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Alkohol

Nein, wir sind nicht besoffen: Schottische Jugendliche trinken immer weniger

Ein Aprilscherz im November, glaubst du? Nein, denn eine neue Studie legt genau das nahe. Und das, obwohl die meisten Gesetzesvorhaben der schottischen Regierung gegen Alkoholmissbrauch im Sand verlaufen sind...
Foto: TheArches | Flickr | CC BY 2.0

Ob du nun an seine absturzaffinen Snacks für Nachtschwärmer oder seine boomende Whisky-Industrie denkst, Schottland hat eine blühende Trinkkultur. Auch dass Scotch die zweitwichtigste Export-Industrie des Landes darstellt, wird wohl keinen so richtig überraschen können.

Ganz im Gegenteil zu folgender Nachricht: Schottische Jugendliche trinken immer weniger Alkohol.

Nein, du hast dich nicht verlesen. Ein neuer Bericht legt genau das nahe. So haben letztes Jahr in einer Umfrage nur noch 19 Prozent der 15-Jährigen angegeben, in der Vorwoche Alkohol konsumiert zu haben—zum Vergleich: 2010 waren es noch 34 Prozent, was einem Rückgang von 45 Prozent entspricht. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich bei den 13-Jährigen verzeichnen. Dort sanken die Zahlen im gleichen Zeitraum von 14 auf 4 Prozent, also sogar um beachtliche 72 Prozent. Für die Studie, deren Ergebnisse die niedrigsten seit 24 Jahren bei Jugendlichen darstellen, wurden mehr als 30.000 Schüler befragt.

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2008 hat die schottische Regierung einen mehr als 80-seitigen Bericht veröffentlicht, in dem verschiedene Strategien vorgestellt wurden, um der Trinkfreudigkeit der Schotten an den Kragen zu gehen. Das Vorwort dazu wurde von keiner geringeren als der aktuellen Ersten Ministerin (und damaligen Gesundheitsministerin) Nicola Sturgeon geschrieben. Sie hat darin aufgezeigt, dass der Alkoholmissbrauch der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Schottlands im Wege stehen und jährliche Kosten in Höhe von 2,8 Milliarden Euro verursachen würde.

Eines der wichtigsten Ziele des Maßnahmenkatalogs der Regierung bestand darin, dem Alkoholmissbrauch von Jugendlichen einen Riegel vorzuschieben. In diesem Rahmen wurde unter anderem erörtert, mit welchen Mitteln man am besten das Einstiegsalter bei Alkohol nach hinten verschieben könne. Schließlich gilt: Je früher man mit Alkohol beginnt, desto größer ist statistisch gesehen die Gefahr, als Erwachsener alkoholkrank zu werden.

Zu diesem Zweck wurde angedacht, das Mindestalter für Alkoholgenuss auf 21 Jahre anzuheben (neben dem Gesetzesvorhaben, die Preise für alkoholische Getränke zu erhöhen, über das aber—nach einer Klage der schottischen Whisky-Vereinigung—noch der Europäische Gerichtshof zu entscheiden hat, was voraussichtlich nicht vor 2017 geschehen wird). Die wiederholte Forderung einer Altersanhebung (2008 und 2010) sorgte für einen öffentlichen Aufschrei und wurde letzten Endes wieder verworfen. Am Ende scheinen es die aufwendigen Aufklärungskampagnen von Regierungsseite gewesen zu sein, die—wenn man den neuen Statistiken Glauben schenken kann—zu einem Umdenken bei vielen Jugendlichen geführt haben.

Die schottische Gesundheitsministerin Maureen Watt hat die Ergebnisse wie folgt kommentiert: „Die aktuelle Studie zeigt die Fortschritte, die wir darin erzielen konnten, unsere jungen Leute zu schützen … Aber wir haben noch einiges zu tun. Im Rahmen unserer Initiative sind insgesamt 40 Maßnahmen gegen Missbrauch von Alkohol vorgesehen."

Erst vor Kurzem haben andere europäische Länder, darunter auch Frankreich, ihre Bemühungen verstärkt, dem Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen entgegenzuwirken. So hat die französische Regierung in den letzten fünf Jahren das Mindestalter für Alkoholkonsum von 16 auf 18 Jahre erhöht, den Rund-um-die-Uhr-Verkauf von alkoholischen Getränken an Tankstellen verboten und empfindliche Strafen für das Anzetteln von Komasaufen eingeführt.

Oberes Foto: TheArches | Flickr | CC BY 2.0