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Bis so guet

Fick dich, Frühling!

Egal ob der Himmel unerträglich blau und die Brise zum Kotzen frisch ist, solange nur ein fahler Sonnenstrahl durch die Winterhimmeldecke bricht, krabbelt und kriecht es auf die Strassen.

Foto reblogged vom Thread Magazine

Egal ob der Himmel unerträglich blau und die Brise zum Kotzen frisch ist, solange nur ein fahler Sonnenstrahl durch die Winterhimmeldecke bricht, krabbelt und kriecht es auf die Strassen. Etwa so, wie wenn man im Wald einen Stein aufhebt. Nur mit etwas mehr Schick.

Es war Sonntag. Es war schön. Also schwang auch ich mich auf mein eingerostetes Fahrrad. Weil ich ja noch jung bin und dynamisch und so. Und weil mir das zigarettenverklebte Lungenbrennen trotz allem noch lieber ist, als mich mit übergeschnappten Sonntagsnachmittags-Omas und Alkoholikern im Langstrassenbus um einen Fensterplatz zu streiten.

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Foto reblogged von That Gay Backpacker

Irgendwie schafft es dieser egozentrische, taubstumme Feuerball da immer wieder, einem das Gefühl zu geben, dass man ein scheisstolles Leben verpasst, wenn man ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Geniessen halt. Erfüllung und so. Man könnte Serien schauen. Oder herumsitzen und zusehen, wie die Beinhaare wachsen. Langweilen kann man sich auch zu zweit.

Als ich dann mit meiner knattrigen Rostlaube von Fahrrad (Ja genau, fick dich Velobörse!) endlich in der City ankam, nach Luft schnappend und schweissnass, erkannte ich, dass ich längst nicht die einzige war, die dem hämmernden Balzgezwitscher der Vögel auf den Leim ging.

Ameisenstrassen aus Liebespaaren, Kleinkinder an allen Ecken. Menschen, die auf Skateboards fahren. Und Rennvelos. An jedem Gitter, jeder Wand und jeder Stange. Nicht ganz sicher, ob ich absteigen oder die Menge einfach überrollen sollte, glitt ich wagemutig in den Tumult hinein. Erstaunlich schnell entdeckte ich meine Freundin. In dunklen Stoff gehüllt, eine Zigarette rollend, mit einer riesigen, verdunkelten Sonnenbrille im Gesicht, umgeben von Menschen, die sich alle viel zu heftig bewegten.

Also setzte ich mich dazu. Wir redeten, wir lachten. Wir wichen Frisbees aus und Schwabbelbäuchen. Nichts konnte uns aus der Ruhe bringen. Nichts konnte uns noch stören. Ausser. Da waren lauter Kinder, bei denen irgendwie nicht recht auszumachen war, ob die nun wie Erwachsene angezogen waren, oder ob deren Eltern sich wie ihre Kinder kleideten. Und ehe wir uns versahen, erkannten wir, dass wir umzingelt waren.

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Foto von Jon Feinstein

Umzingelt von stylishen, alternativen Zürcher Bohos jeglicher Entwicklungsstufe. Von Krabblern bis zu ihren Erzeugern. Wie die reinkarnierte A-Bulletin-Version eines Rapvideos. Mit Schnullern statt Joints, Obstschnitzen in Tupperware statt Koks und Milchfläschchen an Stelle von Champagner. Aber, Company-Lederjacken, Ray-Banes-Brillen und Nike-Airs für eure Kids, ist das schon alles?

Ob Frau vielleicht eine Carhartt-Mütze fressen könnte, damit ihr Balg gleich direkt mit einer in die Welt geworfen wird? Oder noch besser, ob man nicht gleich Kinder mit Brands haben könnte. Dann müsste man sich nicht mehr fragen, welches nun die „coolste Marke“ ist, weil alle einfach ihre Etikette aus Arsch und Ohren hängen hätten. Naja. Zum Glück waren unsere Eltern noch Langweiler und wir sehen auf unseren Erinnerungsfotos nicht aus wie Gangsterrapper.

Damit ihr auch diese Woche den Kampf gegen das soziale Schwemmwasser des Frühlingsfiebers übersteht, bewaffnen wir euch mit kulturellen Fluchtmöglichkeiten.

Wie üblich ist am Donnerstag am meisten los. Bevor uns die Sonnenwelle weghaut also noch schnell zuzpacken: Da gibt es das wummernde, hämmernde, krachende Rettungsfloss mit Merz feat Sartorius drum ensemble im Bad Bonn, das durgeknallte Speedboat (nein, nicht ganz so wie ihr denkt..) Friction Theaterfest, das fabulöse, trashige The-fabulous-Band-of Trash-im-Sääli-Schlauchboot, der wellensurfende Kunstjetski Sofakunst inklusive What Josephine Saw oder unser holländisches Traumschiff, dreamy dreamy Aestrid in der Tankstell.

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Am Freitag steigen wir auf hartere Gefährte. Da steigt das Basler Clubfestival BScene, die UnzaUnzaUnza Balkanista Party in der Rossi Bar und Tarzan und Jane im Gonzo.

Samstags schiffen wir richtig aus. Bis ans andere Ende der Welt;  dunkle, spannungsgeladene Ohrenbeben mit Dark Side im Kaufleuten, inklusive bombiger Afterparty. Wir vögeln, wie Wandervögel, wir tanzen laaaang, wir legen uns ein paar richtige Katzen (nicht diese Hipsterblog-Kackbilder) zu. Cate Le Bon, miau! Und weil wir noch immer nicht kleinzukriegen sind, lassen wir uns die Sinne fluten im Hive Audio meets Lighthouse Festival.

Am Sonntag nehmen wirs anspruchsvoll, aber gelassen. Art Brunch in der Galerie Seefeld. Ultra im Tojo Theater.

Montags gönnen wir uns eine wohlverdiente Verschnaufpause.

Und am Dienstag tanken wir auf, mit unaussprechlichen, unüberhörbaren Klangteppichen bei Karsumpu Zero in der Burgunder Bar.

Am Mittwoch sind wir dann fit und munter und schwärmen aus, in die Nacht, an den Strand, in den Wald, über Bergkuppen und durch wilden Dickicht—oder einfach in die Turnhalle zu Tobias Preisig.