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Scheiße labern könnte ein Zeichen für Intelligenz sein, sagt eine Studie

Kein Scheiß.
Shamani Joshi
Mumbai, IN
Eine Frau sitzt vor einem Computer, wahrscheinlich in einem Videocall. Zu reden, auch wenn man keine Ahnung hat, kann ein Zeichen von Intelligenz sein.
Symbolfoto: Getty

Bullshitting heißt in etwa, selbstbewusst über eine Sache zu reden, aber in Wahrheit keinen Plan zu haben. Eine Studie sagt jetzt, dass Menschen, die besonders gut Scheiße labern können, vielleicht besonders intelligent sind.

In der Studie, die in der Fachzeitschrift Evolutionary Psychology veröffentlicht wurde, zeigten Forschende, dass Menschen, die besser darin sind, Erklärungen für verschiedene Konzepte zu erfinden, intelligenter sind als Menschen, die sich damit schwertun. Könnte das endlich erklären, warum der Typ in deinem Studiengang, der sich durch alle mündlichen Prüfungen gemogelt hat, bessere Noten hatte als die, die hart gelernt haben? Möglicherweise, vielleicht aber auch nicht. Die Forschenden kamen nämlich auch zu dem Ergebnis, dass begabte Bullshitter ihre Fähigkeit nicht zwangsläufig regelmäßig anwenden.

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In einer zweiteiligen Studie mit insgesamt 1.017 Probanden wurden die Korrelationen zwischen geistigen Fähigkeiten, der Bereitschaft zum Bullshitten und der Fähigkeit, das auch noch gut zu machen, untersucht.

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden zehn Konzepte vorgelegt, die sie auf einer fünfteiligen Skala von "nie davon gehört" bis "kenne ich gut, ich verstehe das Konzept" bewerten sollten. Sechs dieser Konzepte wie kognitive Dissonanz und allgemeine Relativitätstheorie gibt es wirklich, vier Konzepte – subjunktive Skalierung, deklaratorische Bruchrechnung, genetisch Autonomie und neurale Akzeptanz – waren frei erfunden. Die Bereitschaft zum Bullshitten wurde dann an denen gemessen, die behaupteten über die erfundenen Konzepte Bescheid zu wissen.

Um das Talent im Scheiße labern festzustellen wurde ein Teil der Teilnehmenden darum gebeten, eine überzeugende Erklärung und Beschreibung für jedes dieser Konzepte zu liefern. Sie sollten nicht darauf achten, ob die auch wirklich stimmen, sondern in erster Linie kreativ und möglichst überzeugend sein.

Dann wurde eine weitere Gruppe der Teilnehmenden darum gebeten, auf einer 5-Punkte-Skala zu bewerten, wie akkurat oder überzeugend sie die Antworten finden – von "überhaupt nicht akkurat" bis "sehr akkurat" und "überhaupt nicht überzeugend" bis "sehr überzeugend". Dazu sollten die Bullshitbewerter die Intelligenz der Bullshitproduzenten einschätzen.

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Die meisten Teilnehmenden, die überzeugende oder vermeintlich akkurate Erklärungen für die erfundenen Konzepte liefern konnten, erzielten auch höhere Punktzahlen bei einem Test ihres Wortschatzes. Außerdem schnitten die meisten von ihnen auch besser in Tests zu abstraktem Denken und fluider Intelligenz ab. Letzterer misst die Fähigkeit zur Problemanalyse und -lösung.

"Wir sehen, dass diejenigen mit dem größeren Talent, befriedigenden und vermeintlich akkuraten Bullshit hervorzubringen, höhere Wertungen bei den kognitiven Fähigkeiten erreichen und von anderen als intelligenter wahrgenommen werden", heißt es in der Studie.

"Insgesamt kann die Fähigkeit, zufriedenstellenden Bullshit zu generieren, Individuen helfen, besser in den Gesellschaftssystemen zu navigieren. Es kann als effiziente Strategie dienen, um andere zu beeindrucken, aber auch als Hinweis auf die Intelligenz einer Person."

Die Forschenden warnten allerdings, dass die Studie nur vorläufige Ergebnisse liefere und als Ausgangspunkt für weitere Studien dienen sollte. "Zukünftige Arbeiten sollten die Relation zwischen Intelligenz und Bullshitfähigkeit überprüfen, falls eine solche besteht", heißt es von den Autorinnen und Autoren.

Interessanterweise zeigte das Experiment auch, dass diejenigen, die gut im Bullshitten sind, nicht automatisch öfter Bullshit erzählen wollten, nur weil sie es können.

"Schlauere Menschen waren weniger zum Bullshitten bereit, obwohl sie besser darin waren", sagte Mane Kara-Yakoubian, eine Autorin der Studie, gegenüber dem Psychologiemagazin PsyPost. "Das ließe sich durch ihre Fähigkeit erklären, besser die mentalen Zustände anderer Menschen zu lesen und besser zu wissen, wann Bullshitting funktioniert und wann nicht."

Die Forschenden fanden auch heraus, dass Menschen, die bullshitwilliger waren, selbst anfälliger für pseudo-tiefgründigen Bullshit sind. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit einer weiteren Studie, die zu Beginn dieses Jahres im British Journal of Social Psychology erschienen war. Auch dort hatten Forscher herausgefunden, dass Menschen, die häufiger Sachen frei erfinden, anfälliger für Fehlinformationen wie Fake News waren.

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