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Film

Red Carpet 'Rush' mit Toni Polster und Hansi Hinterseer

Der Film 'Rush' über Niki Lauda feierte Premiere im Gartenbaukino. Die Celebritys waren hautnah und wir schütteln immer noch enttäuscht unsere Köpfe.

Das einzige Mal, dass ich wirklich paralysiert vom Bekanntheitsgrad eines "Stars" war, war als nach mir in die selbe Klokabine eilte und ich nur ein laues "Grüßi" von mir geben konnte. Ich verließ den Tatort schnell und wünschte mir, "Gunkl" wäre ohne Geruchssinn zur Welt gekommen. Als meine Mitbewohnerin als Hostess im Haas-Haus arbeitete, hat sie Toni Polster einmal nach seinem Namen gefragt, woraufhin er nur blöd schauen konnte und innerlich wahrscheinlich ein "not really famous" Tränchen zerdrückte. Aber so sieht es wohl mit vielen der alpinen Sternchen aus. Ich mag sie trotzdem alle. Und bei der Premiere des Films von Ron Howard, in dem Daniel Brühl unseren Nationalhelden Niki Lauda spielt, kamen einige von ihnen zusammen.

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Günther Paal

Rush

Ich bekam meinen Platz zugeteilt und fühlte mich aufgenommen im Schoß der elitären Boulevard-Presse. Das Warten auf das rote Kapperl konnte beginnen.

Mit den Leuten von der Vienna Review und Enemy schloss ich schnell eine Wette ab.

Wer sich traut Toni mit "Hey, Frank! Frank, bist du zufrieden mit dem Wahlergebnis?" herzuholen bekommt einen Härtepunkt.

Die übermotivierte Tirolerin neben mir schmeichelte die silberhaarige Fußball-Legende zu uns rüber und er meinte verschmitzt, dass er keine Ahnung habe, wer ihn in einem Film über Polster spielen sollte und er ja sowieso nicht gern im Mittelpunkt stünde. Ich wäre ja für Sky du Mont, die Tradition weiterführend, dass Österreicher von Deutschen gespielt werden.

Chloe Sevigny mit Perücke teilte Schwedenbomben aus.

Keine Ahnung wer die beiden sind, aber ich würde gerne mit ihr schlafen und danach sein kritisches Traktat darüber lesen.

Karl Markovics ist mir ein Rätsel. Er hatte in einem Oscar-Film die Hauptrolle und trotzdem lässt er sich von brüllenden Fotografen raus aus dem schönen, ranzigen Trench-Coat drängen.

Dann war da diese strahlende Erscheinung, Hansi Hinterseer. Sein Haar hypnotisierte und ich fragte mich: Wie kann ein Mensch ständig so aussehen als ob er in einem Windkanal steht.

Er erklärte, dass er Laudas Unfall noch immer vor Augen hätte und es sehr schrecklich war, den Crash damals im Fernsehen zu sehen. Ich war leider abgelenkt von seiner Begleitung, die mich durchgehend brutal fixierte wie eine zum Sprung bereite Gepardin.

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Hier war die Sachlage nicht so einfach zu erkennen: Hinterseher-Fan oder Augustin-Verkäufer.

Bei dem Drehbuchautor von Rush, Peter Morgan, der auch The Queen geschrieben hat und Produzent von Tinker Tailor Soldier Spy ist, mussten wir trotzdem von einer PR-Tussi extra darauf hingewiesen werden, dass wir ihn doch bitte fotografieren sollen.

Kati Bellowitsch erweckte eigenartige Kindheitserinnerungen. Sie hat im Confetti TiVi mit der Ratte (Rolf Rüdiger, nicht Thomas Brezina) ihre Anfänge gemacht hat und ist mittlerweile bei Ö3 gelandet. Mitten am roten Teppich hat sie den Schenkel einer ihrer Kolleginnen gegrindet.

Dann war er dann plötzlich da, wie ein Erzengel mit Sponsoren am Kopf. Je näher man Niki Lauda kommt, desto mehr sieht man den traurigen alten Mann hinter dem Airline-Chef und fleischgewordenen Nationalstolz. "Der größte österreichische Sportler" - Zitat Hansi Hinterseer.

Er meinte im Interview mit Kronehit, dass der Film in Toronto, London und Deutschland super angekommen ist, und er schon ganz neugierig sei, wie die Leute in Wien auf Rush reagieren. Das herauszufinden wird ihm schwer gefallen sein, weil Brühl und Lauda nach dem roten Pressetanz direkt und nicht sehr subtil ins Auto stiegen und wieder wegfuhren.

Robert Kratky schien gerade aus seinem K-Hole erwacht zu sein und konnte nichts anderes tun als sich aggressiv durch die Fotostrecke zu grinsen.

Daniel Brühl ist sicherlich ein netter Kerl, auch wenn er kaum die Augen offen halten konnte und die idiotischen Fragen ("War der österreichische Dialekt schwer … auf Englisch?") von Österreich (der Tageszeitung, aber eigentlich auch dem Land) am liebsten in Blei gegossen und sie über den Köpfen der Journalisten zerschlagen hätte.

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Ich kann mir nicht helfen, aber Brühl sieht auch vor einer Heerschar von Presseleuten immer noch aus wie ein Langzeitstudent, der 2007 auf Schwammerl hängengeblieben ist und auf der BOKU nie das Seminar bekommt, das er haben will.

Ein paar Gangster-Kids grölten ständig "Johnny Depp" und wollten irgendwie Ärger machen, was ihnen aber irgendwie nicht gelang.

Und das sind wir, die Geier, die über den modrigen Resten von Berühmtheit kreisen und drängend versuchen einen Wortfetzen von steinernen Gesichtern, die ein einzelliges Publikum vielleicht wiedererkennen kann, zu erhaschen oder wenigstens irgendwie einen Online-Klick zu generieren. (Mit dem Typen rechts, der so tapfer die Kamera stützt, habe ich übrigens den VICE Trailer für das /slash Filmfestival gedreht.)

Das ist unsere Medienlandschaft am Red Carpet. Mitten unter den großen Namen stand ich mit einer Touristen-Digi-Cam, ausgeborgt von meinen Eltern.

Irgendwer von den Collegas konnte sich dann bei diesem Staraufgebot nicht mehr beherrschen. Vielleicht der schleimige, lila Anzugträger von OE24.

Am Ende erzählte mir ein dicker stoppeliger Mitte-40er mit leichter Bieraura und schiefen Zähnen, dass so eine Premiere doch sowieso keinen Schwanz interessiere und dass er trotz seiner Einladung sowie Erwähnung in einem Wiener Gourmetführer den Film nicht schauen will. Als er dann glorifizierend von den Böhsen Onkelz zu reden begann, verabschiedete ich mich, war aber dankbar für diesen Kommentar abseits des Glamours. Seinen Namen wollte er nicht sagen und ein Foto durfte ich auch nicht machen, darum hier als Ersatz das absurde Bild eines angehenden Zivildieners im Café Leopold eine Stunde später, der sich eher grundlos oder vielleicht auch als Metapher dazu entschied, einen Vogelkäfig auf dem Kopf zu tragen.

Wohlsein