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"Grenze überschritten" – Campino hält beim Echo aufgebrachte Rede gegen Kollegah und Farid Bang

Das JBG-Duo rächte sich später mit einer Gegenrede und verarschte den Sänger der Toten Hosen.

Gestern wurde in Berlin der Echo verliehen. Haiyti gewann den Kritikerpreis, Ed Sheeran das "Album des Jahres", die Toten Hosen "Rock national" und Farid Bang & Kollegah "HipHop/Urban national". Die Dankesreden der letztgenannten Kategorien waren dann auch der Grund, warum jetzt niemand wirklich über die restlichen Gewinner, den Totengedenk-Poetry-Slam von Julia Engelmann oder Auftritte von Mark Forster und Co. redet, sondern über den Konflikt zwischen Campino und dem JBG-Duo. Denn als Campino im Namen seiner Band den Preis entgegen nahm, drückte er ihn schnell der Laudatorin wieder zurück in die Hand und leitete seine Rede mit den Worten "Ich würde heute Abend gern ein paar Sachen loswerden" ein.

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Er hätte überlegt, den Echo dieses Jahr wegen der Diskussion um das Lied mit der berüchtigten "Auschwitz-Line" von Farid Bang und Kollegah zu boykottieren. Aber er wolle ihnen nicht "das Feld überlassen", um sich "als Opfer darzustellen, obwohl ihnen keine Opferrolle zusteht". Lauter Applaus im Saal, die Kamera ging auf die beiden Rapper, die sich ein bisschen unwohl in ihrer Haut zu fühlen schienen.

Dann sprach Campino davon, dass er selbst schon viele Tabus gebrochen hätte, aber bei Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Rechtsextremismus und Antisemitismus die Grenzen überschritten seien. Kollegah hatte mittlerweile den Kopf auf den Tisch gelegt. "Ich bin nicht die Ethik-Komission, aber ich steh hier, um für alle zu sprechen, die so denken wie ich: Verbote und Zensur sind nicht die Lösung, aber ich hoffe, dass wir durch solche Auseinandersetzungen wieder zu einem anderen Bewusstsein finden, was als Provokation noch erträglich ist und was nicht", schloss Campino seine Rede, die mit Standing Ovations bejubelt wurde.

Moderator Amiaz Habtu eilte daraufhin zu den beiden Rappern, um eine erste Antwort einzufangen. Kollegah: "Ich will hier keine Politikdebatte draus machen […] Jeder, der das Thema nochmal mit uns besprechen möchte, soll uns doch bitte bei der Aftershow-Party ansprechen."

So diplomatisch war er bei seiner späteren Dankesrede dann nicht mehr. Nachdem Farid Bang lakonisch bemerkte, dass sich das alles nach der Campino-Rede "wie ein Trostpreis" anfühle, verarschte Kollegah den Sänger. "Ich hab auch noch ein kleines Schulrefereat vorbereitet", leitete er ein und ahmte das Zittern Campinos nach. Pfiffe ertönten, aber auch Lacher. Sich als "moralische Instanz" aufzuspielen sei stillos und "gebühre einem so großen Musiker wie Campino nicht", so Kollegah. Laute Buhrufe, die auch seine restlichen Worte begleiteten, als er seine selbst gezeichnete Karikatur von Campino in die Kamera hielt, die er für einen guten Zweck versteigern wolle.

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Zum Abschluss des Abends durften die beiden JBGler dann einen komplett neuen Song performen. In "All Eyez On Us" teilten die beiden dann gegen BILD, RTL und generell alle aus, die sie in den letzten Wochen wegen ihrer Texten kritisiert hatten.

Was vom Echo 2018 bleibt? Kollegah ist jetzt endgültig der Bösewicht der Musikwelt, Campino sorgt nach seiner Anti-Böhmermannrede vom letzten Jahr weiterhin für Gesprächsstoff und … Alter, Haiyti hat einen Echo!

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