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Interviews

"Wir hatten es so satt" – Pop-Punk-Nostalgie mit Blink 182

Mark Hoppus von Blink 182 hat uns erklärt, wie es ist, als 46-Jähriger Teenager-Liebeslieder zu singen und mit uns die schönsten schlimmsten Pop-Punk Videos der Vergangenheit analysiert.

Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video "Blink 182 - Dammit" von blink182VEVO

Kann Pop-Punk in Würde altern? Schaut man sich die Kalifornier Blink 182 an, die nach dem Durchbruch von Green Day Ende der 90er Pop-Punk in die Charts katapultierten und letztes Jahr mit California ein starkes Comeback-Album veröffentlichten, lautet die Antwort: Augen zukneifen, Anlage aufdrehen und gutgelaunte"Nanana!"-Singalongs mitsingen. Und vielleicht mal wieder Skaten gehen.

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Denn selbst trotz Ausstieg des UFO-Enthusiasten Tom DeLonge war das eine vertraut verspielte Pop-Punk-Platte, die sofort die innere Sommerferien-Sonne aufgehen ließ. Trotzdem bleibt die Frage, wie man als Musiker eines Genres, das so stur auf Jugendlichkeit ausgerichtet ist, noch fröhlich grinsend weiterspielen kann.

Als Blink 182 letzte Woche ein Konzert in der Berliner Max-Schmeling-Halle spielten, nutzten wir die Gelegenheit, trafen in den Katakomben Sänger und Bassisten Mark Hoppus und klappten den Laptop auf. Dann konfrontierten wir das letzte Gründungsmitglied mit der eigenen Vergangenheit. Oder anders gesagt: Wir haben mit ihm vier legendäre Pop-Punk-Videos geguckt und über Skateboarden, American Pie und das Singen von Teenager-Liebestexten als 45-Jähriger geredet.

Green Day – "Longview" (1994)

Noisey: Erinnerst du dich noch an das Video?
Mark Hoppus: Ja, sehr gut.

Auch noch an das erste Mal, als du es gesehen hast?
Nicht das erste Mal, aber daran, dass das Video total bahnbrechend war. Es war das erste Mal, dass eine Band aus unserer Punkrock-Community ein richtiges Video gemacht hatte. Großes Budget, trotzdem verstellten sie sich nicht. Bands, die wir mochten, wurden plötzlich sehr oft auf MTV gespielt.

Ja, Dookie war der Durchbruch für Pop-Punk. Hatte es denn einen großen Einfluss auf Blink 182?
Als wir Blink gründeten, habe ich viel Green Day gehört und klar hatten sie großen Einfluss auf die Pop-Punk-Szene. Für uns waren aber The Descendents und Bad Religion immer wichtiger. Aber klar, dieses Video war großartig.

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Blink 182 – "Dammit" (1998)

Das war das erste Mal, dass wir ein "richtiges Video" gemacht haben. Wir hatten Budget, ein Set, mehrere Kamerawinkel und das alles … Der Typ, der an dem Popcorn-Stand steht, ist unser alter Manager.

Ich mag, dass es so cheesy ist.
Es ist so cheesy! Und wir dachten, dass wir mega lustig wären.

Ist es nicht komisch für dich, jetzt immer noch diese alten Teenager-Hymnen zu singen?
Nein, es versetzt mich zurück in den Moment, als ich den Song geschrieben habe und worüber ich nachgedacht habe. Ich liebe den Song noch immer. Wenn ich mir jetzt das Video anschaue, ist es so, als würde ich mir alte Bilder von mir selbst aus der Highschool ansehen. "Warum hatte ich so eine Frisur, was sollen diese Klamotten und warum habe ich mich wie ein Idiot verhalten?" Aber das war ich.


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Denkst du, dass Blink auch heute noch die Highschool-Band für Teenager sein kann?
Es scheint so. Blink ist eine Art Multi-Generationen-Band geworden, wo Leute seit 15 Jahren zu den Konzerten gehen oder zum ersten Mal überhaupt ein Konzert erleben. Die Songs haben den Zahn der Zeit überstanden. Darauf bin ich echt stolz.

Habt ihr euch denn beim Schreiben eures letztes Albums California viele eurer alten Platten angehört, um den alten Vibe wieder einzufangen?
Nein, aber wir haben über die alten Blink-Alben geredet und über die Platten, mit denen wir aufgewachsen sind. Darüber, worum es bei Blink eigentlich geht.

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The Offspring – "Pretty Fly (For A White Guy)" (1998)

Als ich es zum ersten Mal hörte, dachte ich, das wäre ein Witz. Sowas war ich von ihnen nicht gewohnt. Allein diese Hook: "And all the girls say I'm pretty fly for a white guy". Davor waren sie ein bisschen aggressiver und rebellischer. Dieser Song ist eher eine Party-Hymne. Als es dann im Radio lief, dachte ich im ersten Augenblick, das wäre eine Werbung.

Es klingt wie ein witziger Song, hat im Kern aber eine noch heute relevante Kritik.
Oh ja, zu dieser Zeit haben die Leute aufgehört, nur EIN Musikgenre zu hören. Als ich zur Schule ging, hast du entweder Punkrock gemocht ODER Heavy Metal ODER HipHop. Du warst in deinem kleinen Genre gefangen. Aber dann haben die Leute angefangen, Punkrock und eben auch HipHop zu hören.

Style-mäßig hat sich Pop-Punk ja auch stark am Rap orientiert: Oversize-Shirts, Baggies.
Ich habe immer gesagt, dass es große Gemeinsamkeiten zwischen HipHop und Punkrock gibt. Offensichtlich klingen sie komplett verschieden, kommen aber von Menschen, die sich missverstanden und unterrepräsentiert fühlen. Die Wurzeln des Punkrock geht auf Leute zurück, die das Gefühl hatten, dass sie nicht gehört werden und sauer darüber waren. Genau daher kommt auch HipHop.

Sum 41 – "Makes No Difference" (2000)

Ich weiß nicht, ob ich dieses Video jemals gesehen habe.

Ich weiß nicht warum, aber zu dieser Single gibt es zwei Videos. Das Video hier könnte so auch einfach in einem Highschool-Film stattfinden.
Total. Es ist so komisch: Immer wenn wir ein Video drehten, hieß es, dass es auch eine Szene mit einem Skateboard geben müsse. Unser Label wollte eben, dass wir die Szene, aus der wir kamen auch repräsentieren. Wir wollten aber keine Skateboarder im Video. Wir hatten das so satt.

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Wann standest du denn zum letzten Mal auf einem Skateboard?
Ich skate immer noch, mache aber keine Tricks.

Eben nur die Straße runterrollen.
Ja.

Klar, wenn man jetzt fällt, tut man sich ernsthaft weh.
Du kannst es nicht mehr abschütteln … Wir haben sogar vor gut einer Woche eine Show mit Sum 41 gespielt. Es war super.

Ich habe Sum 41 auch vor ein paar Monaten gesehen. Schon krass, wie sie immer noch die komplette Halle zum Bewegen bringen können.
Das ist toll.

Die Zeit der Teenie-Komödien wie American Pie ist auch schon lange vorbei.
Ja, es ist zehn Jahre her, dass es Filme mit diesem ganzen Teen-Coming-of-Age-Ding gab.

Mit all diesem dummen Humor.
Voll, jemand muss das mal wieder machen.

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