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Douglas Dare hatte nie nervige Klavierlehrer

Kein Wunder also, dass Douglas Dare dieses großartige Piano-Elektro-Album veröffentlichen konnte.

Wirklich jeder, den ich kenne, der als Kind Klavier gespielt hat, hatte einen schrecklichen, nervtötenden Klavierlehrer, der—wenn man den Geschichten glauben darf—wahlweise in Gärten weggesperrt, mit Reißzwecken auf dem Stuhl penetriert oder mit Schweigen gestraft wurde. Der Londoner Douglas Dare dagegen hat sich mit seiner Piano-Lehrerin so gut verstanden, dass sie manchmal vergessen haben, Klavier zu spielen. Andererseits kenne ich auch niemanden, der im Erwachsenenalter noch regelmäßig Klavier spielt, geschweige denn so atemberaubend wie Douglas Dare, der soeben mit Whelm seine Piano-, Songwriter- und elekronischen Künste auf einem Album vereint hat. Dass sein Produzent unter anderem großer Jon Hopkins-Fan ist, kann man auf dem Album auf positive Weise hören, genauso wie die Tatsache, dass Douglas Dare am Meer aufgewachsen ist und ihm das Klavierspielen schon in die Wiege gelegt wurde. Vielleicht sind die Klavierlehrer also doch nicht daran schuld, dass wir alle keine Karriere als Pianisten hingelegt haben.

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YNTHT: Hallo, wie läuft die Tour?
Douglas Dare: Die Tour läuft sehr gut, die Resonanz ist wirklich gut, das Publikum ist immer toll. Ich genieße das sehr.

Hattest du früher auch immer nervige Klavierlehrer?
Naja, meine Mutter ist Klavierlehrerin. Das war manchmal nervig. Obwohl, es war nicht nervig, aber als ich angefangen habe zu spielen, fragte mich meine Mutter, ob sie es mir beibringen soll und ich dachte, ich versuche es. Aber es hat nicht geklappt. Wenn deine Eltern versuchen, dich in einem professionellen Umfeld hinzusetzen, funktioniert es nicht. Bis ich 14 oder 15 war, hatte ich auch keinen richtigen Unterricht. Ich habe mich entschlossen, eine Lehrerin in der Schule zu nehmen.

Und wie war sie?
Sie war großartig. Sie war sehr lieb. Wir haben eigentlich immer zu viel gequatscht. Ich hatte immer eine halbe Stunde Unterricht und nach 25 Minuten fiel uns manchmal auf, dass wir noch nicht Klavier gespielt haben. Aber ich war ihr einziger Schüler, der geübt hat. Ich habe ständig geübt. Ich bin tatsächlich noch mit ihr befreundet.

Wann hast du denn angefangen zu spielen?
Ich habe immer ein bisschen gespielt. Ich kann mich nicht daran erinnern, mal nicht gespielt zu haben. Aber ich habe meine ersten Stunden bekommen, als ich vielleicht 14 oder 15 war. Das habe ich gemacht, damit ich ein Examen machen konnte. In UK kannst du verschiedene Stufen von Tests machen. Ich wollte unbedingt die höchste Stufe machen, nur um mir zu beweisen, dass ich es kann. Tatsächlich habe ich aber nie den Test gemacht. Ich habe dafür gelernt, war dann aber nicht mehr daran interessiert.

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Ich glaube mich zu erinnern, dass in der Künstlerinfo steht, dein Vater wäre der Klavierlehrer.
Das ist falsch. Meine Mutter ist die Klavierlehrerin, mein Vater ist ein Farmer, sehr weit weg von dem Klavier.

Bist du auf einem Bauernhof aufgewachsen?
Ja, genau.

Auf einem Bauernhof am Meer?
Ja, unser Bauernhof ist in einer Küstenstadt, also ist das Meer sehr nah.

Wie schön. Warst du immer schwimmen?
Nein, ich konnte nicht schwimmen. Ich kann jetzt schwimmen, aber als ich jünger war, konnte ich das nicht. Ich glaube, mit 11 habe ich es dann gelernt. Aber ich habe das Wasser immer geliebt und war gerne im Meer. Aus irgendeinem Grund war ich ängstlich, wobei es keine richtige Angst war. Ich habe einfach zu lange gewartet und dann war es plötzlich sehr schwierig, es zu lernen. Aber dann habe ich es hinter mich gebracht und jetzt liebe ich es.

Du hast auf deinem Album auch sehr viele Referenzen an das Meer und Wasser im Allgemeinen. Kommt das automatisch oder sollte das ein Konzept sein?
Ich habe das erst gemerkt, nachdem ich das Album aufgenommen hatte. Es war kein Konzeptalbum. Aber nachdem ich es fertiggestellt hatte, suchte ich nach einem Titel. Also bin ich die Wörter durchgegangen und habe mir die Songs angehört und so habe ich diesen roten Faden gefunden. Ich habe es erst dann realisiert. Du könntest natürlich sagen, dass es sehr offensichtlich ist mit Titeln wie „Swim“, dass es das Thema Wasser gibt. Aber es gibt auch andere Teile, die weniger offensichtlich sind, aber auch auf Wasser hindeuten. Deswegen ist mir das in den Sinn gekommen. Aber Whelm handelt nicht nur von Wasser. Es ist mehr ein Gefühl.

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Ich habe gelesen, dass alle deine Songtexte erfunden sind.
Ich schreibe auch Songs, die autobiografisch sind. Manche werden auch von mir inspiriert, aber die meisten sind Geschichten und Fiktion. Es gibt viele, die aus der Perspektive eines anderen geschrieben werden, aber ich kann diese komplett nachvollziehen. Sonst könnte ich es auch nicht schreiben. Ich denke, es ist unmöglich, ohne das Fiktion zu schreiben. Du musst irgendwo eine Verbindung zu der Geschichte haben. Ich bin involviert, es ist ein Teil von mir. Aber sie sind nicht unbedingt mit mir verbunden.

Caroline ist also keine Person?
Nein. Enttäuscht dich das jetzt?

Es überrascht mich.
Naja, weißt du, einige der besten Charaktere, die wir kenne, sind fiktional. Diese Person, Caroline, habe ich sehr detailliert in meinem Kopf. Sie hat einen Nachnamen, ich weiß, was sie trägt, ich weiß, wie sie aussieht und wie sie redet. Ich kenne sie. Aber ich habe sie noch nie getroffen.

Aber sie wurde wahrscheinlich von jemandem inspiriert?
Ja, auf jeden Fall, aber eher von vielen verschiedenen Frauen in meinem Leben.

In einem Song singst du, dass du kein Tattoo haben möchtest. Ist das noch so?
Das zum Beispiel ist ein autobiografischer Song. Es gibt auf der EP ein paar autobiografische Songs. Aber ich habe immer noch kein Tattoo. Als ich das Lied veröffentlicht habe, dachte ich mir schon, ich werde mir jetzt wahrscheinlich nie ein Tattoo stechen lassen können. Das wird auf mich zurückfallen. Aber ich finde, wenn ich mir ein Tattoo stechen lasse, dann will ich nicht nur ein Tattoo, sondern ein Bild. Ich möchte nicht mit einem Tattoo anfangen und mir dann überlegen, was ich will. Ich will erst wissen, was ich möchte und dann vielleicht ein Tattoo daraus machen. Wer weiß das schon. Eine Narbe ist viel aussagekräftiger für mich. Du kannst es dir nicht aussuchen, es passiert einfach, und du wirst dich für immer daran erinnern.

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Hast du das absichtlich getrennt, dass du auf der EP autobiografische Songs hast und auf dem Album nicht?
Das war keine Absicht. Als ich zurückblickte, habe ich gemerkt, dass die EP-Songs direkt autobiografisch sind. „Seven Hours“, „Scars“—es geht um eine bestimmte Person, an die ich dachte, als ich die Songs geschrieben habe. Aber der Rest nicht.

Es passiert also immer alles einfach, zufällig eingeteilt, zufällig ein Konzept entwickelt.
Ja, tatsächlich. Ich setze mich nicht hin und denke „Ich schreibe jetzt einen Song über mich.“ Es kommt immer darauf an, was mich in dem Zeitpunkt inspiriert.

Hast du dein Studium eigentlich abgeschlossen? Du bist noch so jung.
Ja, habe ich. Ich habe schon früh angefangen, so mit 17. Und mit 21 habe ich mein Studium beendet.

Ist das normal in UK?
Ja, das kann man schon machen. Aber ich war auch immer der Jüngste.

Welche elektronischen Künstler hörst du denn?
Viele Erased Tapes-Künstler, unter Anderem Nils Frahm. Rival Consoles, Clarke und auch Jon Hopkins beeinflusst mich sehr. Das trifft auch auf meinen Produzenten und Drummer Fabian zu, der die Platte produziert hat. Er ist ein großer Jon Hopkins-Fan. Wir benutzen aber nie Referenzen im Aufnahmeprozess. Wir arbeiten nicht so.

Was ist der perfekte Plan für 7 Stunden?
Ah, das gefällt mir. Ich habe also 7 Stunden Zeit. Wo bin ich denn?

Das kannst du dir aussuchen.
Okay, die perfekten 7 Stunden… Ich wäre zuhause in London und nehme einen einstündigen Flug irgendwohin in Europa, vielleicht Italien. Vielleicht lieber nach Südfrankreich, dort auf ein Weingut, es ist ein sehr heißer Sommertag. Ich bin dort mit meinem Freund und wir testen Wein, den ganzen Tag. Einfach nur auf dem Weingut chillen und dann zurück nach London fliegen und abends auf ein Konzert gehen oder so. Ich mag es, wenn es eine Mission gibt, irgendwo hinfahren und zurückkommen. Ich würde also gern irgendwo hinfliegen und zurückkommen, damit ich dann wieder zuhause bin. Das wäre cool.

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Da das sehr realistisch ist, kannst du das auch einfach machen.
Ja, mache ich vielleicht auch. Ich organisiere das mal.

Whelm ist bei Erased Tapes erschienen. Holt euch das Album bei Amazon oder iTunes.

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