Die musikalische Vergangenheit deiner Lieblings-Deutschrap-Journalisten

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Die musikalische Vergangenheit deiner Lieblings-Deutschrap-Journalisten

Egal ob Rooz oder Visa Vie: Hier sind die Tracks, die eure Lieblings-HipHop-Interviewer vor Ewigkeiten gemacht haben.

Alle Bilder von Youtube aus den Videos: VISA VIE rappt KING von KOLLEGAH LiveRAF Camora & Rooz Lee - Vincent VegasEin Allerletztes Mal - Pone & Warrior

Deutschsprachiger Rap ist populärer denn je, sowohl was Verkäufe als auch YouTube-Klicks anbelangt. In einer Zeit, in der ProSieben sich Fruchtmax und „Bruno Homeless" einlädt und die taz über SXTN schreibt, vergisst man schnell, dass deutscher HipHop nicht immer im Mainstream stattfand. Lange berichteten eigentlich nur die in den Neunzigern als DIY-Zeitschriften gegründeten HipHop-Gazetten Backspin und Juice über deutschen Rap, druckten Graffiti ab und fungierten den echten Heads als Tip-Spender. Mit der Zeit erarbeiteten sich (Online-) Portale wie rap.de, mzee, 16bars, hiphop.de einen wichtigen Teil der Deutschrap-Aufmerksamkeit und in den letzten Jahren wurde der deutsche HipHop-Journalismus durch Neuzugänge wie RapUpdate oder TV Strassensound vielleicht nicht deutlich glanzvoller, aber definitiv unterhaltsamer.

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Die deutsche HipHop-Medienlandschaft hält beim rasanten Wachstum von Deutschrap mit und unterliegt ständiger Veränderung. Allerdings bestehen die Rap-fokussierten Redaktionen immer noch aus Menschen, und diese Journalisten sind oftmals schon länger im HipHop involviert, als sie ihren Job machen—vor allem allseits bekannte Moderatorinnen und Moderatoren beziehungsweise Interviewer. In den meisten Fällen haben die Reporter vor oder während ihrer Karriere als Interview-Sparringpartner nämlich Musik gemacht, die sich selbstredend auch heute noch im Internet auftreiben lässt. Diese Videos liefern einen unterhaltsamen Einblick in die Vergangenheit der heutigen Deutschrap-Koriphäen—das Schönste ist aber, dass man sich oft mit den Moderatoren freuen kann, da sie mit dem Journalismus wohl den richtigen Karriere-Move gemacht haben. Wir wollen euch die Rap-Vergangenheit eurer Lieblingsmoderatoren natürlich nicht vorenthalten, also schwingt euer Mausrad— hier ist eine Top 5 der musikalischen Gehversuche erfolgreicher Deutschrap-Journalisten.

Visa Vie

Visa Vie war eine der ersten Online-Interview-Persönlichkeiten im Deutschrap. Ihre Interviews sind genauso Teil der 2000er Deutschrap-Landschaft, wie die nervigen und langweiligen Diskussionen in YouTube-Kommentarspalten, mit wem sie denn nun was gehabt haben soll. Dass Visa von Kopf bis Fuß Deutschrap-Expertin ist, steht dabei natürlich außer Frage. Ihre eigene Rap-Vergangenheit ist dabei kein allzu großes Geheimnis:  2008 gewann sie einen Rap-Contest auf der Graffitibox Summer Jam (gegen 49 Männer!1!) und brachte im darauffolgenden Jahr ihr Debüt-Album Die Neun Todsünden raus, das tatsächlich ein sehr musikalisches und spannendes Werk ist.

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Heute tut sie es als „mitunter unfassbar pathetisches Zeug" ab—aber wie soll man Tracks über „Angst", „Eifersucht" oder „Betrug" ohne Pathos machen? Einige Titel wie „Hochmut" oder „Hurerei" sind wiederum sehr humorvoll und trotz einigen vergessbaren Reimen und Flows, muss man Visa Vies Rapkarriere doch ein wenig nachtrauern. Nun ja, ganz an den Nagel hat die Journalistin das Mic noch nicht gehängt: Neben diesem Song, den sie 2009 für ein KissFM-internes Basketballturnier aufnahm, gibt es auch eine recht neue Aufnahme, die die auch als DJ und Radiomoderatorin arbeitende Visa beim Mitrappen von Kolles Klassiker „King" zeigt. Hut ab! Hoffen wir, dass uns die Königin der Deutschrap-Interviews irgendwann aus dem Nichts mit Musik erfreut.

Rooz

Rooz Lee hat sich in den letzten Jahren mit seinen kumpelhaften, stundenlangen Interviews zu einem der gefragtesten Interviewer im Deutschrap-Journalismus gemausert. Der dauermüde Ex-Ibiza-DJ ist der Bruder des Gangsterrappers Sinan G, der zuletzt wieder im Gespräch war, weil er wieder im Knast ist. Gemeinsam mit Sinan hat Rooz in der Vergangenheit öfters nach dem Mikrofon gegriffen. Er hat die Hook für „Callshopmafia" auf Ich bin Jesse James gerappt und hat ein paar Beats zur Schutzgeld EP seines Bruders beigesteuert. Reist man aber noch weiter in die Vergangenheit findet man diesen Diamanten namens „Egal was du sagst"—das erste Video des Brüderpaares:

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„Lonsdale-Rooz" hat im Laufe seiner Journalisten-Karriere einiges an Twitter-Spott für seinen damaligen Klamottengeschmack und seine Anklage wegen Überfall (meinte er nicht zu Jan Böhmermann, er hatte nie Probleme mit dem Gesetz?) einstecken müssen. Wie der damals noch komplett unbekannte Rapper mal ebenso Busta Rhymes fickt, ist aber schon bemerkenswert und selbstbewusst. Das bisschen Rückstoß hat Rooz auch nicht vom rappen abgehalten: Anfang diesen Jahres erst machten Rooz und RAF Camora „Vincent Vegas", einen mehr als soliden Trap-Banger mit 4K-Video. Wir sind optimistisch, dass der gute Mann auch in Zukunft nochmal musikalisch etwas von sich hören lassen wird, spätestens wenn sein Bruder wieder in Freiheit ist. Free Sinan G.

Davud

Davud von TV Strassensound ist sozusagen der Shooting-Star unter den Deutschrap-Moderatoren, und vielen Leuten hauptsächlich durch seinen inquisitiven Journalismus im Stile von „Und wie kam der Kontakt zu Stande?" bekannt. Doch bei all dem Bashing, das das Format manchmal erfährt, hat es selbstverständlich seine Daseinsberechtigung und hat für einige der unterhaltsamsten Interviews der letzten Jahre sorgen können. Wer hat sich noch nie jemanden nach Hause eingeladen für „TV Strassensound & Chill"? Zu Davuds Rap, den der Hannoveraner als Warrior gemeinsam mit seinem Kumpel Peter One aka Pone machte, lässt es sich aber vergleichsweise schlecht chillen, geschweige denn „chillen".

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Das liegt nicht daran, dass der Rap sonderlich unterdurschnittlich wäre, sondern eher an dem Fokus des Duos auf unheimlich traurige, herzzerreissende Geschichten, wie sie manche Leute hin und wieder auf Facebook teilen. Unter ihrer mittlerweile nicht mehr aktiven Domain Ehrestolz.de veröffentlichten Warrior und Pone, die aus irgendeinem Grund eine englischsprachige Wikipediaseite haben, auch einen Diss gegen Tokio Hotel und sogar einen gegen Angela Merkel mit dem prophetischen Titel „Danke Frau Merkel". Auf dem YouTube-Kanal von Warrior & Pone hat Davud mittlerweile ein Video veröffentlicht, in dem er sagt, dass er schon seit sieben Jahren keine Musik mehr macht und auch keine mehr machen wird. Ist schon OK so.

Falk

Wer, wenn nicht Falk Schacht ist der Archetyp des deutschen HipHop-Interviewers? Der Moderator von Mixery Raw Deluxe ist seit ewigen Zeiten im Game und sorgt auch heute noch für witzige Momente—sei es als Interviewer oder (unfreiwillig) als Meme. Von Taktloss bis zu Bushido und Fler, man kann stundenlang über die besten Falk Schacht-Momente diskutieren. Unserer ist wohl der, wo hier der Beat einsetzt:

Falk Schacht hat nämlich früher auch mal Beats gebaut und Trip-Hop gemacht. Und das auch noch ziemlich gut, muss man sagen. Ob gemeinsam mit Lord Wax von MB 1000 als Walking Endustries oder als Solo-Produzent Hawkeye, hat der Mann mit dem zweisilbigen Namen zwischen 1996 und 2008 immer mal wieder etwas von sich hören lassen—seine Beats waren unter anderem bei Curse und Spax gefeatured. Und gerappt hat er sogar auch mal, wie ihr hier hören könnt:

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Im späteren Verlauf seiner Produktionskarriere beließ der Journalist es meist „nur" bei Edits, wobei er auch für diese ein Händchen hat. Checkt seinen Edit von „Look-A-Pye-Pye" der Bacao Rhythm & Steel Band:

Toxik / Niko Backspin

Toxik und Niko Backspin sind mindestens so wichtige Figuren im heutigen deutschen HipHop-Journalismus wie die anderen auf dieser Liste. Einziger Nachteil: sie haben überhaupt nie Musik gemacht (zumindest nicht so, dass wir davon wüssten, belehrt uns hier gern). Vielmehr haben wir hier die beiden bärtigsten Männer im Show-Business zusammengetragen, um euch zu zeigen, dass es auch eine Zeit vor der Gesichtsbehaarung gab. Frohlocket hier anhand der (fast) glattrasierten Gesichter von Toxik in einem seiner frühesten Interviews:

Und als Bonus noch ein Foto von Niko Backspin in all seiner damaligen 3-Tage-bärtigen Frische: