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Humor

Klaas’ Doppelpass-Auftritt war der Beweis, dass Fußball keinen Humor versteht

Nicht, dass Klaas' Klischee-Kommentare witzig gewesen wären—doch so, wie die Fußball-Gäste und das Internet-Volk reagierten, könnte man meinen, dass Fußball nie den Stock aus dem Arsch ziehen wird.
Screenshot: Youtube

Wer nach einem Bundesliga-Wochenede vom Fußball nicht genug kriegen kann, schaltet am Sonntag Vormittag den Doppelpass ein. Zwei Stunden Experten-Auswertungen, Phrasengedresche und Fußballgeplänkel. Balsam für die Seele eines nostalgischen Fußballfans. Doch dieser Sonntag verlief etwas anders. Ein Ehrengast war eingeladen: Klaas Heufer-Umlauf, bekannt aus der TV-Talkshow „Circus Halligalli". Zusammen mit seinem Co-Moderator Joko unterhält er die Zuschauer mit Streichen und waghalsigen Unternehmungen und nimmt dabei auf nichts und niemanden Rücksicht. Diesmal musste der Doppelpass dran glauben.

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Joko und Klaas lieben es, in ihrer Sendung Spiele zu spielen. Bei einem hat einer der beiden einen Knopf im Ohr, der andere steht außer Sichtweite und erteilt ihm über den Knopf Befehle. Die unangenehme Situation für die Fußballnull Klaas war es, als „Experte" in einer Fußballrunde zu sitzen. Klaas ist bekennend fußballuninteressiert, während Joko glühender Gladbach-Fan ist. Oder zumindest so tut.

Nun saß Klaas also, vermutlich mit einem Knopf im Ohr, beim Doppelpass als Wolfsburg-Fan vor der Kamera. Nachdem er sich mit ernster Miene auf den Stuhl setzte, die Runde mit einem „Herzlichen Gut Kick" begrüßte und dabei mit der Hand ein vermeintliches Wolf-Zeichen machte, ging ein leicht irritiertes Lächeln durch die Zuschauerreihen. Es wurde höflich geklatscht. Der Doppelpass-Moderator Thomas Helmer probierte daraufhin frech zu kontern und warf in die Runde: „Wir sind doch hier nicht beim Kegeln." Die Expertenrunde reagierte allerdings nicht auf den Gag, sie saßen lediglich mit versteinerten Mienen im Stuhlkreis, schwiegen betreten und schämten sich fremd. Als Klaas erzählte, dass das zweite Tor von Bayern „quasi in der Luft lag", konnte sich Klaus Allofs, der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, einen kleinen Lacher nicht verkneifen. Dieser schien auch als einziger der Runde ganz verzaubert vom witzigen Phrasenschwein Klaas zu sein und hing ihm beinahe an den Lippen. Nachdem der ehemalige Fußballprofi Thomas Strunz eine Experten-Analyse zu Schürrle abgab, entrüstete sich Klaas, schüttelte den Kopf und stöhnte laut: „Der Schürrle du, Mann, Mann, Mann, Mann, Mann!"

Diese Aussage wurde vom Moderator Helmer mit eisigem Blick quittiert, kurz wusste er nicht, was er sagen soll und starrte Klaas an, bis er nach ein paar Sekunden wieder gequält in die Kamera lächelte und weiter moderierte. Immer wenn Klaas etwas sagte, brach in der Expertenrunde betretenes Schweigen aus. Das Publikum hingegen war nach ein paar Minuten in Kicher-Laune. Klaas' Pointen wurden höflich beklatscht. Doch beim Blick in die Gesichter sah man Spuren von leichter Unsicherheit. Zwei Fragen drängten sich nämlich penetrant auf: Darf er den heiligen Fußball ins Lächerliche ziehen und ist das lustig oder einfach nur peinlich? Nach einer halben Stunde entschied Helmer, dass es einfach nur peinlich ist und schmiss den Herrn Heufer-Umlauf charmant raus. Die Expertenrunde lächelte höflich, Klaas reichte jedem die Hand, verabschiedete sich schalwedelnd und rief „Schürrle, Draxler, Zikki Zakka." Als Klaas aus Sichtweite der Kameras war, atmete der Stuhlkreis erleichtert auf und legte langsam das eingefrorene Lächeln ab. Nur Klaus Allofs strahlte Klaas hinterher und schien noch immer ganz fasziniert von so viel Witz und Ironie.

Und auch als Zuschauer atmete man erleichtert auf, als Klaas das Rampenlicht verließ. Diese Situation war einfach unfassbar unangenehm. Denn weder die Zuschauer noch die Experten konnten mit dem ironischen Auftritt von Klaas umgehen. Nachdem die Sendung abgelaufen war, kam auch schon die Quittung. Es gab einen regelrechten Shitstorm auf den Social-Media-Kanälen. Die Fans waren absolut genervt, wüste Beschimpfungen und grenzenlose Empörung wurden laut.

Für die meisten Fans scheint Fußball keine Nebensache, sondern der Lebensinhalt. Es wird für die Mannschaft und den Verein gelebt und alles getan. Von Sticheleien klischeebeladener Comedians fühlen sich Fußballfans provoziert und ins Lächerliche gezogen. Das kann man verstehen. Andererseits messen wir dem Fußball eine solch aberwitzige Wichtigkeit bei, dass er es verdient, dass man sich über ihn lustig macht. Auch wenn die Witze nicht witzig sind.