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The Noisey Guide to

Der ultimative Guide zu Kendrick Lamars ‚To Pimp A Butterfly’

Wenn du genau zuhörst, offenbart sich ‚To Pimp A Butterfly‘ als eine unglaubliche Erzählung mit einer klaren Aussage. Genau deswegen ist das Album ein Meisterwerk.
Ryan Bassil
London, GB

Wäre alles nach Plan gelaufen, wäre Kendrick Lamars drittes Album To Pimp a Butterfly diesen Montag erschienen. Aber auch so führt das Album momentan die britischen Charts an, hat zwei Mal den Streaming-Rekord bei Spotify gebrochen und ist seit der letzten Woche das Gesprächsthema Nummer Eins in Sachen HipHop. Über das Album wurde bereits vieles gesagt, es sei „überwältigend schwarz“, „gehöre in Schulen [und] Bibliotheken", „strotze vor Kraft“, sei „das große amerikanische HipHop-Album“, ein „unmittelbarer Klassiker“—und alles davon trifft auch zu. Es ist aber auch ein Album, das bei all seiner Komplexität und seinen tief gehenden Bedeutungsebenen eine recht einfache Message hat. Eine, von der wir alle lernen und mit der wir wachsen können. Darauf kommen wir aber später zurück.

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Zunächst wollen wir uns eingehend mit Kendrick Lamars To Pimp a Butterfly befassen, uns die unterschiedlichen Ebenen seiner narrativen Struktur anschauen und gucken, wie diese auf Kendrick und seine Position angewandt werden können und nach dem Hören auf den Rest von uns. Also los!

Worum geht es auf To Pimp a Buttefly?

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Wenn good kid, m.A.A.d city wie ein Film war, dann ist To Pimp a Butterfly ein Roman mit verflochtenen Referenzen, die wie eine Art Charakterstudie die gesamte Erzählung durchziehen. Und genau aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, sich das Ganze Schritt für Schritt anzuschauen.

Die Erzählstruktur von good kid, m.A.A.d city wurde durch Parodien eingeteilt: Kendricks Eltern, die wissen wollen, wo ihr Van und ihre Pizza sind; Kendrick, der bekifft ein Haus ausraubt; Kendricks Nachbar, der ihn auf einen Pfad der Erleuchtung schickt. Die beiden letzten Track des Albums, „Real“ und „Compton“ vervollständigten dann die Wandlung des jungen K.Dot aus Section.80 zu Kendrick Lamar, dem Bewohner Comptons, der sich von den Fängen seines Umfelds befreit hat.

Wie bei seinem Vorgänger vollzieht Kendrick auch auf To Pimp a Butterfly eine weitere Wandlung. Dieses Mal allerdings durch ein Gedicht—oder wie er es in „Mortal Man“ bezeichnet: „something you could probably relate to”—das durch die Erzählung führt. Die ersten paar Zeilen sind wie eine Art Zusammenfassung der Geschichte von To Pimp a Butterfly. Etwas, das auch der Klappentext eines Buches sein könnte oder, in diesem Fall, vom meistgestreamten Album aller Zeiten. Lies selbst:

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„I remember you was conflicted
Misusing your influence
Sometimes I did the same
Abusing my power, full of resentment
Resentment that turned into a deep depression
Found myself screaming in the hotel room
I didn’t wanna self destruct
The evils of Lucy was all around me
So I went running for answers
Until I came home”

Die Story von good kid, m.A.A.d city hat die Szenerie Comptons genutzt, um Kendricks Überlegungen zu seinem Umfeld und seine allmähliche Auferstehung von den Straßen zu verdeutlichen—seinen Weg vom Teenagerdasein, der, wie seine Mutter es in dem vorletzten Track des Albums ausdrückt, „rose from a dark place of violence“, um als Mann zurückzukehren („come back a man“). To Pimp a Butterfly erzählt, was passierte, nachdem Kendrick zum selbsternannten „King of New York“ wurde und wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Die Analogie, die im letzten Track des Albums, „Mortal Man“, zu finden ist, ist die einer Raupe, die durch ihre Umwelt gefangen ist, sich in einem inneren Kampf verpuppt und schließlich als Schmetterling mit einer neuen Perspektive befreit wird. Auf To Pimp a Butterfly folgen wir Kendrick durch das Gedicht, durch den Widerspruch seines Einflusses bis hin zur Depression und beinahen Selbstzerstörung, bevor wir dann zum Setting seiner vorherigen Alben zurückkehren: als neuer Mann wiedergeboren zu werden.

Damit im Hinterkopf gehen wir noch mal ganz zum Anfang zurück.

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Die Raupe: Kendrick wird langsam erfolgreich, ist aber durch seine Umwelt gefangen.

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Tracks: „Wesley Theory“, „For Free“, „King Kunta“

„The caterpillar is a prisoner to the streets that conceived it / Its only job is to eat or consume everything around it, in order to protect itself from this mad city”

Die Raupen-Analogie verläuft parallel zum Gedicht, das sich im Laufe die Platte entfaltet. Jede neue Zeile signalisiert ein neues Kapitel im Leben der Raupe und in der Erzählung von To Pimp a Butterfly. Wir fangen ganz am Anfang mit Kendrick Lamar als Raupe an, der sieht, dass die ganze Welt zum Schmetterling aufschaut („praises the butterfly“) und wir begleiten ihn dabei, wie er unterbewusst überlegt, wie er sein Talent zu seinem eigenen Nutzen ausbauen kann („figures out a way to pimp it to his own benefits“).

Wir beginnen mit „Wesley’s Theory“, einem Track, der zu einer Zeit vor good kid und Section.80 spielt. Kendrick sagt, dass er sich, sobald er einen Vertrag bekommt, wie ein Idiot verhalten wird („act a fool”). Er wird sich einen nagelneuen Caddilac kaufen („a brand new caddy on fours”) und ein paar Gewehre zulegen („take a few M-16s to the hood”). Er ist ein Gefangener der Straße; eine Raupe, die das konsumiert, was die Umgebung hervorbringt. Zeilen wie „what do you want? A house? A car?” repräsentieren die Perspektive von Uncle Sam—einer Figur, die für das kapitalistische Amerika steht—und beschreiben, wie die Raupe den Vorstellungen der amerikanischen Gesellschaft von einer Verwandlung in einen Schmetterling erliegt. Diese Sichtweise setzt sich im nächsten Track fort, „For Free“, in dem Kendrick Sklaverei als Weg benutzt, anzudeuten, dass seine Wahlmöglichkeiten eine Illusion sind. Er rappt, dass er Baumwolle gepflückt hat, die Amerika reich gemacht hat („picked cotton that made [America] rich”), aber seine Wahl zerschmettert und beschnitten wurde („choice is devastated […] decapitated“)—eine Vorstellung, die andeutet, dass das System in den USA nur dazu dient, Schwarze für Profit auszubeuten („pimp out“), anstatt ihnen eine Wahl zu lassen.

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Am Anfang scheint Kendrick sich damit abzufinden, benutzt zu werden. In „King Kunta“ sagt er, dass er zwar ein Gefangener wie Kunta Kinte ist (ein Plantagenarbeiter aus dem 18. Jahrhundert, dessen Fuß abgetrennt wurde, um eine Flucht zu verhindern), gleichzeitig aber auch der „motherfucking king“. Er spricht davon, vom Bauern zum Prinzen zu werden („peasant to a prince“), zu jemandem, der das Spiel beherrscht („runs the game“) und über den die ganze Welt spricht („has the whole world talking“). Hier zeigt er bereits die negativen Attribute, die durch die Transformation der Raupe kommen. „King Kunta“ ist ein König—ein wohlhabender schwarzer Mann—aber auch unterdrückt. Von der Gesellschaft, aber auch von sich selbst, indem er Anzeichen von Arroganz zeigt und glaubt, dass er besser ist als alle anderen. Er hält sich selbst davon ab, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Der Kokon: Kendrick zieht sich zurück und analysiert sich selbst

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Tracks: „Institutionalized”, „These Walls”, „U”, „Alright”, „For Sale”

„Already surrounded by this mad city the caterpillar goes to work on the cocoon which institutionalized him / He can no longer see past his own thoughts / He’s trapped”

„King Kunta“ endet mit zwei Zeilen aus dem Gedicht—„I remember you was conflicted / misusing your influence”—die in das nächste Kapitel von Kendricks Geschichte einführen. Bereits ausgebeutet, seine Umgebung bekämpfend und konsumierend, zieht sich Kendrick bei „Institutionalized“ in seinen Kokon zurück und rappt darüber, im Ghetto gefangen zu sein („trapped inside the ghetto“). Bei „These Walls“ zieht sich der Kokon—die „four courners of the cocoon“, die von George Clinton in „Wesley’s Theory“ beschrieben werden—um Kendrick zusammen, hält ihn in seinen Gedanken gefangen und lässt ihn sich selbst hinterfragen. Als die Wände des Kokons ihm sagen, er solle sich „Sing About Me“ anhören—einen Track von good kid, in dem einer der toten Freunde seines Bruders ihm befiehlt, zu versprechen, dass er seine Geschichte erzählt („promise to tell [his] story” ), wenn er es aus Compton geschafft hat—denkt Kendrick über seine Vergangenheit nach und fragt sich, wie es im Gedicht heißt, ob er seinen Einfluss missbraucht hat („misused his influence”).

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Diese umherstreifenden Gedanken bilden in „U“ eine Abwärtsspirale und Kendrick verfällt in etwas, das er „deep depression“ nennt. Er findet sich schreiend in einem Hotelzimmer wieder („screaming in a hotel room“), was durch ein Zimmermädchen unterstrichen wird, das etwas auf Spanisch über Whoraeis „Loving You Ain’t Complicated“ ruft, und andeutet, dass Kendricks Kopf voller widersprüchlicher Ideen ist. Den Track als düster zu bezeichnen ist eine Untertreibung. Kendrick hört Stimmen in seinem Kopf, die ihm sagen, er wäre verantwortungslos, eigensinnig und würde die Augen vor der Wahrheit verschließen („irresponsible, selfish, in denial”) und dass er es nicht ernst meinen würde, wenn er seiner Familie sagt, dass er sie liebt. Als Raupe dachte Kendrick, dass er die Früchte seines neugewonnenen Einflusses ernten könne, aber jetzt befindet er sich in einem Kokon voller Zweifel und fragt sich, ob er seine Macht auf richtige Weise einsetzt. „Where is the influence you speak of?”, rappt er und sagt, dass er zwar vor 100.000 Leuten rappen könne, jedoch nicht genug Einfluss auf das Leben seiner Schwester ausüben konnte, um zu verhindern, dass sie schwanger wird. Während er weg war, ist außerdem ein Freund gestorben. Kendrick hat über Facetime mit ihm gesprochen, anstatt ihn im Krankenhaus zu besuchen und glaubt, dass seine eigenen Irrungen und Wirrungen eine Last für alle anderen sind („trials and tribulations are a burden on everyone else”). Als er die Hoffnung verliert und sich beschissen fühlt, endet der Track damit, dass Kendrick Alkohol in sich reinschüttet und sich für alles, was passiert ist, die Schuld gibt. Er bezeichnet sich selbst als „fucked up“ und denkt über Selbstmord nach.

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„Alright“, das direkt auf „U“ folgt, zeigt den Kendrick am Morgen danach. Er hat wieder einen klaren Kopf und ist bereit zu kämpfen, weil er weiß, dass alles gut werden wird („everything will be alright“). Das ist jedoch noch ein langer Weg. Bis dahin wird er weiterhin seine guten und schlechten Taten aufschreiben, bis er „right with God“ ist. Dies ist der Grund, warum er bei „For Sale“ auf den Teufel in weiblicher Gestalt—Luzifer als „Lucy“—und ihre Versuchungen trifft.

Im Kokon zurück nach Hause: Kendrick kehrt nach Compton zurück

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Tracks: „Momma”, „Hood Politics”, „How Much a Dollar Cost”

“When trapped inside these walls certain ideas start to take roots, such as going home, and bringing back new concepts to this mad city”

Auf Kendricks Beziehung zu Gott wurde im Verlauf seiner Karriere oft eingegangen. Er spricht im Track „Faith“ von seiner Debüt-EP darüber, wie er auf der Suche danach, ein besserer Christ zu werden, die Bibel geöffnet hat („opened the Bible, in search of being a better Christian“) und dann immer mehr seinen Glauben verloren hat, nachdem ein Freund von ihm ermordet wurde. good kid beginnt damit, wie Kendrick dem „Lord God“ als Sünder gegenübertritt und darum bittet, dass Jesus in sein Leben tritt, um sein Herr und Erlöser zu sein („[asking for] „Jesus to come into [his] life and be [his] Lord and Saviour“). Es gibt noch unzählige weitere Tracks mit diesem Thema, von unveröffentlichten Songs wie „Jesus Saves“ bis zu der ersten Single von To Pimp a Butterfly, „i“, in der es darum geht, dass Gott ihm vor dem Schicksal gerettet hat, das die Leute um ihn herum ereilt hat.

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Kendrick kehrt in „Momma“ wieder nach Compton zurück, einem Track, in dem er Dinge aufzählt, die er gelernt hat—„I know everything / I know cars, clothes, hoes and money”. Ihm wird jedoch klar, dass er, seit er wieder Zuhause ist, nichts mehr versteht. In „Hood Politics“—worin Kendrick sich auf den „Control Verse“ bezieht, der das Game durcheinander gebracht hat („fucked up the game“) und zugibt, dass er sich nicht länger um Rap-Politik kümmert, wenn seine Freunde wie „Lil homie Stunna Deuce“ auf den Straßen ermordet werden— begegnet Kendrick einem Freund und trifft anschließend wieder auf Gott. In Form eines Obdachlosen sagt Gott in „How Much a Dollar Cost“ Kendrick, dass sein Potential „bittersweet“ sei. Er sagt, dass Kendrick, wenn er weiterhin gierig und unsensibel ist und den Leuten in seiner Stadt gegenüber keine Empathie aufbringt, nicht sein volles Potential ausschöpfen wird und nur ein Schmetterling bleibt, der in seinem eigenen Kokon gefangen ist. Das ist das Wissen, das Kendrick benötigt, um den Versuchungen von Lucy—dem Teufel—und der Ausbeutung durch Uncle Sam—dem kapitalistischen Amerika—zu widerstehen und damit anfangen zu können, sich zu befreien. Er bittet Gott: „Turn this page, help me change, so right my wrongs.

Der Ausbruch aus dem Kokon: Kendrick hat Wissen gesammelt und fängt an, es auf sich selbst und die Leute um ihn herum anzuwenden

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Tracks: „Complexion (A Zulu Love)”, „The Blacker the Berry”, „You Ain't Gotta Lie (Momma Said)“

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„The result? / Wings begin to emerge, breaking the cycle of feeling stagnant / Finally free, the butterfly sheds light on situations that the caterpillar never considered, ending the internal struggle”

Kendrick bricht aus seinem institutionalisierten Kokon aus und bietet den Leuten um sich herum neue Ideen an. Er will sich selbst nicht mehr über Leute stellen, gierig sein oder sich wie ein Idiot verhalten. Ausgestattet mit dem Wissen von Gott, fängt er an, sich in einen Schmetterling zu verwandeln, wirft Licht auf neue Situationen und will, dass andere Raupen von ihm lernen.

Auf „Complexion (A Zulu Love)“ will Kendrick die „Willie Lynch theory […] tausendmal umkehren“. Die Idee ist, dass er, indem er eine Technik aus dem 18. Jahrhundert umkehrt, die Leute verschiedenen Glaubens gegeneinander aufgebracht hat, alle im Widerstand gegen institutionalisierten Rassismus vereinen und die weitere Ausbeutung der Raupen verhindern kann. Kendrick wird klar, dass „der Schmetterling und die Raupe ein und dasselbe sind, obwohl sie komplett verschieden sind“ („although the butterfly and caterpillar are completely different, they are one and the same“), was der Grund ist, warum er in „Blacker the Berry“ sagt, dass er „alles schwarz“ („everything black“) haben will. Er ist unglaublich stolz darauf, woher er kommt, glaubt aber, dass gewisse Aspekte von Amerika—die Verwandlung der Raupen—eine Denkweise erschaffen haben, die seine Community sabotiert hat. Er nennt sie Heuchler, weil sie durch „Gangbanging“, also kriminelle Aktivitäten im Namen der Gang-Ehre, täglich zum Tode beitragen, aber trotzdem geweint und getobt haben, nachdem Trayvon Martin auf der Straße erschossen wurde. Er will die Aspekte am Dasein als Schwarzer abtöten, die durch den Kokon der Umgebung der Raupe konstruiert wurden. Das Artwork deutet an, dass er will, dass die Leute von heute dies den Leuten von morgen beibringen.

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Diese Sequenz endet mit „You Ain’t Gotta Lie (Momma Said)”. Kendrick erklärt, dass Geld und Macht nichts sind, dem die Raupen nacheifern müssen, um Erfolg zu haben. Er sagt, dass denen, die am lautesten sprechen und die versuchen, Leute mit ihrem Gerede zu beeindrucken, die Unsicherheit nur so ins Gesicht geschrieben steht und sie stattdessen ehrlich zu sich selbst sein müssen. Indem er nicht heuchelt und nicht der Ausbeutung und Versuchung nachgibt, will er, dass die Leute „real“ sind—wie er auf dem Ende von good kid m.A.A.d city erklärt.

Jetzt ist die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling vollzogen.

Der Schmetterling: Kendrick ist frei

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Track: „i”

„Although the butterfly and caterpillar are completely different, they are one and the same.“

Das Album endet im Prinzip mit „i“. Es ist der einzige Song auf dem Album, der komplett positiv ist—selbst die Zeilen, in denen er in der Single-Version des Tracks über Selbstmord nachdenkt, wurden rausgenommen—und Kendrick ist mittlerweile vollständig verwandelt (im Video sieht man, wie Kendrick sich in Schmetterlingspose aus dem Auto lehnt). „Satan“, also Lucy, wollte, dass er eine Fliege trägt („wanted to put him in a bow-tie”) und hat ihm Versuchungen von Geld und Macht angeboten, aber Kendrick „kennt Gott“. Und wie Gott ihm in „How Much a Dollar Cost“ gesagt hat, kennt er „die Wahrheit“ und dass sie ihn „befreien wird“. Der Song endet damit, dass Kendrick das Wort N**** wieder beansprucht. Er will nicht länger, dass die Bücher über die ethnische Geschichte Amerikas für Spaltung sorgen („a house divided”), da dieses Wort zu nutzen, dich „nicht besser macht als Samuel in Django [Unchained]“ oder einen „weißen Mann mit Sklavenbooten“. Kendrick hat gelernt, dass er sich selbst lieben muss, um voranzukommen. Er predigt am Ende von „i“ zu seiner Gemeinde, weil er will, dass die Welt seiner Geschichte folgt und sich ebenfalls selbst liebt.

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Fazit: Mortal Man

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Das Album endet mit „Mortal Man“—einem Track, der im Bezug auf die Erzählung den Grundstein für die Geschichte legt und sowohl am Anfang als auch am Ende hätte kommen können. In einem Interview mit der New York Times hat Kendrick Lamar sich selbst als „einem Priester am nächsten“ bezeichnet und in „Mortal Man“ festigt er diese Vorstellung. Die Raupe und ihr Kokon wurden zerstört, Kendrick hat sich als Schmetterling weiterentwickelt und erzählt der Welt, was er auf seiner Reise gelernt hat.

„The word was respect
Just because you wore a different gang colour than mine's
Doesn’t mean I can’t respect you as a black man
Forgetting all the pain and hurt we caused each other in these streets
If I respect you, we unify and stop the enemy from killing us”.

Er liefert seiner Hörer-Generation ein Paradigma. Er fragt: „When shit hits the fan, is you still a fan?”, während er sich selbst neben Koryphäen wie Martin Luther King Jr., Nelson Mandela und als Nachfolger von 2Pac sieht. Er will nicht, dass es nur ein weiteres Album ist, ein Stück Musik, er will, dass es etwas bedeutet. Kendrick lebt nur einmal, daher auch der Titel „Mortal Man“ und die Referenz an andere Anführer, die bereits tot sind. Er will eine Generation anführen. Er stellt seine Fans in Frage—„Is this relationship a fake or as real as the heavens be”—und fragt die Generation X, ob er jemals ihr X sein wird. Diese Platte ist sein Leitbild.

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Section.80 hat die Figuren Tammy und Keisha genutzt, um das Elend derjenigen zu erforschen, die während der Crack-Epidemie der 1980er aufgewachsen sind. good kid, m.A.A.d city hat Sherane genutzt, um die Geschichte von jemandem zu erzählen, der es geschafft hat, aus seiner Umgebung auszubrechen und etwas aus sich zu machen. To Pimp a Butterfly ist mehr. Es nutzt die Figuren von Lucy, Uncle Sam und Kendrick selbst, um die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der von seiner eigenen Umgebung und seinem eigenen Land institutionalisiert wurde und es geschafft hat, sich zu befreien—und deshalb ist es politisch. Die grundlegende Erkenntnis—respektiere jeden, liebe dich selbst, sei dir bewusst, wer du bist—kann auf jeden angewendet werden. Im Kontext der Platte sind das besonders schwarze Leute. Aber um eine Welt zu erreichen, in der alles gleich ist, sollte die Idee jeder verinnerlichen, der die Platte hört. Deswegen ist diese Platte wichtig. Und das ist der Grund, warum Kendrick Lamars To Pimp a Butterfly eine der besten Veröffentlichungen des letzten Jahrzehnts ist.

Ryan Bassil ist bei Twitter: @RyanBassil

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