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Die Forbes-Liste der HipHop-Großverdiener wirft einige Fragen auf

Womit verdienen Rapper, die seit Jahren keine Musik veröffentlicht haben, ihr Geld und was macht eigentlich Diddy?

Jedes Jahr veröffentlich Forbes eine Liste der „HipHop Cash Kings“, also eine Top 20 der HipHop-Musiker, die dieses Jahr am meisten verdient haben. Gestern durfte das Format sein zehntes Jubiläum feiern—mit wenigen Überraschungen aber umso beeindruckenderen Zahlen. Die 20 Topverdiener im Game haben zusammen über 450 Millionen Dollar verdient, Tendenz steigend. Schaut euch hier eine Zusammenfassung der Top 10 an:

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1. Diddy (62 Millionen)

2. Jay-Z (53.5 Millionen)

3. Dr. Dre (41 Millionen)

4. Drake (28.5 Millionen)

5. Wiz Khalifa (24 Millionen)

6. Nicki Minaj (20.5 Millionen)

7. Pitbull (20 Millionen)

8. Pharrell (19.5 Millionen)

9. Kendrick Lamar (18.5 Millionen)

10. Birdman (18 Millionen)

Das sind sie also, die Rapper, die in einem Jahr am Meisten abgeräumt haben. Klar: Der Reichtum der meisten auf der Liste vertretenen Millionäre beruht weniger auf ihrer veröffentlichten Musik als auf ihrer Geschäftstüchtigkeit. Getreu dem Motto: Wenn nicht mit Rap, dann mit Promo für Alkohol. Wir haben die Großverdiener genau unter die Lupe genommen und versucht, die wichtigsten Fragen, die die Liste aufwirft zu beantworten.

Warum ist Diddy immer noch on Top?

P. Diddy ist der Prototyp des Rap-Millionärs. Dass er die Liste zum zweiten Jahr in Folge anführt, überrascht—vor allem weil Puffy im relevanten Zeitraum (Juni '15 bis Juni '16) selten in der Öffentlichkeit war, geschweige denn Musik veröffentlicht hat. Wovon lebt Diddy eigentlich? Da er mit 62 gescheffelten Millionen Dollar nicht nur der Top-Verdiener im HipHop ist, sondern auch der Rapper mit dem größten Vermögen (geschätzte 750 Millionen Dollar), kann man davon ausgehen, dass Puff Daddys Geld für ihn arbeitet. Der Teufel scheißt schließlich immer auf den größten Haufen—Geld vermehrt sich durch smarte Investitionen. Das erfolgreichste Geschäft des Bad Boy Records-Gründers ist allerdings seine Arbeit für die Wodkamarke Cîroc, für die Diddy Marketing und Promotion in Nordamerika regelt. Dafür wird der US-Profit des Getränks 50/50 (!) zwischen Diddy und der Muttergesellschaft Diageo geteilt. Darüber hinaus gibt es immer noch Puffys Klamottenmarke Sean John, er besitzt das Musikmagazin revolt.tv und hält gemeinsam mit Mark Wahlberg die Mehrheit an der „Sportwasser“-Marke Aquahydrate. Wir fragen uns: Was macht Diddy eigentlich nicht?

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Warum ist nur eine Frau auf der Liste?

Warum befindet sich außer Nicki Minaj keine Frau in den Top 20? Die Antwort auf die Frage ist kurz und schmerzhaft: Nicht nur HipHop, sondern auch die kapitalistische Gesellschaft sind immer noch so sexistisch, dass es wehtut. Selbst im Jahr 2016 finden sich in den Top 10 der reichsten Menschen der Welt, den Top 10 der best-bezahlten CEOs und den [Top 40 (!) der best-bezahlten Sportler](http://www.forbes.com/athletes/list/#tab:overall keine einzige Frau) keine Frauen. Im Entertainment-Bereich sieht das ganze zumindest ein kleines bisschen besser aus: Mit Jennifer Lawrence und Melissa McCarthy gehören zumindest zwei Damen zu den zehn am besten bezahlten Schauspielern—Taylor Swift war mit 170 verdienten Millionen Dollar sogar auf der Pole Position der am besten bezahlten „Celebrities“. Die Abwesenheit von Frauen auf der Liste der HipHop Cash Kings ist also immerhin repräsentativ—was die ganze Situation natürlich nicht besser macht

Wie konnte Ye die Top 10 verpassen?

Wenige Rapper sind so extrovertiert, was ihre kommerziellen Ambitionen angeht, wie Kanye West, der einflussreichste Künstler unserer Zeit. Trotzdem hat es Yeezy mit 17,5 verdienten Millionen Dollar lediglich auf den elften Platz im Ranking geschafft—hinter so heimlich scheffelnden Cash Kings wie Wiz Khalifa, Kendrick oder Birdman. Wie konnte das dem neuen Steve Jobs passieren? Nunja, der Mann gibt eben gerne Geld für extravagante Dinge aus und investiert viel in seine musikalischen und modischen Projekte. Im Februar gab der Rapper bekannt, dass er sich mit über 53 Millionen Dollar verschuldet hatte. Im HipHop-Game werden nunmal um hohe Einsätze gespielt und immerhin kann Kanye sich auf die Unterstützung seiner schönen und vor allem reichen Frau verlassen: Kim Kardashian Wests Vermögen wird auf 150 Millionen Dollar geschätzt und mit den 51 Millionen Dollar, die sie letztes Jahr verdient hat, liegt sie auf Platz 42 der best-bezahlten Prominenten.

Warum verdienen Rapper so viel mit Alkohol?

Mit Ausnahme von Kendrick Lamar und Wiz Khalifa macht so ziemlich jeder in den Forbes Top 10 Geld mit Alkohol—oder hat es einmal gemacht. Mindestens „endorsen“ die Rapper bestimmte Marken und treten damit in die Schlangenlinien-Fußstapfen von Orson Welles und Frank Sinatra. Pitbull zeigt Wodka der Marke Voli in seinen Videos, Diddy lässt sich, wie gerade ausgeführt, fürstlich für seine Promo-Arbeit für Cîroc bezahlen. Einige lassen sich erst gar nicht einstellen, sondern gründen einfach ihre eigene Firma für Alkohol. Nicki Minaj ist Teilhaberin beim Weinhersteller MYX, Jay-Z hat nach längerer Zusammenarbeit die Champagnerfirma Armand de Brignac gekauft, Drake hat dieses Jahr seinen eigen Whiskey namens „Virginia Black“ vorgestellt und Dr. Dre wird laut diesem Artikel sein neues Album „Detox“ mit einem eigens kreierten Kognac promoten. Haha.

Kein Wunder, die Alkoholindustrie wächst trotz (oder gerade in) Krisenzeiten stetig weiter und im hedonistischen HipHop wird eh schon viel über Alkohol geredet. Warum sich also nicht dafür bezahlen lassen? Besser als diese Absolut-Werbung von Zach Galifianakis, Tim Heidecker und Eric Wareheim wird das Ganze aber eh nie.

Ist Forbes jetzt cool?

Allein der Name der Liste von HipHops-Großverdienern („Cash Kings“) lässt vermuten, dass das traditionell tradtionelle Forbes Magazin diese Gelegenheit jedes Jahr aufs neue nutzt, um sich ein wenig Straßenkredibilität und Hipness-Relevanz zuzulegen. Der Journalist Zack O’Malley Greenburg, der die Liste zu verantworten hat, ist bei Forbes so etwas wie der Quoten-Straßenreporter. Wenn er nicht gerade Listen von Top-Verdienern in HipHop oder EDM recherchiert oder Biografien von Jay-Z oder Michael Jackson schreibt, dreht der Yale-Absolvent für Forbes—einem Magazin, das nebenbei gesagt so weiß ist, dass es zu Firmen direkt die Aktienkurse verlinkt—Dokumentationen über die Ursprünge von HipHop. Im Artikel zur Liste rühmt sich das Unternehmen mit einer eigens erstellten Grafik damit, dass es jetzt mehr Shoutouts von Rappern erhält als früher. Die sind 2016 aber immerhin auf dem Rückgang.