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Diese Menschen haben sich wegen Corona einen Hund geholt

"Gerade fühlt es sich an, als wäre Archie ein riesengroßer Fehler gewesen" – Emma, New York City.
Eine Collage aus drei Hunden; Diese Menschen haben sich wegen Corona einen Hund geholt
Bowi, Floyd und Archie | Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von den Interviewten bereitgestellt. 

Wenn es einen Gewinner der aktuellen Pandemie gibt, dann sind es Hunde. Plötzlich sind ihre Herrchen und Frauchen den ganzen Tag zuhause und können gar nicht oft genug mit ihnen um den Block laufen. Für Hunde wird 2020 als verdammt gutes Jahr in die Geschichte eingehen. Welpen kosten dieses Jahr übrigens doppelt so viel wie noch 2019.

Wenn du jetzt so dringend einen Hund brauchst, wie im April deinen Vorrat an Toilettenpapier, dann bleib ganz ruhig. Nur weil du dir einen Hund holen könntest, heißt das nicht, dass du es auch tun solltest. Wir haben mit Hundebesitzern auf der ganzen Welt darüber gesprochen, wie sich der Neuzugang so macht und ob sie ihre Entscheidung bereuen…

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Hanna and ihr Hund Lulu – Melbourne, Australien

Hannas Hund Lulu

Lulu

Für Hanna und ihren Ehemann Dave hat der kleine Schnauzer Lulu im Lockdown viel Energie in ihre Stadtwohnung in Melbourne gebracht. "Wir haben sogar von Betrug gehört. Anscheinend gibt es Leute, die irrsinnige Summen bezahlen, um auf eine Warteliste für einen Welpen zu kommen und später erfahren sie dann, dass es gar keinen Hund gibt," erzählt Hanna. Die beiden sind zwar nicht auf einen Betrüger reingefallen, aber Lulu aus dem 2.000 Kilometer entfernten Queensland nach Melbourne zu bekommen, war trotzdem reichlich kompliziert.


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"Wegen Covid haben die Airlines nur noch Hunde transportiert, die mindestens zwölf Wochen alt waren und selbst diese Transporte wurden oft in letzter Minute noch abgesagt. Am Ende wurde Lulu für 210 Euro mit dem Auto quer über den Kontinent zu uns gefahren."

Aktuell dürfen die Menschen in Melbourne jeden Tag zwei Stunden raus, aber mit Lulu gelten für das Paar andere Regeln. “Weil sie erst elf Wochen alt ist, muss sie noch die letzten Impfungen abwarten, bis sie raus darf“, sagt Hanna. Aber das war es wert. "Am Ende zählt einfach der Spaß. Lulu will ständig spielen und ist sehr anhänglich."

Emma und ihr Hund Archie – New York City, USA

Emmas Hund Archie

Archie

"Ganz ehrlich? Gerade fühlt es sich an, als wäre Archie ein riesengroßer Fehler gewesen“, erzählt Emma, die Archie zusammen mit ihrem Freund im Juli adoptiert hat.

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Im April wurde New York von Corona überrollt, der ganze Staat war in Panik. Zu der Zeit hat Emma begonnen, nach Züchtern und Tierheimen zu suchen. "Ich bin mit Hunden aufgewachsen und als der Lockdown losging, habe ich mich immer öfter dabei ertappt, wie ich Hunde auf Instagram oder auf der Straße anschmachte." Im Juli zog Archie ein.

Aber so ein Labrador-Schäferhund-Mix in einem kleinen Einzimmerappartment im 45. Stock ohne Balkon ist echt hart. Es war ein Albtraum. "Wir dachten, ein tierischer Freund würde uns öfter aus dem Haus treiben", sagt Emma. Aber sie haben ihre Überlegung ohne Archie gemacht – denn der hat Angst vor Lärm. Und davon gibt es mitten in New York reichlich. Da saßen die beiden also: Mit Hund in ihrer winzigen Wohnung, und kamen seltener raus als zuvor.

Außerdem war es fast unmöglich, Archie stubenrein zu bekommen. "In den ersten Wochen habe ich fast jeden Tag geheult", erzählt Emma. Sie und ihr Freund haben mehrmals überlegt, Archie zurück ins Heim zu schicken. "Wenn wir es nochmal machen könnten – wir hätten uns mehr Zeit gelassen. Einen Welpen zu erziehen ist hart, und New York ist hart und Covid sowieso. Aber Archie ist unser Sohn und wir hängen da jetzt zu dritt drin."

Emilie und ihr Hund Bowi – Amsterdam, Niederlande

Emilies Hund Bowi

Bowi

Emilie hat ihren Hund Bowi im Mai adoptiert. Zu der Zeit galten in Amsterdam zwar Lockdown-Regelungen, aber eher lockere, verglichen mit anderen europäischen Ländern. "Ich habe schon länger überlegt, mir einen Hund zuzulegen“, sagt Emilie. "Als der Lockdown losging, war der Hund von meinem Bruder für ein paar Wochen bei mir und wenn ich das hinkriege – warum dann nicht ein eigener Hund?"

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Sie hat Bowi aus einem Tierheim in Portugal adoptiert und das kleine Hundemädchen war vier Monate alt, als sie in Amsterdam ankam. "Sie ist ein Mischling, sieht aber am ehesten aus wie ein Dackel", sagt Emilie. Die Adoption lief problemlos. Nicht so einfach war es, Bowi zu trainieren. "Man braucht viel Disziplin, Planung und Ausdauer. Aber es wird."

Bowis Training wirkt sich auch auf Emilies Job aus. Sie hat sie mit ins Büro genommen. Dort konnte Bowi mit einem älteren Hund spielen und von ihm lernen, aber seit Oktober gelten in Amsterdam wieder strengere Beschränkungen und Bowi muss wohl mit Emilie den Winter über zu Hause bleiben.

Victoria und ihr Hund Ozu – Grenada, Spanien

Victorias Hund Ozu

Ozu

Während dem ersten strengen Lockdown im März hatten Spanier mit Hund Glück: Sie durften das Haus verlassen. Was haben die Leute also gemacht? Manche haben ihre Hunde an den Meistbietenden für einen Spaziergang vermietet, andere haben einen Fake-Hund angeleint und ihn Gassi geführt.

Victoria und ihr Freund hatten bis zum Lockdown nie die Zeit, einen Hund zu erziehen und zu trainieren, weil beide ständig gearbeitet haben. "Während des Lockdowns haben wir uns dann gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann?"

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Das Paar hat sich im April Ozu ausgesucht, einen 40 Tage alten Labrador. "Wir haben ein kleines Haus und es ist hart, da eingesperrt zu sein." Mit so einem jungen Hund hatten die beiden gar nichts von den Regelungen für Hundebesitzer – Ozu musste im Haus bleiben, bis er drei Monate alt wurde und er seine Impfungen bekommen hat. "Der Vorteil war ganz klar, dass wir mit Ozu zuhause sein konnten und er nichts aus Langeweile oder Angst kaputt gemacht hat."

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Tracey und ihr Hund Floyd – London, UK

Traceys Hund Floyd

Floyd

"Tatsächlich hat es für uns sehr gut funktioniert mit einem jungen Hund", sagt Tracey über ihren italienischen Windhund Floyd. "Mein Partner und ich wollten sowieso einen Hund, unabhängig vom Lockdown. Und Floyd fanden wir genau zu der Zeit, als der Lockdown in London anfing. Wir mussten ihn eine Woche früher holen und dem Züchter war das gar nicht recht, wegen unnötiger Reisen und so", erzählt Tracey.

Der Lockdown hat dafür gesorgt, dass sich Floyd sehr schnell eingelebt hat, viel schneller, als wenn Tracey und ihr Partner zur Arbeit gemusst hätten. "Ich weiß nicht, wie es anders funktioniert hätte. Floyd hätte richtig gelitten."

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