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Videos zeigen die riesige Explosion in Tianjin, die Zahl der Todesopfer steigt

Es gibt immer noch viele offene Fragen bezüglich der riesigen Explosion, die sich in Tianjin zugetragen hat. Fotos und Videos aus der chinesischen Hafenstadt zeigen das Ausmaß der Verwüstung.
Foto: Imago/Xinhua

Die riesige Explosion in der chinesischen Hafenstadt Tianjin diesen Mittwoch verursachte apokalyptische Szenen, inklusive riesiger Feuerbälle, die den Nachthimmel taghell erleuchteten. Die Anzahl der Toten steigt nach dem Ereignis weiterhin an—mindestens 44 Menschen kamen um, Hunderte wurden verletzt.

Unter den Todesopfern sind laut der städtischen Regierung 12 Feuerwehrleute. Mehr als 1.000 Feuerwehrleute wurden entsandt, um die Feuersbrunst zu bekämpfen, die von den Explosionen kurz vor Mitternacht ausgelöst wurde. Beamte haben außerdem mitgeteilt, 520 Menschen befänden sich in Krankenhäusern in Behandlung, 66 davon mit schweren Verletzungen. Für die Zahl der Vermissten gab es keine Angaben.

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Foto: Imago/Xinhua

Die Explosionen hatten ihren Ursprung in einer Lagerhalle für Gefahrgüter und verwandelten alle Gebäude in unmittelbarer Umgebung in ausgebrannte Hüllen. Fenster in mehreren Kilometern Entfernung zersprangen in der Druckwelle.

VICE News: Fotos von den Auswirkungen der riesigen Explosion im chinesischen Tianjin

„Ich dachte, es sei ein Erdbeben, also bin ich ohne Schuhe nach unten gerannt", sagte Zhang Siyu, eine Einwohnerin von Tianjin, deren Haus mehrere Kilometer vom Ort der Explosion entfernt liegt. „Erst als ich draußen war, wurde mir klar, dass es eine Explosion war. Am Himmel war ein riesiger Feuerball mit dicken Wolken. Alle konnten es sehen."

Zhang sagte, sie habe verletzte Menschen weinen sehen. Todesopfer habe sie nicht gesehen, doch „ich konnte den Tod fühlen".

An injured firefighter receives treatment. At least twelve firefighters were dead at — China Xinhua News (@XHNews)August 13, 2015

Es gab keine Anzeichen für den Auslöser der Explosion und auch keine Hinweise auf eine Freisetzung einer großen Menge giftiger Chemikalien. Laut Beijing News gebe es am Boden am Explosionsort einen nicht identifizierten gelben Schaum, doch es sei nicht klar, ob es sich dabei um Kontamination oder einen Teil der Bemühungen der Feuerwehr handle.

Das ausgebrochene Feuer war heute morgen zum Großteil unter Kontrolle und laut der Lokalregierung Tianjin sei eine weitere Bekämpfung des Feuers auf Befehl der Zentralregierung unterbrochen, sodass ein Team von chemischen Experten die Gefahrenstoffe vor Ort, die Gefährdung der Umwelt und die beste Vorgehensweise beim weiteren Löschen einschätzen könne.

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„Es war so, wie man uns gesagt hat, dass eine Atombombe sein würde", sagte Lastwagenfahrer Zhao Zhencheng, der die Nacht über in seinem Führerhaus feststeckte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas sehen würde. Es war schreckenerregend, aber auch schön."

Aerial view of the explosion site of Tianjin massive blasts. Death toll has climbed to 44 — China Xinhua News (@XHNews)August 13, 2015

Die Polizei von Tianjin hat mitgeteilt, die ursprüngliche Explosion habe an Schiffscontainern in einem Lager für Gefahrgüter von Ruihai Logistics stattgefunden, einer Firma, die behauptet, die entsprechenden Lizenzen zum Umgang mit solchen Stoffen zu besitzen. Laut staatlichen chinesischen Medien sei die Firmenleitung von Regierungsbeamten festgenommen worden und Präsident Xi Jinping habe eine strenge Bestrafung aller Verantwortlichen gefordert.

Die Website der Logistikfirma ist seit Donnerstag unzugänglich.

Die Regierung von Tianjin hat außerdem mitgeteilt, dass sie aufgrund der Explosionen den Online-Zugriff auf öffentliche Firmendaten gesperrt habe. Diese Daten könnten dazu eingesetzt werden, die Inhaber von Ruihai ausfindig zu machen. Es ist bisher unklar, ob dieser Blackout etwas mit einem von der Explosion ausgelösten technischen Schaden zu tun hat. Anrufe bei der Verwaltung für Markt- und Qualitätsüberwachung und der Industrie- und Handelsverwaltung von Tianjin blieben am Donnerstag unbeantwortet.

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Die Explosionen betrafen hauptsächlich eine industrielle wirtschaftliche Entwicklungszone und einige umliegende Wohnhäuser. Gebäude von einem halben Dutzend anderer Logistikfirmen seien durch die Explosionen zerstört und mehr als 1.000 Autos auf einem nahegelegenen Parkplatz seien ausgebrannt, so Beijing News.

Die erste Explosion löste mindestens eine weitere Explosion aus. Das Chinesische Amt für Seismologie berichtete über zwei Explosionen vor Mitternacht, wobei die erste der Detonation von 3 Tonnen TNT und die zweite 21 Tonnen TNT entsprach.

Etwa zwei Kilometer vom Ort der Explosionen entfernt befindet sich der luxuriöse Wohnkomplex Fifth Avenue. Die Straße davor ist übersät mit Glasscherben und verkohltem Metall, das von der Explosion dorthin geschleudert wurde. Wie auch bei anderen Gebäuden in der Umgebung zersprangen in dem Gebäudekomplex im mediterranen Stil alle Fenster und einige Oberflächen sind verkohlt.

„Es ist ein Glück, dass noch niemand eingezogen war", sagte ein Arbeiter am Komplex, Liu Junwei, 29 Jahre alt. „Aber für uns ist es ein Riesenverlust. Zwei Jahre harte Arbeit wurden dadurch zunichte gemacht."

„Es war komplett still, und dann wurde der Himmel plötzlich heller als am Tag und es sah aus wie eine Feuerwerk-Show", sagte ein weiterer Arbeiter vor Ort.

Tianjin hat etwa 15 Millionen Einwohner und befindet sich circa 120 Kilometer östlich von Peking am Golf von Bohai. Die Stadt ist eine der wichtigsten Hafenstädte Chinas und gehört mit seiner Hochgeschwindigkeits-Zugverbindung zur Hauptstadt zu den moderneren Städten des Landes.