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Ausländerfeindlichkeit

Ausländerfeindlichkeit in Deutschland nimmt zu

Eine Studie der Uni Leipzig zeigt: Ein Drittel der Deutschen findet, ihr Land sei "gefährlich überfremdet".
Menschen halten Schilder mit ausländerfeindlichen Parolen hoch
Foto: imago | IPON

Dass Ausländerfeindlichkeit in Deutschland zunimmt, ist so offensichtlich wie der billige Versuch der Bundeswehr, durch ihre KSK-Webserie junge, gaming-affine Menschen an echte Knarren zu bringen. Trotzdem: Der Rechtsruck ist zwar spürbar. Aber aus der Wahrnehmung, dass die Fraktion mit den "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Parolen größer geworden ist, wird ja noch kein Argument. Zahlen sind ein viel eindrücklicherer Weg, um die Abartigkeiten eines Landes in Ausländerhass, Antisemitismus und Sozialdarwinismus zu sortieren. Eine Studie der Uni Leipzig hat deshalb untersucht, wie viele Menschen ausländerfeindlichen Aussagen zustimmen. Und siehe da: Fast jeder dritte Deutsche hat ausländerfeindliche Tendenzen. Zieht euch das rein!

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Im Frühling 2018 befragten Oliver Decker und Elmar Brähmer in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Otto Brenner Stiftung rund 2.400 Menschen zu den Themen Befürwortung einer rechts autoritären Diktatur, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Sozialdarwinismus, Chauvinismus und Verharmlosung des Nationalsozialismus. Etwa 500 von ihnen kamen aus dem Osten und etwa 1900 aus dem Westen. Dabei kam raus, dass über ein Viertel der Deutschen Ausländer wieder in ihre Heimat schicken würde, wenn die Arbeitsplätze in Deutschland knapp werden würden. Außerdem glauben 36 Prozent, dass Deutschland durch Ausländer gefährlich überfremdet sei. "Damit beobachten wir hohe Zustimmungswerte für die Einstellung, die in der Forschung als 'Einstiegsdroge' in den Rechtsextremismus gilt", sagt Decker.

Die Studie zeigt, dass der Rechtsextremismus besonders im Osten deutlich zunimmt. Über 30 Prozent zeigten eine "geschlossene, manifeste Ausländerfeindlichkeit". Das heißt, sie stimmten allen negativen Aussagen über Ausländer zu. Im Jahr 2016 war das nur bei 22,7 Prozent der Ostdeutschen der Fall. Auch Antisemitismus ist weiterhin ein großes Problem in Deutschland. Jeder Zehnte findet, dass "Juden etwas Besonderes an sich haben und nicht so recht zu uns passen". Im Westen gingen die Zahlen zwar leicht zurück, dafür stiegen sie im Osten.


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Die Wissenschaftler glauben, dass die Sympathie für autoritäre Ideologien eine der Hauptursachen für rechtsextreme Einstellungen ist. Menschen mit autoritärem Charakter würden dazu neigen, sich gleichzeitig Autoritäten zu unterwerfen, an ihrer Macht teilhaben zu wollen und andere Menschen im Namen dieser Ordnung abzuwerten. "Den Wunsch, Andersdenkende auszugrenzen, teilen zwei Drittel der Deutschen", sagt Decker.

Die Teilnehmenden wurden übrigens nicht nur zu ihren Einstellungen befragt, sondern auch zu ihren Wahlpräferenzen. 55 Prozent der Menschen, die angaben, die AfD zu wählen, wenn kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, äußerten sich innerhalb der Befragung ausländerfeindlich. Aber auch die anderen Parteien können sich nicht in vermeintlicher Weltoffenheit sonnen. Bei den potentiellen CDU-, CSU- und SPD-Wähler zeigten 22 Prozent ausländerfeindliche Züge, bei der FDP waren es 18 Prozent. Und sogar bei LINKE- und Grünen-Wählern gibt es Ausländerfeinde: Bei denen stimmten 15 Prozent und 11 Prozent ausländerfeindlichen Äußerungen zu.

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