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"Warum macht ihr überhaupt Battlerap?" – Bushido war in Serdar Somuncus Talkshow, um Rap zu verteidigen

Zwar hatte sich Bushido bereits zu Farid Bangs und Kollegahs Echo-Eklat geäußert, dennoch horchten wir bei dieser Zusammenkunft auf. Das hat mehrere Gründe.
Screenshot von YouTube aus dem Video "Bushido bei Serdar Somuncu. Debatte über den ECHO 2018 Kollegah und Farid Bang" von DeluxeMusic-TV

Am Dienstagabend war es mal wieder soweit: Bushido wurde als Gast in eine Talkshow geladen, um der Allgemeinheit zu erklären, was Rap darf und was nicht. Diesmal war er bei So!Muncu!, der monatlichen Talkshow auf n-tv von Kabarettist Serdar Somuncu. Aufhänger war die Debatte um Farid und Kollegahs Ausschwitz-Line ihres preisgekrönten Albums JBG3. Der Titel der Sendung lautete: "Wie gehen wir mit der Kunstfreiheit um?" Erlauben wir ihr alles oder erlauben wir uns, ihr etwas zu verbieten? Und mit "Kunstfreiheit" und "ihr" war dann auch hauptsächlich Battlerap gemeint. Unsere Augenbrauen hoben sich überrascht-interessiert gen Haaransatz.

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Schließlich könnte man meinen, Bushido wäre es langsam Leid, sich in unbequeme Designerstühle zu setzen und CSU-Politikern zu erklären, was Battlerap ist. Noch dazu, wenn die Talkshow von dem Mann moderiert wird, dem er 2015 auf seinem Song "Junge" die Zeile widmete: "Und ich ficke deine Drecksmutter, Serdar Somuncu / Du willst keinen Ärger? Dann Mund zu". Das könnte interessant bis unangenehm werden.


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Wenn Serdar Somuncu sich zu Rap äußert, wird es eh meistens unangenehm. Auch diese Sendung kam nicht ohne "Yo-Yo-Yo"-Handbewegungen, geschrieene Somuncu-"Freestyles" und Aufforderungen an den vollkommen ruhigen Bushido, "er solle sich doch nicht so aufregen", aus. Dass man da in eine Defensivhaltung geht, ist fast natürlich. Dabei hat Rap in dem JBG3-Skandal eigentlich nur bedingt Bushidos schützende "Yo-Yo-Yo!"-Hand verdient.

Wie unser Autor Juri Sternburg kürzlich in einem Interview zu der Causa feststellte: "Jemand mit solchem Einfluss auf die Jugend wie Kollegah, der auf seinen sozialen Kanälen, also außerhalb der Kunstform Rap, ernsthaft idiotische Verschwörungstheorien wie Chemtrails oder Pizza-Gate verbreitet und in seinen Videos immer wieder antisemitische Codes verwendet, bewegt sich längst nicht mehr im vermeintlichen Schutz des 'Battle-Rap'."

Bushido soll über Kunstfreiheit reden – ihn zu Antisemitismus in Deutschland zu befragen, wäre aber auch mehr als spannend

Gut, aber das Thema lautete schließlich Kunstfreiheit und nicht Antisemitismus in Deutschland. Dennoch wäre es spannend gewesen, Bushido weiter dafür in die Mangel zu nehmen, dass er jahrelang eine Nahost-Karte ohne Israel als Profilbild seiner sozialen Kanäle nutzte. Oder auch auf die Argumente der Komikerin Lena Liebkind einzugehen, dass auch andere Genres wie etwa Popmusik durchaus negative Botschaften hinsichtlich Sexismus an die Jugend tragen würden. Stattdessen fragte CSU-Abgeordneter Michael Friser, warum man überhaupt Battlerap machen würde. Schade.

Seht euch hier das ganze Gespräch an:

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