Die besten Lebensweisheiten von MC Bogy

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Die besten Lebensweisheiten von MC Bogy

„Atze, du bist keine Katze“: MC Bogy als Interviewer zu verpflichten, war die beste Idee, die TV Strassensound je hatte.

Deutschrap und Interviews, das ist mittlerweile eine Geschichte für sich. Getrieben von der Furcht, während der nächsten Promophase übergangen zu werden, beschränkt sich ein Großteil der Interviewer auf verständnisvolles Nicken, während die Künstler ihre 0815-Floskeln ablassen. Von „Das neue Album ist definitiv mein Bestes" bis „Ich kann per Knopfdruck Karrieren beenden" kein Blödsinn, der nicht stillschweigend hingenommen und unwidersprochen veröffentlicht wurde. Abgesehen von gelegentlichen, wahnwitzigen Highlights wie Fler oder Manuellsen, oder zum schmunzeln animierende Catchphrases wie etwa „Wie kam der Kontakt zustande" ist die große Langeweile ausgebrochen. Aber es gibt einen Streifen Hoffnung am Horizont.

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Oder um es anders zu formulieren: Wir befinden uns im Jahre 2016 n. Christus. Ganz Deutschland ist von den Langweilern besetzt … Ganz Deutschland? Nein! Ein vom unbeugsamen Bogy bevölkerter YouTube-Kanal hört nicht auf, dem Nonsens Widerstand zu leisten. Seit MC Bogy, Rap-Legende, Berlin Crime-Mitglied der ersten Stunde und der einzige Typ, der mit einem Hut cooler wirkt als Rocky Balboa, die Interviews für TV Strassensound führt, gibt es kein halbgares Gequatsche, keine stundenlangen Gespräche über Mode und vor allem keine Humorlosigkeit mehr. Entweder ist sein Gegenüber in der Lage mitzuhalten (wie etwa ein Orgi69 oder MC Bomber) oder der Mann aus Lankwitz übernimmt das Entertainment. Südberlins finest eben. Kein Wunder, dass die Idee für diesen Text ebenfalls aus dem Süden Berlins kam. (Shoutout!)

Der ein oder andere Gast mag irritiert in die Kamera starren, wenn Bogy das Ruder an sich reißt und Storys aus den alten Tagen zum Besten gibt oder sich über seine eigenen Witze totlacht, aber fast immer gibt es dafür einen triftigen Grund: Langeweile. Immer dann, wenn man als Zuschauer überlegt, sich doch noch mal aufs Ohr zu legen, etwas zu Essen zu kochen oder aufgrund fehlender Alternativen erneut in Bogys neuestes Album „Biographie eines Dealers" reinzuhören, erkennt dieser die Misere und sorgt wieder für Unterhaltung. Grund genug, alte und neue Interviews, überlieferte Sprüche und Lebensweisheiten des lyrischen Hooligans zu durchforsten, um ein kleines Best Of zu erstellen.

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(P.S. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und darf gerne erweitert werden.)

Gleich zu Anfang eine beinahe philosophische Aussage, die auf so schöne Art und Weise in sich gebrochen wird, dass man sich nur verneigen kann. Der Spruch scheint zu Bogys Lieblingen zu gehören, seit Jahren wird er immer wieder vorgetragen, ob in Interviews oder bei Kneipenabenden und verliert dennoch nie seine Aktualität und Ehrlichkeit.

Ich trinke nicht mehr, ich betrüg meine Frau nicht mehr, ich nehm keine Drogen mehr – nur lügen tu ich noch ab und zu."

Immer schön ist es auch, wenn der Atzenkeeper auf seine alten Weggefährten, wie etwa MC Basstard trifft. Nachdem minutenlang schwadroniert wird, ob sich die BC-Clique noch mal für ein gemeinsames Album zusammen rauft (wollen wir es hoffen, inshallah!) schaut Bogy mit einer Mischung aus Wehmut und Freude über seinen eigenen, kommenden Witz in den Raum, um dann festzustellen:

Ich sag immer, wartet lieber auf den Weltfrieden als auf ein neues Basscrew-Album. Ist besser für euch!"

Was Bogy besonders gerne ins Spiel bringt sind die „Atzen". Legendär seine Erklärung auf der ersten „Rap City Berlin", was eine Atze ausmacht und wofür der Begriff „Atze" alles steht.

„Atze ist sehr zweideutig. Das kann zum Beispiel einer sein, der gegen 'ne Bullenwanne pisst. Das ist dann 'ne hängengebliebene Atze. Oder man sagt, der Eine hat dem und dem aufs Maul gehauen, der ist 'ne coole Atze. (…) Aber bei 'ner Atze kommt immer zuerst der Respekt und dann die Kohle. Das nennt man auch den Atzenfaktor!"

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Aber auch Atzen überschätzen sich manchmal. Für solche Fälle hat Bogy eine knappe Ansage parat, eine Mischung aus Drohung und der Warnung, dass nicht mal eine Atze sieben Leben hat und sich dementsprechend zusammen reißen sollte:

Atze, du bist keine Katze!"

Bei Bogy selbst ist man sich da nicht ganz so sicher, immerhin hat er Dinge erlebt, die bei anderen durchaus für sieben Leben reichen würden. Dass die ein oder andere unrühmliche Geschichte darunter ist, daraus macht er nie einen Hehl. Dementsprechend fröhlich stellte er im Gespräch mit MC Bomber fest:

Gott schütze das Wort „real". (…) Früher hätte man gesagt, Bogy ist unmöglich, der hat die Show verkackt, seinen Vorschuss versoffen, der sieht blass aus. Heute sagt man einfach „er ist real."

Sowieso ist Bogy immer dann am besten, wenn er einen ebenbürtigen Gast hat. Kein Wunder, dass er neben Orgi 69 aka Imbiss Bronko aka King Orgasmus One zur Höchstform aufläuft. So berichtet er zum Beispiel von Flers Auftritt bei „Aktenzeichen XY Ungelöst". Er habe gedacht, da käme jetzt eine krasse Geschichte. Doch dann ging es lediglich um einen Angriff auf Fler mit einer Gaspistole. Daraufhin bricht Bogy in schallendes Gelächter aus:

Wenn einer vor mir steht mit 'ner Gasknarre und fünf mal abdrückt, dann sag ich: Ja geil Atze, wir haben nicht Silvester, bist 'n paar Monate zu früh!" [lacht erneut schallend]

Generell gehört das Treffen mit Orgi Pörnchen zum besten, was Deutschrap so zu bieten hat. Auf die Tatsache angesprochen, dass Orgi sich damals als Händler für Pornofilme verdingte, kommt Bogy zu der einfachen Erkenntnis:

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Du hattest die Videos, ich hatte die Kilos."

Oder stellt in Bezug auf eines der ersten BC-Tapes fest:

Damals gab es ja „Fick die Ex". Das gab's dann später nochmal als „Jetzt ist sie weg" von Fanta 4. Also für Weicheier."

Auch das Thema Mariuhana beschäftigt Bogy seit langem. Zum Beispiel, wenn er freimütig verkündet, dass er vor dem täglichen Trainig in der Muckibude drei Bong-Köpfe raucht. Folgerichtig wurde er von 16 Bars in die „Hotbox" eingeladen und wartete dort mit Weisheiten wie den folgenden auf:

Wenn die Atzen umsonst buffen können, haben'se plötzlich Vakuum-Lungen."

Oder

Wie die Bongbande sagt: Ohne Bong geht hier nix."

Zu den schönsten Anekdoten gehört aber nach wie vor sein Aufeinandertreffen mit der Berliner Antifa. Die Jungs und Mädels aus dem schwarzen Block hatten sich damals etwas besonderes ausgedacht und diesen ziemlich einfallsreichen und im Endeffekt eher positiv gemeinten Sticker mit dem Rapper aus dem Haus „Noch mehr Ketten-Entertainment" gedruckt.

Bogy hingegen fand das überhaupt nicht witzig und glaubt, wie er kürzlich erst verkündete, dass die Antifa ihn bloßstellen oder als Nazi anprangern wollte. Dementsprechend suchte er das klärende Gespräch (das er wohl auch fand) und stellt abschließend fest:

Ich hab doch mit Kaptalismus gar nichts zu tun. Versteh ich gar nicht, wieso man mich da auf 'nen Flyer rauf tut."

Abschließend bleibt zu sagen, dass Bogy neben den Momenten der unfreiwilligen Komik (derer er sich durchaus bewusst ist), den fragwürdigen Geschichten aus der Vergangenheit und der unbeugsamen Vorliebe für Rauschmittel, eine Eigenschaft besitzt, die man ansonsten meist vergeblich sucht: Er ist real! Und wie Bogy sagen würde: "… und dafür hab ich dir auch immer Respekt gegeben."

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