende so einfängt, wie "Break Stuff". Allein die übertriebene Anzahl der Cameos ist ein einziger Nostalgiehagelschauer: Eminem, Korns Jonathan Davis, Snoop Dogg, Dr. Dre, Flea von Red Hot Chili Peppers, Seth Green (der rothaarige Werwolf aus Buffy) und so weiter. All diese damals omnipräsenten Gesichter wechseln sich mit Fans ab, die vor der Kamera den Text dieser Hymne für Jugendzimmer-Rebellion von sich geben. Dass das Ganze in einer Skatehalle spielt, lässt uns sehnsüchtig an unser altes Board denken, was sich im Keller unter einer immer dichteren Staubschicht versteckt.

Linkin Park – "In The End" (2001)

1999 erschien Star Wars: Episode I, ein CGI-Spektakel, dass zwar optisch ein geringeres Haltbarkeitsdatum hatte als Bio-Bananen, aber uns alle spitz auf Animationen machte. Genau deswegen waren wir auch von "In The End" geflasht. Da stand eine Band auf einem mystischen Statue, in einer endlosen Marswüste und ein Wal schwomm durch die Luft. In unserer Naivität dachten wir, dass das nächste Level war. Dagegen wirkten alle anderen Videos plötzlich wie billige Straßenproduktionen. Irgendwann zogen im Video dunkle Wolken auf, Sänger Chester Bennington schreitsingt sich intensiv ins Finale und wir waren süchtig nach allem, was von dieser Band noch kommen würde … Nach dem folgenden Album Meteora waren wir aber recht schnell wieder clean und Nu Metal ausgelutscht.

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