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Dürfen wir vorstellen: Die Teilnehmer der Red Bull Music Academy 2014

Hier sind einige Künstler, über die wir uns besonders freuen.

Die Red Bull Music Academy hat die Teilnehmer für 2014 bekanntgegeben und wir sind schon gespannt, was uns am Ende alles erwarten wird. Für fünf Wochen wird die RBMA in Tokyo residieren, wo vom 12. Oktober bis zum 14. November zwei „Semester" mit jeweils 30 Teilnehmern abgehalten werden. Dort erwarten sie dann Gastvorträge innovativer Künstler (in den letzten Jahren nahmen dort James Murphy, Tom Moulton und Mannie Fresh Platz auf dem Sofa) und Kollaborationen untereinander in den RBMA-eigenen Studios, deren Endresultate auf speziell kuratierten Veröffentlichungen vorgestellt werden. An den Abenden wird RBMA außerdem einige Events in der japanischen Hauptstadt veranstalten, bei denen die Teilnehmer ihre Fortschritte vorstellen.

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Für Künstler und Fans gleichermaßen ist die Red Bull Music Academy zu einer wahren Institution für neuartige Sounds und unkonventionelle Ansätze geworden, weswegen mittlerweile jeder Künstler, der aus der Flut der Bewerber ausgewählt wird, automatisch im Rampenlicht steht. Hier sind sechs Namen, auf die wir besonders gespannt sind.

Mumdance (GB)

Im Keller des Birthdays, einer Bar in East-London, hat sich unter dem Namen Boxed eine eingeschworene Gemeinschaft von Producern eingefunden. Dabei handelt es sich um eine Clubnacht, die von Slackk und Oil Gang ins Leben gerufen wurde. Jeden Monat schütteln sich dort wechselnde Künstler (darunter Logos, JT The Goon, Inkke, Dullah Beatz und Mulo, um nur einige zu nennen)—in der Regel mit eigenen Dubplates—ein paar Grime-Instrumentals aus dem Ärmel, die das Genre produktionstechnisch in eine düstere, aufregende und verschwitzte Zukunft führen. Einer der Künstler aus der Boxed-Crew, den wir hier bei THUMP besonders gut finden und der auch für die RBMA 2014 ausgewählt worden ist, ist Mumdance.

Seine beiden Releases zusammen mit Logos für Tectonic und Keysound im letzten Jahr waren schon zwei überzeugende Ritte ins Ungewisse, aber seine neue EP, Take Time, auf Rinse hat uns dann wirklich allen den Kopf verdreht. Auf dieser weicht Mumdance etwas von dem instrumentalgeleiteten Ethos von Boxed ab und arbeitet direkt mit einem MC zusammen (dem Teenage-Newcomer Novelist), was damit belohnt wurde, dass die EP im britischen Radio rauf und runter gespielt wurde. Als wir uns vor Kurzem mit Mumdance über seine EP unterhielten, erzählte er uns davon, wie er den klassischen 909 Sound in seine eigenen Produktionen einbauen möchte—und die Resident Advisor-Session hier unten mit Novelist, die kurz nach unserer Unterhaltung rausgekommen ist, zeigt nur zu deutlich, wie gut er das auch hinbekommt. Mumdance scherzt nicht, wenn er sich den „Grimey Jeff Mills" nennt.

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Am besten begibst du dich mal auf seine Soundcloud-Seite und hörst dir seine verschiedenen Radioshows und Releases an—inklusive eines ziemlich faszinierenden Mixes, zu dem ihm seine Zeit in Ägypten inspiriert hat. Los geht's!

Palms Trax (Deutschland)

Wo wir gerade schon bei Jeff Mills sind: Dieser hatte vor Kurzem in einem Interview mit uns ein interessantes Argument dafür geliefert, warum in seinen Augen die Rave-Kultur (und damit auch Rave-Musik an sich) seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat: „Wir haben es zu Tode exerziert, bis hin zu dem Punkt, an dem wir gar nicht mehr vernünftig darüber sprechen können. Ich erinnere mich daran, wie die Menschen in Unterhaltungen über kaum etwas anderes sprechen wollten als, wie toll die Party war; gefolgt von, wie gut der DJ war; und dann noch, wie gut die Technik ist—egal was auch ist, es wird immer weniger darüber gesprochen, was die Musik eigentlich für einen bedeutet."

Ja, wir beten Jeff Mills förmlich an und sind weit davon entfernt, sein Talent oder seine Meinung in Frage zu stellen, trotzdem sind wir der Meinung, dass hinter Acid wesentlich mehr steckt als ein paar nostalgische YouTube-Videos und vage Erinnerungen an Raves auf irgendeinem Acker. Acidhouse nimmt heutzutage musikalisch einen extrem faszinierenden Platz ein: Wie schafft man es, dass so ein simples Gerät wie der Roland TB-303, das Herzstück von Acid, auch heute noch aufregend klingt? Tja, ein Producer, der sich voll und ganz dieser Aufgabe verschrieben hat, ist Palms Trax.

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Mit seiner Debüt-EP, Equation, auf Lobster Theremin im letzten Jahr schaffte er seinen Durchbruch und verblüffte uns alle mit seiner extrem unaufgeregten und verträumten Interpretation des Acid-Sounds. Hier gibt es keine ausladenden Rave-Stabs oder ein anbiederndes Retro-Artwork—einfach nur vier wunderschöne Tracks, die offensichtlich auch die Aufmerksamkeit der RBMA-Juroren auf sich gezogen hatten. Wir können uns schon lebhaft vorstellen, wie er von Kabeln und großen Augen umringt im Studio sitzt und sich seinen Weg durch die Sessions jamt.

Xosar (Deutschland)

Es ist konstantes Ärgernis in unseren Augen, dass—während Talent einfach Talent ist, egal welchem Geschlecht man zugeordnet wird oder in welchem Körper man auf die Welt gekommen ist—weibliches Talent zwar ständig präsent, aber wesentlich weniger in der elektronischen Musikszene gewürdigt wird. Line-Ups sind noch immer zum größten Teil Männervereine und Künstlerinnen wie Nina Kravitz müssen sich mit vorurteilsbeladener Kritik rumschlagen, weil sie—wie kann man auch nur?—gerne High-Heels trägt und ab und an mal ein Schaumbad genießt. Eine Frau, die talentiert ist und obendrein noch verdammt hart arbeitet, ist die amerikanische/niederländische/deutsche Producerin und DJ Xosar, deren Name eher selten auftaucht, wenn er nicht gerade in einem Atemzug mit dem ihres Freundes Legowelt genannt wird.

Jetzt mal echt, was soll der Scheiß? Xosar hat mit Veröffentlichungen auf anerkannten Underground-Labeln wie L.I.E.S., Rush Hour Recordings und Créme Organization einige der coolsten, deepsten und atmosphärischsten House und Electro-Tracks geschaffen, die wir in letzter Zeit gehört haben—und das alles nur dank ihres eigenen, eindeutig vorhandenen Talents. Wenn dir das warme, analoge Knistern ihres Sounds unter die Haut geht, merkst du schnell, dass sie ein richtiger Hardwarefreak ist und sich intensiv mit ihrer Materie auseinandersetzt. Wir würden unsere Hand dafür ins Feuer legen, dass bei einer Zusammenarbeit mit Palms Trax im RBMA-Studio ein wahres Monster von einem Track rauskommen würde.

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Tollcrane (Pakistan)

Hast du dich immer schon gefragt, wie der Basic Channel-Sound wohl klingen würde, wenn ein Mitglied von Karachis angesagtestem Musikerkollektiv ihn neu-interpretieren würde, der außerdem auf Avantgarde-Künstler wie Actress steht? Die drittgrößte Stadt der Welt spielt eine wichtige Rolle in Tollcranes subtil, gehetztem Sound. Seine Tracks sind zwar tanzbar, aber das verschachtelte Soundgewirr klingt so, als würde er das ganze Treiben der überladenen Mega-City auf Vinyl bannen wollen.

Ekali (Kanada)

Auf den ersten Blick ist nicht ganz ersichtlich, warum gerade Ekali nach Tokyo eingeladen wurde. Der düstere und leicht benebelte Stil des Kanadiers ist auf den ersten Blick der gleiche, der von Tri Angle-Records und R'n'B-Acts wie How To Dress Well so populär gemacht worden und diese Tage an wirklich jeder Ecke zu hören ist. Man kann sich also vorstellen, dass die Auswahljury sich einem Haufen Producer ausgesetzt sah, die genau diese Schiene fahren. Das führt wiederum zu der Frage, was Ekali vom Rest unterscheidet? Nun ja, wenn wir es jetzt auf eine einzige Sache runterbrechen müssten, dann währe das wohl Ekalis Kunstfertigkeit am unteren Ende des Klangspektrums.

Ekalis Tracks kommen einerseits ohne die üblichen Trap-Klischees aus und sind, was den Bass angeht, äußerst innovativ. Figuren traditionellen Raggas treffen auf Techniken, die ihren Ursprung in Londons Post-Rave-Break-Genres finden. Kleine Crunk-Ausbrüche verschmelzen mit zähen R'n'B-Basslines á la The Weeknd. Daraus ergibt sich am Ende eine nuancierte und dynamische Beatspur und macht nur zu deutlich, dass sich bei diesem Jungen aus Vancouver alles um Rhythmus und Kraft dreht. Kleine Kostprobe:

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Obendrein entlarvt eine kleine Tour durch seine Souncloud-Seite Ekali als ziemlich gewieften Remixer. Ciara serviert er ihren Slow-Jam-R'n'B-Hit „Sorry" in kleinen Kristallsplittern zurück und Pat Loks 08/15 EDM-Track wird in ein 2-Step-lastiges Bassmonster umgebaut. Als ein in erster Linie egalitäres Kollektiv, geht es bei RBMA vor allem darum, wie Künstler mit dem Style der anderen umgehen. Es ist also nur zu logisch, dass begabte Remixer dort gern gesehen sind.

WIFE (Irland)

Bei dem RBMA-Experiment geht es aber nicht nur darum, diejenigen zu finden, die ein Ohr für unterschiedlichste Musikstile haben, sondern eben auch die, die verschiedene Genres in ihrer eigenen Musik vereinen. Neben japanischen Noisefanatikern und mexikanischen IDM-Producern wird deswegen auch James Kelly, aka WIFE, mit von der Partie sein—der irische Producer, dessen neues Album What's Between auf Tri Angle ihn als einen dieser Künstler etabliert hat, von dem man noch Großes erwarten kann. Wie auch in dem auf wunderbare Art sediert klingendem „Trials" deutlich wird, enthält Kellys düsterer, industrial-esker Ambientsound noch einige Überbleibsel aus seiner Vergangenheit in Altar of Plagues—seiner alten Black Metal Band.

Wir wünschen allen RBMA 2014 – Teilnehmern viel Erfolg.

Lauren Martin kannst du hier bei Twitter folgen: @codeindrums und John Calvert hier: @JCalvert_music

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