FYI.

This story is over 5 years old.

Universität

An dieser Uni kannst du jetzt ein Taco-Seminar belegen

An der University of Kentucky kann man sich ab diesem Semester mit der „Schriftlichkeit des Tacos“ auseinandersetzen. Wir haben mit dem Seminarleiter über die Kursinhalte gesprochen—und ja, Tacos essen gehört dazu.
Foto von Russell Mondy via Flickr

Wissen ist Macht. So viel ist klar. Aber in den USA geht man da noch einen Schritt weiter: Hier sind Tacos der Schlüssel zur ultimativen Erkenntnis.

Kein Wunder: Hier werden sogar mehr Tortillas als Brot und mehr Salsa als Ketchup verkauft. Klar, dass man da alles über Tacos wissen will—gerade auch in Kentucky. Die hispanoamerikanische Bevölkerungsgruppe wächst hier schließlich am viertschnellsten.

Und jetzt kann man in Kentucky sozusagen Tacowissenschaft studieren. Die University of Kentucky bietet dieses Semester erstmal ein Seminar mit dem Titel „Die Schriftlichkeit des Tacos—Öffentliches Interesse und mexikanisches Essen im Süden der USA." Das Seminar wird von Steven Alvarez geleitet, Assistenzprofessor am Fachbereich für Kreatives Schreiben, Rhetorik und Digitale Wissenschaft, und soll den Studierenden das mexikanische Essen in Kentucky und im Süden der USA näher bringen.

Anzeige

Ich habe mich mit Steven Alvarez unterhalten und wollte herausfinden, worum genau es bei dem Seminar geht und welche Aufgaben man machen muss, um zu bestehen (kleiner Tipp: Tacos essen und darüber schreiben).

MUNCHIES: Hi Steven. Wie bist du auf dieses Seminar gekommen? Steven Alvarez: Auf die Idee zum Seminar bin ich durch die Southern Foodways Alliance gekommen, eine Organisation, die die stetig verändernden kulinarischen Besonderheiten des amerikanischen Südens erforscht. Bei einem ihrer Symposien traf es mich wie ein Stein: Essen ist unglaublich wichtig. Ich habe so tolle Geschichten gehört, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Aber das Essen war dabei nur zweitrangig, vielmehr ging es um die sozialen Beziehungen zwischen Menschen, die dadurch entstehen.

Selbst im kleinsten Dorf in den Appalachen findet man immer noch ein mexikanisches Restaurant. Die gesellschaftliche Entwicklung des mexikanischen Essens ist wirklich interessant. Durch das Seminar können sich die Studierenden über das Essen mit Fragen nach Immigration, Gleichberechtigung, Arbeit, interkultureller Kommunikation und Schreiben auseinandersetzen.

Heutzutage sehen sich viele Studierende genötigt, etwas wie Wirtschaft oder Medizin zu studieren, denn man kann ja seinen Eltern nicht einfach sagen: „Ich möchte Schriftsteller werden!" Viele wollen dann auch im Laufe des Studiums Lehrer werden. Mit diesem Seminar haben die Studierenden mehr Flexibilität auch in einem aufs Schreiben ausgelegten Studiengang.

Anzeige

Wie kommt das Seminar bis jetzt bei den Studenten an? Wir haben auf jeden Fall mehr Teilnehmer als nötig waren. Und auch nach Semesterbeginn sind noch ein paar dazugekommen. Selbst diejenigen, die Schreiben eigentlich absolut hassen, lieben es auf einmal, wenn es um Essen geht.

Wie sieht der Seminarplan aus? Auf unserer Website gibt es alle Informationen. Wir untersuchen sozusagen die sprachlichen Manifestationen des Essens von multikulturellen Gruppenund wie durch diese Geschichten Essen und Menschen über Grenzen hinweg miteinander verbunden werden.Auch schauen wir uns die Geschichte des mexikanischen und mexikanisch-amerikanischen Essens in Kentucky an, indem wir über Rezepte und Geschichten schreiben, die sich um Themen wie Authentizität, lokale Varianten und Zubereitungsarten drehen. Außerdem geht es darum wie in Essensgeschichten Raum, Identität und Wissen verortet werden. Das sind die Themen der ersten Stunde.

Am Ende des Semesters können die Studierenden Wissen generieren, sie haben sich im Bereich des Food-Journalismus erprobt und kennen mehr vom mexikanischen Essen als nur fajita.

Wie sieht die Literaturliste aus? Das erste Buch ist Planet Taco: A Global History of Mexican Food, dann sprechen wir über Tacopedia und Taco USA. Im letzten Buch, Tortillas: A Cultural History, dreht sich alles um Tortillas, weil ich meinen Studenten bewusst machen möchte, dass bei einem guten Taco alles vom Tortilla abhängt.

Anzeige

Wie war die erste Stunde? Die Studierenden sollten über ihr Lieblingsessen aus Mexiko schreiben. Von fajitas bis zu churros war alles dabei. Sie sollten sich dann die Zutaten näher anschauen und es zu Hause ausprobieren.

ARTIKEL: Pizza ist jetzt offiziell eine Wissenschaft

Und welche Aufgaben muss man in deinem Seminar machen? Die Teilnehmer müssen Geschichten sammeln. Sie müssen Restaurants und Tacos in „Mexington", dem barrio in Lexington rezensieren. Ihre Ergebnisse sollen sie auch auf Instagram posten und dabei Hashtags nutzen, damit sie ihre Geschichten katalogisieren können. Außerdem gucken wir uns Videos von MUNCHIES an. Die Rezensionen sollen sie dann laut im Unterricht vorlesen. Und sie müssen sich Pete Wells Rezension des Señor Frog in der New York Times durchlesen.

Durch diese Aufgaben erlernen die Studierenden verschiedene Erzähl- und Recherchetechniken. Am Ende des Semesters können die Studierenden eigenständig Wissen generieren, sie haben sich im Bereich des Food-Journalismus erprobt und kennen mehr vom mexikanischen Essen als nur fajita.

Was sollen deine Studierenden aus diesem Seminar mitnehmen? Wie hilft ihnen das nach dem Abschluss? Die Teilnehmer jetzt haben alle ganz unterschiedliche Zukunftsvorstellungen. Einige wollen weiter Jura studieren, andere wollen einen Master in Englisch oder Kommunikationswissenschaften oder einem anderen Fachmachen. Wieder andere Studierende wollen für gemeinnützige Organisationen Förderanträge schreiben.

Ich hoffe eigentlich nur, dass meine Studierenden ihre Umgebung besser kennenlernen und vielleicht auch durch die neuen Verbindungen anderen beim Schreiben helfen können. Zum Beispiel könnten sie kleine mexikanischen Restaurants bei der Speisekarte oder der Website unterstützen.

Vor allem lernt man aber hier etwas über Rhetorik. Man wird natürlich nicht sofort ein Schriftsteller, aber ich gebe meinen Studierenden die Mittel an die Hand, damit sie sich als Autoren sehen und sich selbst ein Portfolio, das sie den Rest ihres Lebens nutzen können, aufbauen können.

Vielen Dank für das Gespräch.