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DFB

Reinhard Grindel, das CDU-Phantom, das YouTube-Star... äh DFB-Präsident wird

Im Internet kursiert ein Wahlkampfvideo von Reinhard Grindel. Und endlich wissen wir, wer Grindel ist. Nur so viel: Wer so viele Hände am Stück schütteln kann, ist ein würdiger Nachfolger für Wolfgang Niersbach.

Der DFB wirkt nach dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach und der peinlichen Freak-Show um die WM-Vergabe wie ein kopfloses Huhn. Wer soll diesen Zustand ändern? Wer holt den deutschen Fußball aus der strukturellen Kumpanei, wer sorgt für Transparenz und flickt das Vertrauensverhältnis zum Verband? Reinhard Grindel wird das versuchen. Reinhard wer?

Grindel gilt als Vertreter des Amateurlagers und dürfte wegen der Zwei-Drittel-Mehrheit der Amateure im außerordentlichen Bundestag die Stimmmehrheit bekommen. Ansonsten weiß man nicht viel über ihn. Vielleicht, dass er 2014, ein Jahr vor dem Sturz Blatters, die Situation in der FIFA als „erheblich verbessert" ansah. Das klingt nicht gut. Wer ist also dieser Reinhard Grindel?

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Auf jeden Fall ist er CDU-Politiker und ein verdammter Medienprofi. Ein besonders „schöner" Clip von ihm macht aktuell in den Medien die Runde. In dem Wahlkampfvideo aus dem Jahr 2013—das auch als, Achtung Sprachwitz, abgedroschenes Potpourri von Niedersachsen-Klischees herhalten könnte—gibt uns Herr Grindel netterweise einen Einblick in seine Arbeit als CDU-Lokalpolitiker:

Und die besteht—dem Video nach zu urteilen—vor allem aus Händeschütteln. Wenn der fast vier Minuten lange Clip an einem Tag gedreht wurde, wäre er angesichts einer solchen Schüttel-Ausdauer auf jeden Fall der richtige Mann für die Spitze eines Sportverbandes. Und ein todsicherer Tennisarm-Kandidat.

Wichtig ist übrigens, die designierte Grüßhand schon Sekunden vorher klar und deutlich auszustrecken:

Und wie es sich für einen echten CDU-Mann gehört, sollte man natürlich auch bei Polizei und Bundeswehr vorbeischauen, law and order und so.

Bei solch bildgewaltigen Aufnahmen muss natürlich die richtige musikalische Untermalung her. Und was wäre ein Politiker aus Niedersachen, wenn er dafür nicht auf das gute, alte Niedersachsenlied zurückgreifen würde. Obwohl man sagen muss, es handelt sich dabei gar nicht um die „gute, alte" Version, sondern um eine Neudichtung der CDU aus dem Jahr 2007. Die wurde damals für den Wahlkampf eines gewissen Christian Wulff geschrieben. Und was schon für einen Wulff gut war, kann auch für einen Grindel nicht schaden.

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Falls ihr wider Erwarten der Meinung seid, dass der Song einem infamen Angriff auf menschliche Ohren gleicht, seid ihr damit in bester Gesellschaft. Denn schon die taz schrieb in Bezug auf „Joyello und Maria Luisa Campobasso", dem Gesangsduo hinter dem Video, von „einer gruseligen Wiedergeburt von Al Bano und Romina Power, nur viel schlimmer". Autsch, der saß.

Doch zurück zu unserem Auserwählten des DFB (und des Wahlkreises „Rotenburg I – Heidekreis", der ihn in den Bundestag gewählt hat).

Wer aus Niedersachsen kommt, zeigt sich natürlich naturverbunden und bodenständig (und „sturmfest und erdverwachsen"). Was passt da besser ins Bild als ein massiver und jeden Gegenwind trotzender Findling? Genau, nichts. Also her mit dem Klotz.

Natürlich haben echte Christdemokraten auch einen andersgeschlechtlichen Partner an ihrer Seite. Dass die Dame aber mit ihrem Hermès-Gürtel (ab 400 Euro aufwärts) das Bodenständigkeits-Image ihres Gatten dezent unterminieren könnte, haben die Regisseure leider nicht bedacht.

Natürlich steht Niedersachsen als „Zukunftsland" auch für Innovationen. Was braucht es also zum Refrain „Die Zukunft wird wachsen, bei uns in Niedersachsen"? Herrn Grindel in irgendeinem Industriepark, ganz der Malocher.

Und wenn ganz besonders böse Zungen jetzt behaupten wollen, der habe doch mit Fußball gar nichts am Hut, sei erstens gesagt, dass er stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages ist. Und zweitens … ach seht doch selbst:

Darum kann es trotz bzw. wegen dieses Videos auch nur eine einzige Schlussfolgerung geben: Grindel for President!