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Für jeden Hasskommentar ein Euro – Rassisten helfen unfreiwillig Flüchtlingen

Die Aktion „Hass hilft" wird dafür sorgen, dass die Facebook-Hetze zukünftig einem guten Zweck dient.

Foto: hasshilft.de

Wenn es im deutschen Facebook gerade eines genug gibt, sind das Hass- und Hetzkommentare, die sich vor allem gegen Flüchtlinge richten. Die Anzahl von rassistischer Hetze, ausgedachten Fakten über „Asylanten" und auch von offenen Aufrufen zu Gewalt bis hin zum Massenmord hat in diesem Jahr enorm zugenommen. Davon kann sich jeder selbst ein Bild machen, der sich in einer der Facebook-Gruppen der „besorgten Bürger" von Freital bis Dortmund verirrt—empfohlen ist das nicht.

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Das Problem ist mittlerweile so allgegenwärtig, dass sich sogar die BILD-Zeitung jetzt besorgt zeigt und in klassischer Hau-Drauf-Manier besonders schlimme Kommentare in einem „Hass-Pranger" abgedruckt hat—inklusive Namen und Profilfoto der Urheber.

Weniger konfrontativ, dafür aber hilfreicher ist die Aktion „Hass hilft": Zukünftig wird für jeden rassistischen Kommentar im Internet ein Euro an ein Flüchtlingsprojekt der Aktion Deutschland Hilft oder das Nazi-Aussteigerprogramm EXIT-Deutschland überwiesen. Die Hetzer werden damit in Zukunft unfreiwillig dazu beitragen, dass es Flüchtlingen in Deutschland besser geht.

Um solche Kommentare geht es. Screenshot aus dem Artikel „Dieser Blog sammelt die schlimmsten Kommentare der Freitaler „Asylgegner""

Hinter der Aktion steht die Initiative „Rechts gegen Rechts" des Zentrums Demokratische Kultur (ZDK), das schon einmal mit einer ähnlichen Aktion aufmerksam auf sich gemacht hat: Damals wurde ein „Trauermarsch" von Neonazis im bayerischen Wunsiedel in eine Spendenaktion umgewandelt, indem für jeden gelaufenen Meter Geld an EXIT gespendet wurde.

Dasselbe Prinzip wird nun also auf Online-Hetze angewandt. Das Geld stammt übrigens vom FC St. Pauli, vom Fernsehsender Sky und von Facebook selbst. Facebook wurde in letzter Zeit immer wieder heftig kritisiert, weil es vermeintlich zu wenig gegen die Hetze auf seiner Plattform unternehmen würde. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat deshalb sogar Ermittlungen wegen Beihilfe zur Volksverhetzung gegen drei Manager von Facebook Deutschland aufgenommen.

Ob Hass-Poster sich von der Spenden-Aktion beeindrucken lassen, ist fraglich. Immerhin will „Hass hilft" auch eine anonyme Rangliste der fleißigsten Online-Hetzer veröffentlichen, die mit ihren Kommentaren unfreiwillig das meiste Geld für Flüchtlinge gesammelt haben.

Wenn man die Aktion unterstützen will, muss man nur unter den jeweiligen Post ein Bild der ZDK-Homepage posten.