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25 Jahre „Smells like Teen Spirit“—und keiner kann mitsingen

Der berühmte Nirvana-Song hat eine ganze Generation geprägt, ohne dass jemand wusste, worum es überhaupt ging.

Smells Like Teen Spirit"—wie ich diesen Song geliebt habe. Natürlich hat ihn mir mein älterer Bruder gezeigt, natürlich war ich sofort von dieser simplen Energie fasziniert, natürlich habe ich das Riff später mehr als 1000 Mal auf der Gitarre gespielt und natürlich habe ich nie die Lyrics verstanden. Der berühmte Nirvana-Song, der die Band und Grunge als Genre in den Mainstream brachte, erschien fast auf den Tag genau vor 25 Jahren. Eine kleine Schweigeminute bitte, in der du andächtig das Intro vor dich hinsummst und an die Anarcho-Cheerleader aus dem ikonischen Musikvideo denkst.

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Aber zurück zum Songtext. Wann immer der Song in irgendeinem Alternative-Club gespielt wird, imitiert die Meute laut gröhlend die Gitarre und geht ab. Doch den Refrain mitsingen? Da wird es verdächtig ruhig. Kein Wunder, zieht Kurt Cobain die Wörter in der Strophe bis fast zur Unkenntlichkeit zusammen und schreisingt im Refrain guttural herum. Klingt dafür aber geil. Und selbst wenn du alles verstehen würdest: Hast du dir in einer ruhigen Minute den Text schon mal durchgelesen? Das kannst du dank Internet ja jederzeit, damals gab es im Booklet von Nevermind leider nur einzelne Textfragmente. Niemand wusste also genau, was er sich da ständig anhörte. Irgendwann hatte dann MTV immerhin im Musikvideo den Text parallel eingeblendet.

Was aber Zeilen wie „A mulatto, an albino / A mosquito, my libido / Yeah, hey, yay!" und „I found it hard, it's hard to find / Oh well, whatever, nevermind" bedeuten sollen? Weiß keiner so genau. Cobain wurde oft nach dem Sinn seines Songs gefragt und gab an, es ginge einfach um ihn und seine kleine, ungezügelte Gruppe von Freunden oder Gegensätzlichkeiten, die zeigen sollen, wie lächerlich die Idee einer Revolution ist. In dem Buch Come As You Are: The Story of Nirvana glaubt der ehemalige Nirvana-Drummer Dave Grohl offenbar nicht, dass der Text irgendwas aussagen soll: „Zu sehen, wie Kurt die Lyrics fünf Minuten vorher aufschreibt, bevor er sie einsingt, macht es schwer zu glauben, dass der Song irgendetwas aussagen soll."

Na also. Dann ist es ja gar nicht so schlimm, wenn du den Song heute laut aufdrehst und irgendwas in deinen Raum brüllst. Kurt hätte das verstanden.

Foto: Imago