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Popkultur

Eine Anwältin erklärt uns, was genau 6ix9ine verbrochen haben soll

Der New Yorker Rapper wurde wegen organisierter Kriminalität und verschiedener Waffendelikte angeklagt. Was genau erwartet ihn nun vor Gericht?
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Bild: Gerichtszeichnung

Am Sonntag wurde 6ix9ine inNew York verhaftet und in ein Gefängnis gesteckt, das für seine brutalen Häftlinge bekannt ist. Dort soll er aber jetzt nicht mehr sein. Laut der Boulevard-Nachrichtenseite TMZ befinde der Rapper sich jetzt in einer Bundeseinrichtung, die vor allem für Insassen bekannt sei, die als Zeugen mit dem FBI zusammenarbeiten. Sein Anwalt begründe die Versetzung jedoch nur mit "Sicherheitsgründen".

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In einer Pressemitteilung des US-Justizministeriums heißt es, dass 6ix9ine sich wegen mehrerer Fälle von organisierter Kriminalität, wegen Körperverletzung und wegen verschiedener Waffendelikte vor einem Richter verantworten muss. Ihm drohen mindestens 25 Jahre Haft.

Sehr viele Anklagen, sehr viele Jahre Haft und sehr viele mögliche Szenarien, wie das alles für 6ix9ine ausgehen kann. Damit wir das alles besser einordnen können, haben wir die New Yorker Anwältin Jessica Meiselmann gefragt, ob sie uns das alles nochmal erklären kann:

Wie genau sieht die Anklage aus?

Das Justizministerium bringt in der Anklage insgesamt acht Punkte gegen Daniel Hernandez – so 6ix9ines bürgerlicher Name – und die fünf Mitangeklagten vor. Der Rapper wird in sechs davon namentlich erwähnt:

1. Ihm wird vorgeworfen, Verabredungen zur organisierten Kriminalität getroffen zu haben. Bei diesem Anklagepunkt kommt auch das sogenannte "RICO"-Gesetz zum Tragen. Nach diesem Gesetz können Verbrechen härter bestraft werden, wenn sie von einer kriminellen Organisation begangen werden. In diesem Fall ist die Organisation die New Yorker Gang "Nine Trey Gangsters" – eine Bande, der Hernandez sehr nahe steht. Wegen der RICO-Klausel ist es zudem möglich, dass Hernandez allein wegen der Verbindung zu einer Gang auch für Verbrechen schuldig gesprochen werden kann, die er gar nicht selbst begangen, sondern von denen er "nur" gewusst hat.

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2. Im nächsten Anklagepunkt werfen die Behörden Hernandez vor, Feuerwaffen benutzt und bei sich geführt zu haben, die im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität aus Punkt eins gezückt und abgefeuert wurden. Auf dieses Verbrechen steht in den USA eine Mindesthaftstrafe von 25 Jahren.

3. Die Anklagepunkte drei bis fünf beziehen sich darauf, dass Hernandez im April 2018 bei einem bewaffneten Raubüberfall in Manhattan dabei gewesen sein soll.

4. Im letzten Anklagepunkt heißt es, dass Hernandez eingewilligt haben soll, auf eine Person zu schießen, die den Nine Trey Gangsters gegenüber keinen Respekt gezeigt habe. Dabei soll ein unbeteiligter Passant angeschossen worden sein.

In der Anklageschrift wird zudem angedeutet, dass die Gang die Verbrechen beging, um ihre Drogengeschäfte zu schützen. Zudem sollen Mitglieder der Nine Trey Gangsters durch Raubüberfälle und Drogenverkäufe zu Geld gekommen sein. Zu den verkauften Rauschmitteln gehören laut der Anklage Heroin, Fentanyl, MDMA und Marihuana.

Was passiert jetzt?

Eine Sache steht fest: So viel rechtlichen Ärger hatte Hernandez noch nie am Hals. Im Gespräch mit dem HipHop-Magazin XXL stellte sein Anwalt allerdings klar, dass die Anklage seiner Meinung nach übertrieben sei und letztendlich sowieso fallengelassen werde. Außerdem werde er die Verweigerung der Kaution anfechten. Wenn er damit Erfolg hat und sein Klient bei den Verbrechen wirklich nur ein unbeteiligter Dritter war, dann sollte die Anklage gegen Hernandez fallen gelassen werden. Wie bereits geschrieben, ist es bei dem Anklagepunkt der organisierten Kriminalität allerdings so, dass alleine Hernandez' Verbindung zu eventuell schuldigen Kriminellen ausreichen kann, um ihn zu belasten. Deswegen wird es der Rapper in diesem Anklagepunkt am schwersten haben, sich zu verteidigen.

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Schon vor seiner Festnahme schien Hernandez zu wissen, dass ihn seine Gang-Beziehungen irgendwann teuer zu stehen kommen. In seinem Interview mit der Radiosendung Breakfast Club, das kurz vor seiner Festnahme erschien, deutete er an, es zu bereuen, "seine Leute" als Manager und Securitys angestellt zu haben. Und er behauptete, nur zwei Dinge zu fürchten: Gott und das FBI. Es scheint, als hätte Hernandez schon geahnt, was auf ihn zukommt.

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