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Alkohol

Laut Experten könnte uns Instagram zu Komasäufern machen

Wissenschaftler warnten, dass alle diese „It’s wine o’clock!”-Instagram-Memes vor allem Frauen dazu anstiften könnten, ungesunde Mengen Alkohol zu trinken.
Phoebe Hurst
London, GB

Mal abgesehen davon, dass es sich dabei um einen ärgerlichen Fall von Geschlechterstereotypen im Internet handelt, gibt es ernsthafte Bedenken, dass Bilder auf Instagram, die auf Wein anspielen und Alkohol verherrlichen, vor allem Frauen dazu anstiften könnten, Alkohol in großen Mengen zu konsumieren. Hmm.

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Laut der Nachrichtenwebsite news.com.au warnen einige Experten in Australien davor, dass diese Memes, wenn sie von großen Frauenmagazinen, Beauty-Marken oder anderen Social Media-Accounts mit vielen Followern geteilt werden, möglicherweise den Konsum ungesunder Mengen Alkohol vor allem unter Frauen fördern.

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Die Alkoholforscherin Dr. Janice Withnall sagte über den Memetrend gegenüber der Website, er würde „den Alkoholkonsum unter Frauen als Lösung für ein Problem" unterstützen, verglich es mit einer Kampagne für Zigaretten und sagte, Werbung für Alkoholkonsum in jeglicher Form auf Social Media könne gefährlich sein und unser Verhalten beeinflussen.

Natürlich vermarkten Lebensmittelwerber bestimmte Produkte schon seit Jahren für Frauen und Wein, mit seinen Assoziationen als After-Work-Getränk gegen Stress und als wichtiger Bestandteil von Frauenabenden, ist ein besonderer Liebling von einfallslosen Werbetextern. Withnall ist aber mehr um den potentiellen Schaden besorgt, wenn dieses Image des alkoholischen Getränks von starken weiblichen Social Media-Persönlichkeiten oder „Meinungsbildnern" oder in Werbungen aufrechterhalten wird.

„Frauen müssen verstehen, dass sie nicht lernen, wie man mit Gefühlen oder Problemen umgeht, wenn sie gereizt sind und dann Wein trinken, um dieses Gefühl loszuwerden. Es ist die einfache Art, ‚sich zu entspannen und zu belohnen', aber es kann ihre Gesundheit gefährden", findet sie.

Alkoholmissbrauch bei Frauen und Männern ist selbstverständlich komplexer als einfach nur eine Flasche Chardonnay zu köpfen, nachdem man ein selbstbemitleidendes Zitat auf Facebook gelikt hat. Alkoholismus ist aber schon lange nicht mehr nur ein Männerproblem. In Ländern wie Australien und den USA ist der Alkoholkonsum unter Frauen in den letzten Jahren stark angestiegen, und auch in Deutschland sind etwa 30 Prozent der Alkoholkranken Frauen.

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Manche Experten behaupten, die scheinbar harmlosen Wein-Memes könnten als „Rechtfertigung" für übermäßigen Alkoholkonsum dienen. Die australische Psychologin Georgia Foster sagte zu news.com.au: „Leute, die sich Sorgen über ihren Konsum machen, wollen Zeit mit Leuten verbringen, die eine ähnliche Herangehensweise haben. Sie schließen sich mit anderen zusammen, die die Sache verharmlosen, um sich selbst zu schützen. Sie suchen nach dieser Rechtfertigung."

Bisher haben nur wenige offizielle Studien erforscht, wie sich die sozialen Netzwerke auf unser Trinkverhalten auswirken, aber im Januar untersuchte die amerikanische Website addiction-treatment.com die Instagram-Profile mehrerer Celebritys wie Kim Kardashian, Justin Bieber, und Miley Cyrus, um zu erfassen, wie oft sie Bilder von Alkohol oder Drogen posteten.

Mit Stand September 2014 enthielten 23,5 Prozent der Bilder des Rappers Devin the Dude diese Substanzen, während es bei Wiz Khalifa 15,7 Prozent waren und bei Birdman 8,3 Prozent (wobei dessen Bilder hauptsächlich Bier und Spirituosen zeigten).

Die Studie war zwar nicht höchstwissenschaftlich (immerhin wurde Khloe Kardashian als Schauspieler/Schauspielerin aufgelistet), aber die Sucht-Website zeigte den Gedankengang auf: „Wenn Birdman Bier trinkt, wieso sollte ich nicht auch eine Flasche aufmachen?"

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Eine Flasche Bier zu köpfen, nachdem man sich die Instagram-Bilder eines männlichen Erwachsenen, der sich selbst als „Baby" bezeichnet, angeschaut hat, mag zwar irgendwie logisch klingen, aber andere Forschungsergebnisse zeigen, dass wir durch Social Media möglicherweise sogar weniger Alkohol konsumieren.

Letzten Monat fand der britische Think-Tank Demos heraus, dass 19 Prozent der 16- bis 24-Jährigen abstinent leben und 66 Prozent behaupten, Alkohol spiele keinen wichtigen Teil in ihrem Sozialleben. Die Wissenschaftler führten das auf die Tatsache zurück, dass Social Media für Millennials eine Schlüsselrolle im Hinblick auf „Entscheidungen rundum Alkohol" einnimmt. Tatsächlich gaben 29 Prozent der Befragten Bedenken über ihren „Online-Ruf" als einen Grund für den geringeren Alkoholkonsum an. Niemand möchte schließlich, dass ein betrunkener Selfie das sorgfältig kultivierte #fitspo-Instagram-Profil ruiniert.

Die Verbindung zwischen dem, was von uns auf Instagram ein Herz bekommt, und dem, was wir in unsere Gläser füllen, ist zwar deshalb nicht hundertprozentig hergestellt, aber vielleicht ist da was Wahres dran.