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Dieser 11-jährige YouTuber zerstört Musik-Karrieren in wenigen Sekunden

Ob Rapper oder Musik-Kritiker, ein minderjähriger Knirps entlarvt die Sinnlosigkeit in ihrem Werk

"Der Kritiker muss sich daran gewöhnen, dass selbst das gewöhnlichste Durchschnittsprodukt, welches er als solches bezeichnet, bedeutender ist als die Kritik an sich" Das ist leider Fakt. Tut mir auch manchmal weh, ist aber so. Und bevor du dir diesen klugen Spruch auf die Hand schreibst, um beim nächsten Bücherclub-Treffen auftrumpfen zu können, lass dir gesagt sein: Es handelt sich hierbei weder um ein Zitat von Marcel-Reich-Ranicki (von so viel Einsicht war der gute Mann leider weit entfernt), noch um eine Erkenntnis von Hunter S. Thompson oder Peter Handke.

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Der Satz stammt aus dem Pixar-Streifen Ratatouille, einer wunderbaren Metapher auf die Macht der kleinen Wesen und die Ignoranz, der an ihren Lehrstühlen klebenden Alten. Ja, du ARTE-Fan, es handelt sich um einen Animationsfilm für Kinder. Das macht die Aussage weder weniger wahr, noch gibt es einen Grund dafür, Wahrheiten nicht zu akzeptieren, wenn sie von Cartoons oder vermeintlich unterentwickelten Lebewesen angesprochen werden.

Wenn also ein kleiner Junge, der Ethan heißt und ein Gespür für unterhaltsame YouTube-Auftritte an den Tag legt den Musikkritiker gibt, dann sind die Ergebnisse nicht automatisch schlechter. Ganz im Gegenteil. Was der Junge da, bisher weitgehend unbemerkt abliefert, ist äußerst unterhaltsam und größtenteils goldrichtig. Was uns nicht zu der Frage bringt "Ist dieses Kind ein Genie?“, sondern viel mehr die Theorie bestätigt, dass niemand diese immer gleichen zehn, mit funky Kassengestell bebrillten Berufskritiker braucht, die die immer gleichen, tiefsinnigen Sätze für die immer gleichen Studenten-Magazine schreiben, um sich selber und ihren Rotwein-Freunden zu bestätigen, dass sie die neue Platte von dem Ex-Bassisten der Babyshambles besser verstanden haben als die anderen neun Kritiker.

Es ist also nicht verwunderlich, dass es diesem Frechdachs (LOL) allein mit seinem letzten Video über das neue Album von Rae Sremmund gelingt, die Frage in den Raum zu werfen, wozu man überhaupt noch bezahlte Kritiker braucht, die ihre Fachkompetenz in nervtötenden Monologen unter Beweis stellen müssen beziehungsweise wollen. Dass damit auch die Kritiker der Kritiker überflüssig sind und ich eventuell bald bei H&M an der Kasse stehen könnte, ist ein einkalkulierter Kollateralschaden. Allein die Seufzer zu Beginn des Videos, sind es mir Wert, in Zukunft arbeitslos zu sein.

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Hauptsache all diese Jürgens und Linuse hören auf, uns mit vermeintlicher Jugendkultur und dem neuesten Indie-Hit zu nerven. (Was ist das für 1 Life, mega lustig…not!) Denn die Jugend lässt sich nicht analysieren. Die Jugend ist um die 11 Jahre alt, heißt Ethan und sagt Sätze wie "He's an awful producer. He has two types of beats. Bad and extremly bad. And a lot of the beats (on this album) are right in the middle“. Und deshalb sollte man vielleicht einfach genau diese Jugend an die Regler lassen. Würde sich ein 11-Jähriger finden, der in Zukunft meine Texte schreiben will, wäre ich sehr dankbar. Wir machen auch 50/50.

Wenn der gute Ethan der Meinung ist, dass es ein Produkt nicht wert ist, etwas darüber zu sagen, dann begnügt er sich auch gerne mal mit einer 38-Sekunden-Kritik, wie im Fall von Riff Raffs neuer Platte Peach Panther. Statt der Welt mitzuteilen, wieviel er doch von schlechter Musik versteht, reicht es Ethan hier einfach 20 Sekunden lang zu schimpfen, um dann eine Tonspur aus dem Neon-Streifen Spring-Breakers für sich selbst sprechen zu lassen. That's entertainment, folks. Thats youth. Was willst du machen?

Dass er sich nicht darauf beschränkt, alles und jeden Kacke zu finden ("Dafür sind bekanntlich eure VICE-Praktikanten zuständig“—Top Comment, 67 Likes, Gäähn), zeigt er beispielsweise bei seiner kongenialen Review zu Kanyes Life of Pablo. Eine bessere Review zu dem Album ist mir bisher nicht untergekommen. Liegt eventuell daran, dass ich keine Reviews lese, aber wer weiß das schon. Ich befürchte, dass sich meine Meinung auch mit einem Musikexpress-Abo nicht ändern würde. Und bevor ich das Wort Review noch ein paar Mal zu oft benutze, schau ich mir lieber Ethans andere 40 Reviews. Ach, verdammt! Seht selbst.

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