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Die längste Wahl der Welt

Wie ausländische Medien die erste Runde der BP-Wahl beurteilen

"Todesstoß für die Nachkriegsordnung."

Manchmal schafft es Österreich auf die Titelseiten internationaler Medien. Zum Beispiel, wenn einer entführten Jugendlichen nach mehr als acht Jahren die Flucht vor ihrem Peiniger gelingt. Oder, wenn ein Vater seine eigene Tochter 24 Jahre lang in einem selbstgebauten, unterirdischen Verließ gefangen hält, missbraucht, vergewaltigt und mit ihr sieben Kinder zeugt.

Manchmal schafft es Österreich aber auch aus Gründen auf die internationalen Titelseiten, die zwar kriminalistisch weit weniger von Bedeutung sind, aber trotzdem über die Landesgrenzen hinaus schockieren. So zum Beispiel der deutliche Sieg des freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer und die drastische Niederlage von SPÖ und ÖVP bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am Sonntag.

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Screenshot via The Guardian

"This is a big shake-up in Austrian politics", schreibt etwa die BBC. "What does it mean for EU policy", fragt sich der Telegraph. Und der Guardian spricht von einer ihre "Wunden leckenden" Regierung in Österreich.

Screenshot via Zeit Online

Aber auch französische, deutsche und amerikanische Medien berichten teils auf ihren Titelseiten vom Erdrutschsieg des "Law-And-Order Präsidentschaftskandidaten", wie die New York Times—die auch von einem politischen Aufruhr spricht—Norbert Hofer bezeichnet.

Screenshot via Le Monde

Einig sind sich alle Medien darin, dass vor allem das Flüchtlingsthema und die momentane Wirtschaftslage zum Erfolg der FPÖ beigetragen habe. Die Zeit spricht außerdem, wie viele andere nationale und internationale Medien auch, von einer "wütenden Abrechnung mit dem Machtkartell". Und die taz titelt: "Todesstoß für die Nachkriegsordnung". Dabei geht es vor allem um das katastrophale Abschneiden der Kandidaten der Regierungsparteien.

Screenshot via Spiegel Online

Ob der Sieg eines freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten, der sich erst noch der Stichwahl stellen muss und am Ende immer noch als Verlierer dastehen kann, tatsächlich das Ende der Zweiten Republik einleitet, wie es Die Presse konstatiert, wird sich spätestens nach dem zweiten Wahldurchgang zeigen.

Zeigen wird sich auch, inwiefern die Wahl am Sonntag tatsächlich Vorbild für weitere Wahlen in Europa und einer Abrechnung mit dem vermeintlichen politischen Establishment sein kann.

Fakt ist jedenfalls: Der vorläufige Sieg von Norbert Hofer hat ein internationales Medienecho hervorgerufen, wie es eine Wahl in Österreich schon lange nicht mehr geschafft hat.

Paul auf Twitter: @gewitterland