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Warum du dich nicht darüber aufregen solltest, dass Kim Kardashian Metallica-Shirts trägt

H&M, Asos und Urban Outfitters verkaufen Klamotten von Slayer, Motörhead und Judas Priest. Aber Mode-Konzerne werden die Metalszene nicht zerstören.

LEATHER X ROCKER TEE http://t.co/eMSpiTbNqy pic.twitter.com/gX4XNAMq0f

— Kim Kardashian West (@KimKardashian) September 20, 2015

Kim Kardashian ist die Frau, die sich täglich in die Medien mogelt und bei der niemand mehr so richtig weiß, warum jemand damit angefangen hat, über jede Kleinigkeit ihres Lebens zu berichten. Es liegt jedenfalls nicht nur daran, dass sie die Frau von diesem Kanye West ist, der sich selbst auch abseits seines musikalischen Outputs ebenso gerne in den Klatschspalten blicken lässt und 2020 zum Präsidenten wählen lassen will. Die beiden verstehen ihr Handwerk eben irritierend gut.

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Jetzt schaffte es die künftige First Lady nicht nur, die gewohnte Aufmerksamkeit der Klatschblätter zu erhaschen, sondern auch die einiger Metalblogs. Der Grund: Sie trug ein Metallica-Shirt. Was natürlich im höchsten Maße verwerflich ist—so jedenfalls besagte Blogs und deren Kommentatoren. Eine It-Frau, deren größte musikalische Glanzleistung ein Auftritt in einem Kanye West-Musikvideo ist, kombiniert ihren rockigen Street-Style mit einem Shirt der Thrash-Legenden—einem Shirt von 1982, das wahrscheinlich 2000€ wert ist. Dieses Heiligtum dann auch noch als „Rocker Tee“ zu bezeichnen ist der letzte rostige Nagel in der linken Hand eines jeden trve Metalheads.

Foto via Flickr | Ryan Vaarsi | CC BY 2.0

Der hängt sowieso schon ziemlich lange an seinem umgedrehten Kreuz, während die globalen Mode-Konzerne über die Jahre hinweg immer mehr Nägel durch sie trieben. H&M reservierte sich die Abschläge für T-Shirts von Slayer, Black Sabbath, Motörhead und Metallica, Asos hatte Judas Priest in der Hinterhand und Urban Outfitters verkaufte 300€-Jacken von Dio und Megadeath, um ihm damit noch einen stumpfen Speer in die Eingeweide zu rammen.

Aber warum leiden Metalheads eigentlich so unter der scheinbaren Vereinnahmung ihrer Szene durch das Establishment? Ist es die Verachtung gegenüber Leuten, die offensichtlich Teil der abgelehnten Popindustrie sind und jetzt unwissend den heiligen Namen der alten Helden in den Schmutz ziehen? Oder die Angst, der Wert des eigenen, teuer auf einem Konzert ergatterten Tour-Shirts werden dadurch in den Dreck getreten, genauso wie die liebevolle Vinylsammlung zertrümmert wird? Eigentlich offenbart diese Ablehnung doch eine Oberflächlichkeit, die sich an etwas so Trivialem wie einem einzelnen Kleidungsstück aufgeilt und damit genau den Logiken folgt, die man eigentlich kritisiert.

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Die fließende Entwicklung von einer mystischen Band zu einer allzu weltlichen Brand zerstört zwar das naive Bild der rebellierenden Außenseiter, die sich den Mechanismen der Popindustrie verwehen, nicht aber ihr musikalisches Werk. Jedenfalls nicht, solange kein 30-sekündiges „Dieses Album wird dir von H&M präsentiert, damit du dein Leben hasst“ zwischen jedem Track eingespielt wird. Metallica sind nun mal fester Teil des Mainstreams und ja, Slayer natürlich auch.

Wir sollten uns doch mittlerweile daran gewöhnt haben, dass die alten Helden zu millionenschweren Unternehmen mutiert sind und Merch nur ein weiterer Geschäftszweig ist, den es optimal zu bewässern, düngen und ernten gilt. Bevor die Mode-Konzerne auf den laut rumpelnden Zug aufsprangen, haben doch auch alle Metalfans fleißig bei EMP bestellt und sich in ihrer glorifizierten Unangepasstheit gleich noch ein Shirt mit einem lustigen Spruch, ein Star Wars-Poster und eine Simpsons-Staffel bestellt. Jetzt rennen die gleichen Typen mit Mesh-Shorts von Impericon rum und bewahren sich ihre Individualität mit einem Suicide Silence Starter-Kit.

Dass genau diese Konsumenten jetzt nicht mehr „For Whom The Bells Tolls“ mitsingen können, weil eine prominente Frau—selbst wenn sie alles symbolisiert, was eben jene Leute zum Kotzen finden—ein T-Shirt von Metallica trägt, ist absurd. Egal, wie viele „unwürdige“ Leute auch Shirts von irgendwelchen legendären Bands tragen, deren Lieder sie nicht einmal kennen, Metal wird das schulterzuckend und Kopf im Kreis schüttelnd überleben.

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