Die vier Phasen des Verliebtseins mit Yung Hurns 'Love Hotel'

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Die vier Phasen des Verliebtseins mit Yung Hurns 'Love Hotel'

Wir sind verliebt. Der perfekte Zustand, um Yung Hurns 'Love Hotel' zu hören und gewisse Parallelen feststellen zu können.

Foto: Cover "Love Hotel" EP 

Eigentlich wollte ich gar nicht auf diese Party gehen. Es ist diese für einen selbst unfassbar aufregende, für alle Außenstehenden unfassbar nervige Phase erster Verliebtheit, in der man nur aus Verpflichtung heraus das Haus verlässt und nicht, weil man wirklich das Bedürfnis hat, andere Menschen zu sehen. Ekelhaft. Das Endergebnis ist, dass keiner wirklich etwas davon hat. Man selbst ist abgelenkt, weil man entweder pausenlos rummacht oder daran denkt, dass man jetzt eigentlich lieber rummachen würde. Und die Anderen wünschen sich, dass man lieber doch zu Hause geblieben wäre und bitte schön dort rummacht.

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So stehe ich also nun hier in dieser überfüllten Kneipe, angelehnt an besagte Person, der Rest um uns herum mehr bewegte Kulisse als tatsächlich rauschendes, lachendes, saufendes Berliner Nachtleben. Darunter auch unser Freund Omid, der verzweifelt versucht, sich mit mir über meinen vergangenen Urlaub zu unterhalten, während mir zeitgleich an den Haaren rumgefummelt wird. Man muss Omid lassen, dass er wirklich entweder eine Engelsgeduld hat oder einfach nicht rafft, dass er – so gern ich ihn habe – gerade stört. Und dann passiert es: Der Song, der irgendwie im Hintergrund zwar ohrenbetäubend laut jaulte, aber dennoch nicht von mir wahr genommen wurde, endet und der nächste beginnt: "Diamant" –  das "Dreams are my Reality" der Stunde. Und außerdem unser Song. Ich blicke ihn an. Er blickt mich an. Omid blickt uns beide an und begreift, dass er gerade den La Boum-Moment versaut und trollt sich endlich kleinlaut und von uns unbemerkt.

Nachdem heute Yung Hurns Love Hotel EP veröffentlicht wurde, konnte ich feststellen, dass nicht nur "Diamant" der Soundtrack zur eben beschriebenen, sehr nervigen ersten Phase der Verliebtheit ist, sondern die ganze EP in Musik gegossene, aufsprießende Liebe. Ob verliebt oder nicht: Mit Love Hotel kann jeder innerhalb von einer knappen halben Stunde all das Gefühlswirrwarr durchleben, für das es normalerweise einige Wochen, Monate oder Jahre braucht. Ich habe sie euch aufgelistet.

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Die dusselige, gehirnlose Phase

Verkatert sein, extremer Schlafmangel oder auch bekifft sein, können sich manchmal ziemlich ähnlich anfühlen. In manchen Fällen ist man sogar alles zusammen und kann nicht genau beurteilen, welcher Teilaspekt nun dafür verantwortlich ist, dass dort, wo früher einmal der Kopf war, nur noch eine klebrige, auf einem Holzstöckchen aufgespießte Wolke aus Zuckerwatte ist. Halt, es gibt noch etwas, was sich so anfühlt: In einer riesigen Altbauwohnung mit vier Meter hohen Decken, bereits an manchen Stellen abblätterndem Stuck und alten Dielen, die an gewissen Stellen knarzen und ganz abgeschubbelt sind, aufzuwachen, warme Haut an warmer Haut. Und der erste und letzte Track auf Love Hotel: "Gefühle an dich in einer Altbauwohnung Pt. I & II" sowie "Diamant".

 Die Sturm-und-Drang-Phase

Klar weiß man, dass man nicht mehr mitten in der Nacht irgendwelches fettiges Zeug essen, das Glas am Boden neben dem Bett abstellen oder gewisse Menschen weiterhin treffen sollte. Aber verdammt, wir fressen den Burger, schmeißen das Glas um und stürzen wieder mit ihnen ab. Vielleicht wird es was, vielleicht auch nicht, aber bis dahin verschlingen wir die Welt, das Leben, uns gegenseitig und hören dabei "Sag mir", "Rot", "Ja ich weiß" und "Ich will dich".

Die Sex-Phase

Es muss nicht unbedingt immer direkt gut sein, aber das heißt nicht, dass es keinen Spaß machen würde. So ist "Blumé" ein bisschen der Musik gewordene, etwas seltsame erste Sex, bei dem die Bewegungen noch nicht so harmonieren, der Schweiß dennoch fließt und plötzlich schmatzende (und schlimmere) Geräusche die Soundkulisse ungebeten ergänzen. Man lacht sie weg und macht einfach weiter. Ist trotzdem geil. Bei "Pretty Babé" klappt das dann schon langsam besser. Und wir bleiben erstmal für ein paar Wochen zu Hause. Im Bett.

Das bittersüße Ende

Es tut weh, aber auch die Liebe kann einfach verfliegen und was uns bleibt, ist entweder unerträglicher Schmerz oder ein bittersüßes Gefühl wie wenn ein langer, heißer Sommer langsam vom Herbst abgelöst wird. Wir hören "Vorbei" und schwelgen in den Erinnerungen an die aufreibende Zeit. Und wenn wir plötzlich doch zu traurig darüber werden, drücken wir einfach weiter und die Luft riecht plötzlich wieder nach Zuckerwatte, nach unordentlichen Bettlaken und junger, ungestümer Liebe. Im Hintergrund läuft wieder "Gefühle an dich in einer Altbauwohnung, Pt. l".

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