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Alkohol

Forscher beobachten das Trinkverhalten von Jugendlichen per Instagram

Tja, wer sein Leben auf Instagram dokumentiert, muss eben damit rechnen, dass sein Trinkverhalten von neugierigen Forscher mit viel Hi-Tech und einem „Internet-Slang-Wörterbuch" überwacht wird.
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Ihr wisst schon, was man sagt: Das Internet vergisst nie. Wenn's geht, versucht man es zu vermeiden, Nacktfotos, Beweise von Kokaineskapaden oder andere Formen der Selbstbeschuldigung in den sozialen Netzwerken zu teilen. Oder wenn man es tut, darf man nicht erwarten, dass Lehrer, der Chef, der/die Freund/in oder die Eltern nichts davon erfahren. Ein Screenshot hält für die Ewigkeit.

Manchmal ist es aber nicht der Ex oder die neugierige Mitarbeiterin, die sich durch deine 987 Selfies klicken, um herauszufinden, wie oft du dich wegkippst, sondern ein Forscherteam.

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Unter der Leitung des Informatikprofessors Jiebo Luo durchforstete ein Forscherteam der University of Rochester die Instagram-Profile von Jugendlichen nach Fotos und Text, um das Trinkverhalten von minderjährigen Usern zu beleuchten. Die Methode ist schneller, einfacher und kostensparender als Umfragen, bei denen eine freiwilligen Teilnahme und ehrliche Antworten Probleme vorausgesetzt werden. Mit dieser Methode können die Forscher jedoch nicht nur feststellen, ob und wie oft Teenager trinken, sondern beispielsweise auch, welche Marken und Arten von Alkohol sie am liebsten konsumieren.

Und ihr Pool an „Teilnehmern" ist ziemlich groß: Instagram hat allein in Deutschland um die vier Millionen User und besonders unter Jugendlichen ist das soziale Netzwerk beliebt. In den USA nutzen mehr als die Hälfte der Jugendlichen die App. Und wenn ein Bild mehr als tausenden Worte sagt, haben die Forscher eine Auswahl an Milliarden von Wörtern. In einem Paper über die Studie sagt Luo, dass minderjährige Trinker „bereit sind, ihre Erfahrungen mit Alkoholkonsum zu teilen" und dass sie durch die passive Aufnahme der Informationen Schlussfolgerungen ziehen können, ohne dabei die Jugendlichen zu stören.

Stellt euch mal vor, ihr wäret 14 und ein Wissenschaftler würde von euch wissen wollen, wie oft ihr das Schnapskabinett eurer Eltern leert, würdet ihr eine ehrliche Antwort geben?

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Wahrscheinlich nicht, aber ein paar betrunkene Bilder vom Vorabend im Haus deines Freunds auf Instagram posten schon. Aus Hashtags kann man innerhalb weniger Sekunden extrem viel herauslesen.

Forscher können die User nicht nach Alter sortieren, deshalb wenden sie „ Computer-Vision-Systeme" an, mit Hilfe derer die Profilbilder der Nutzer gescannt und analysiert werden, um ihre Altersgruppe, ihr Geschlecht und ihre ethnische Herkunft zu bestimmen. Und wir dachten, die NSA wär neugierig.

Laut Science Daily überwachten die Forscher „mit Alkoholkonsum in Verbindung stehende Aktivitäten durch Instagram-Fotos" indem sie die Social-Media-Tags analysierten. Dazu verwendeten sie ein „Internet-Slang-Wörterbuch" und beobachteten, welchen Alkoholmarken die Jugendlichen folgen.

Und was kam dabei heraus?

Naja, scheinbar trinken Jugendlichen mehr an Wochenenden, Feiertagen und abends. Jungs trinken, Mädchen trinken. Bahnbrechende Erkenntnisse. Wenn es um die Trinkvorlieben geht, hatten die Wissenschaftler jedoch mehr Glück. Das könnte von Bedeutung sein, wenn es darum geht, welche Marken ihre Produkte erfolgreich an Minderjährige vermarkten.

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Das Forscherteam räumt ein, dass der Schuss auch nach hinten losgehen und für zielgerichtetes Marketing für Jugendliche verwendet werden könnte. Sie hoffen aber, dass die Studie zur „Intervention" eingesetzt wird und um den Alkoholkonsum unter Minderjährigen zu verringern.

Das Team der University of Rochester wird seine Arbeit diese Woche beim IEEE BigData Congress präsentieren.