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Alle Dinge, die am ersten April passieren

Am ersten April tun alle so, als hätten sie Humor. Leider bleiben auch unsere Facebook-Feeds nicht verschont.

Screenshot: Der Bearbeitungsverlauf von Straches Posting am ersten April 2015.

Morgen ist der erste April, der Feiertag aller Menschen, die denken, es sei lustig, wenn sie einem eine offensichtliche Lüge erzählen und dann laut „April, April!" schreien und letzten Endes eigentlich die einzigen sind, die wirklich über ihren Gag lachen. Deine sadistische Freundin wird dir erzählen, dass sie schwanger ist und der eine Freund, der es immer ein bisschen übertreibt, wird dir im Spaß erzählen, dass er Krebs hat und dann wirst du diesen Idioten drei Tage lang mit Schweigen strafen. Alles in allem wirst du alles hassen, was morgen passiert.

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Aber weil nicht nur deine Freundin und dein übereifriger Freund denken, sie hätten Humor, sondern auch im Internet der ein oder andere selbsternannte Prankster seinen Witzen freien Lauf lässt, wollen wir dich mental auf das vorbereiten, was morgen passieren wird. Sämtliche Pages, die du aus irgendeinem Grund mit Like markiert hast (vielleicht auch wir), werden morgen versuchen, dich zum Lachen zu bringen, zu verarschen und total flippig zu sein, wie unsere Mamas sagen würden.

Mach dich also bereit auf eine Lawine aus Zwinkersmileys, Witzen ohne Pointe und Satire, die eigentlich gar keine ist. Sag nicht, wir hätten dich nicht gewarnt.

Die Presse macht einen Witz, den keiner versteht

OK, Die Presse wollte mit ihrem Aprilscherz aus 2015  wahrscheinlich darauf hinweisen, wie absurd manche EU-Richtlinien sind—so absurd nämlich, dass man sich sogar vorstellen könnte, dass unsere heißgeliebte Panier verboten wird. Ein richtiger Schenkelklopfer. Das Internet hat den Artikel so ernst genommen, dass Die Presse einen Disclaimer und eine Scherz-Erklärung ans Ende des Artikels („Dieser Artikel ist ein Aprilscherz") setzen musste, was wirklich traurig ist. 2015 war Die Presse das, was das restliche Jahr über euer komischer Onkel aus Bad Oaschloch ist: Ein alter Mann, der denkt, er sei lustig.

Das einzig tatsächlich Lustige an dem Artikel war, dass Strache ihn empört und mit den Worten „Jetzt drehen sie völlig durch" auf seiner Facebook-Seite geteilt hat. Womit wir auch schon bei der nächsten fürchterlichen Prognose wären.

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Strache teilt einen Satire-Artikel und meint es ernst

Nicht erst einmal hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf seiner Page einen offensichtlich satirischen Artikel geteilt und bewiesen, dass Medienkompetenz keine zwingende Qualifikation für einen Bundesparteiobmann ist. Er hat nicht nur den Panier-Diskriminierungs-Artikel mit seinem Fan-Mob geteilt,

sondern mindestens einmal einen Artikel des deutschen Tagespresse-Pendants Der Postillon

. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es sich für einen Witz anfühlen muss, mit einem kurzen, schmissigen Kommentar von Strache auf Facebook geteilt zu werden und hoffe, dass mir eine solche Schmach niemals zuteil wird.

Jedenfalls gibt es für morgen zwei Horrorszenarien: „HC Man" wird sich auch dieses Jahr nicht aufhalten lassen und wild drauf los teilen, ohne mehr als die Headline eines Artikels gelesen zu haben. Oder, Horrorszenario Nummer 2, alle Medien hoffen darauf, einen Aprilscherz zu machen, auf den Strache reinfällt, und schreiben extra EU-kritische oder ausländerfeindliche Scherzartikel, damit die Wahrscheinlichikeit hoch ist, dass Strache doch noch einmal darauf reinfällt.

Der Standard wird eine Sammlung der besten Aprilscherze zusammenstellen

Bekanntlich gibt es ja Menschen, die sich bei ihren Aprilscherzen richtig Mühe geben und schon lange im Vorhinein planen, wie sie ihre Liebsten, Kunden oder Feinde an diesem Tag quälen werden. Die Web-Redaktion des Standard wird die YouTube-Videos dieser Menschen in einen Artikel packen, mit ganz vielen ;) ;) ;), einem Katzenbild und April-Aprils auf Facebook posten und dafür natürlich abartig viele Likes bekommen. Vielleicht ist auch einer von uns dabei.

Die Tagespresse macht einen ernsten Artikel

Nach der gängigen Logik muss ein Satire-Medium, das das ganze Jahr über von gut pointierten Witzen lebt, am ersten April einen Artikel mit halbwegs ernsthafter Tonalität veröffentlichen, duh.

Wahrscheinlich wird die Tagespresse auch morgen wieder einen Artikel bringen, in dem absurd oft betont wird, dass sie das seriöseste Medium Österreichs ist. Ja, wir haben verstanden—erster April ist Gegenteiltag, da dürft ihr natürlich unlustig sein. Vielleicht ist das Ganze auch nur eine gefinkelte Strategie: Am ersten April zeigen alle, wie schlecht sie im Witzeerzählen sind—und man ist umso dankbarer für Artikel, bei denen einen die Headlines schon zum Lachen bringen. Wie zum Beispiel dieser hier. Bussi.

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Buzzfeed wird eine Liste mit den misslungensten Aprilscherzen zusammenstellen

Der Buzzfeed-Artikel zum ersten April 2015.

Was wäre ein Tag ohne die passende Buzzfeed-Liste? Richtig, ein trauriger Tag. Und weil eine Sammlung der besten Aprilscherze für Buzzfeed zu sehr Establishment ist, packen sie die zehn am meisten schiefgegangenen Aprilscherz-Videos für uns in einen Artikel—und es wird funktionieren. Wer will nicht sehen, wie sich jemand aus Versehen ein bisschen in Brand steckt, selbst die aufwendig gebaute Falle auslöst oder aus Versehen jemand anderen erschreckt als geplant? Buzzfeed weiß eben, dass Schadenfreude immer noch die schönste Freude ist und man uns immer mit Listicals kriegt.

unzensuriert.at wird einen Artikel veröffentlichen, von dem wir uns wünschen werden, er wäre ein Scherz

Erinnert ihr euch noch, als unzensuriert.at die Geschichte von den mit Kacke schmeißenden Flüchtlingen an der italienischen Grenze verbreitet hat und sie immer noch online behielt, nachdem die Story schon längst als Fake enttarnt war? Daily Business. Oder das eine Mal, als sie sich für eine Schweinefleischpflicht ausgesprochen haben? Und wer denkt eigentlich an die Obdachlosen? Wir sind gespannt, mit welchem Märchen sie die Facebook-Fans morgen zum Ausrasten bringen werden.

Aber eigentlich völlig egal, was unzensuriert.at morgen, übermorgen oder in einem Monat veröffentlicht, sie werden es ernst meinen und wir werden uns wünschen, sie täten es nicht. Da sind uns dann doch schlechte Aprilscherze lieber als ungekennzeichnete und unfreiwillige Hetze an den 364 anderen Tagen im Jahr.

Nein, wir werden kein „Der erste April auf LSD", „Die besten Reaktionen auf den ersten April", „Der erste April ist der größte Scheiß", „Was ich vom ersten April gelernt habe" oder „Wie sich der erste April auf deine Beziehung auswirkt" machen. Folgt Verena trotzdem auf Twitter: @verenabgnr