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Popkultur

,A Girl Walks Home Alone At Night‘ ist der iranische Vampir-Western, den ihr braucht

Der Film ist eine Dystopie, in die man gerne eintaucht. Wir präsentieren die Premiere in Wien.

Alle Fotos: Kino Lorber Inc.

Als ich letztes Jahr die Filme für die Viennale durchblätterte, fiel mir sofort ein Film ins Auge. Ziemlich genau aus dem Grund, weil er als schwarz-weißer, iranischer Vampir-Western angekündigt wurde. Besser geht es halt dann doch eigentlich nicht. Der Film von Ana Lily Amirpour hatte vorher schon auf dem Sundance Festival—immer noch das Maß aller Dinge in Sachen Indie-Film—ziemlich für Aufsehen gesorgt.

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A Girl Walks Home Alone At Night verspricht einiges, hält aber auch ziemlich viel davon. Vordergründig ist er primär mal eine umgedrehte Vampir-Liebesgeschichte—also Boy (in diesem Fall Arash) meets Vampire (nur „The Girl" genannt) statt der dann doch immer ein bisschen reaktionär anmutenden Twilight-Konstellation. Das hat es natürlich schon ein paar Mal gegeben. Wer zum Beispiel den schwedischen Film So finster die Nacht noch nicht gesehen hat, der sollte das dringend nachholen. Was A Girl Walks Home Alone At Nightein bisschen anders macht, ist das Umfeld, in dem er spielt: Die weiten, endlosen Steppen und Ölfelder, die eigentlich Kalifornien sind, im Film aber Iran und die fiktive Stadt Bad City darstellen sollen. Und damit auch die islamische Republik Iran.

Man neigt ja manchmal dazu, sich Iran als homogenes, islamistisches Gebilde vorzustellen, das ausschließlich aus Religionspolizisten besteht, die Homosexuelle hingerichten, während sie an Atomwaffen arbeiten. Aber Iran ist riesig, hat knapp 70 Millionen Einwohner und ist dementsprechend vielschichtig.

A Girl Walks Home Alone At Night schafft es ziemlich gut, diese verschiedenen Graustufen und all die Probleme und Phänomene, die das weite Land beinhaltet, anzustreifen. Die große Drogenproblematik. Die vielen Nasenoperationen. Die wahnsinnige soziale Ungleichheit. Die zahlreichen Transsexuellen. Die Prostituierten. Die wahnsinnig junge Bevölkerung, die es sich irgendwo zwischen Träumen und Desillusioniertheit ungemütlich macht. So wie eben Arash, der sich als Gärtner von jungen Mädchen der Oberschicht erst mal heiß machen und dann demütigen lässt. Und dessen Gehalt sein Vater dann auch noch für Heroin ausgibt.

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Oder wie The Girl, die sich eine Refugium mit einer großen Plattensammlung aufgebaut hat und eine seltsame Form des Vampirismus pflegt. Sie saugt nicht um sich zu verpflegen, sondern um soziales Fehlverhalten zu bestrafen. Die symbolische Kastrationsszene, in der sie einem skrupellosen Drogendealer erst den Finger lutscht und dann abbeißt, gehört zu den wirklich, wirklich starken Momenten des Films. Und auch sonst interessiert sich die Vampirin sehr für das Leben ihrer Mitmenschen in Bad City, auch wenn diese das nicht immer merken.

Im Film geht es um zwei Außenseiter, die sich in einem seltsamen System zurecht- und langsam zueinander finden. Auf dem Weg dorthin fließt natürlich viel Blut, tanzen Transsexuelle mit Gymnastikbändern und wachsen Eckzähne. Das macht letztlich auch die Stärke des Films aus: Er ist letztlich dann doch zu viel Pulp und zuviel Genre-Mix, um eine langweilige und realistische Bestandsaufnahme der iranischen Jugend zu sein. Der Film spielt eben nicht zufällig nicht in Teheran, sondern in Bad City.

A Girl Walks Home Alone At Night feiert am Samstag, dem 9. Mai, um 23:00 Uhr seine Österreich-Premiere im Wiener Gartenbaukino. Wir verlosen 8 x 2 Tickets. Wenn ihr dabei sein wollt, schickt uns einfach eine Mail mit dem Betreff „Beißkino" an win@vice.com.


Alle Fotos: Kino Lorber Inc.