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Bring Me The Horizon konnten sich endlich an Coldplay rächen

Danke, Bring Me The Horizon. Endlich wurde wieder auf einer Preisverleihung der Geist des Rock’n’Roll beschworen und Chaos gestiftet.

Screenshot von YouTube aus dem Video „When Oli Sykes…“ von Zoe London Vlogs

„Coldplay sind Radiohead für Trottel“, so die Begründung des ehemaligen A&Rs John Niven, als er es damals ablehnte, die noch recht unbekannten Coldplay unter Vertrag zu nehmen. Seitdem haben die vier Briten über 50 Millionen Alben verkauft und durften erst vor ein paar Wochen in der Halftime-Show des Superbowls auftreten. Das hat sich Niven sicher nicht entgehen lassen. Manchmal können falsche Entscheidungen selbst nach einiger Zeit sehr unangenehm sein.

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Das mussten Coldplay jetzt am eigenen Leib erfahren. Das Cover ihres aktuellen Albums A Head Full Of Dreams sieht nämlich dem einer anderen britischen Band verdächtig ähnlich: Sempiternal von Bring Me The Horizon. Beide Cover bilden das Symbol der „Blume des Lebens“ ab. War aber bestimmt nur Zufall, warum sollte sich eine Band, deren Alben konsequent auf der Eins der britischen Charts landen, um ein Platz-Drei-Album von 2013 kümmern? Oder wie es Bring Me The Horizons Sänger Oli Sykes laut NME ausdrückt: „Jemand muss ihnen das doch gesagt haben. Ob nun Absicht oder nicht, es macht keinen Unterschied.“

On the left is BringMeTheHorizon's #Sempiternal album, on the right is @coldplay #AHeadFullOfDreams
Coincidence? pic.twitter.com/L5ZgwbXpjM

— Johan Era (@iAmJohanEra) November 9, 2015

Die Aufregung darüber ist Monate her, auch das neueste Coldplay-Album chartete auf die Eins, Bring Me The Horizon konnten „nur“ Platz zwei mit ihrem Sempiternal-Nachfolger belegen. Trotzdem wurden sie genau wie every Marketing-Managers Darling Coldplay zu den NME-Awards eingeladen und durften sogar mit einer Live-Darbietung ihrer Single „Happy Song“ für fröhliche Stimmung sorgen. Schade allerdings, dass Sänger Sykes auf der Bühne nicht so richtig was hören konnte und deshalb in den Zuschauerraum schritt. Doch selbst da war der Sound zu schlecht, also stampfte er auf den nächstbesten Tisch—den von Coldplay. Auf diesem machte er sich ein wenig Platz, indem er ein paar Gläser und Flaschen umtrat und sich glücklichen Frust von der Seele schrie.

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Glücklicherweise hat ein Gast das Spektakel für die restliche Welt mit dem Handy gefilmt. Und so können auch wir uns angesichts des zusammenbrechenden Tisches kein „Oh, yes! YES!“ verkneifen. Da ist er wieder, dieser so schmerzlich vermisste Geist des Rock’n’Roll, der unkontrolliert und destruktiv der Spießigkeit einer bis auf den korrekten Farbton der Serviette durchgeplanten Preisverleihung einen Mittelfinger ins Champagner-Glas tunkt—oder eben den kompletten Tisch abräumt.

Wo war eigentlich dieser Moment bei den Grammys dieses Jahr? Etwa als Skrillex, Justin Bieber und Diplo eine Retorten-Rockband imitiert haben? Oder doch, als sich Ghost brav ihren Preis als bester Metal-Act abgeholt haben und das bis auf vereinzelte Pflichtklatscher und ein, zwei Jubel-Rufer eigentlich keinen gejuckt, ja sogar den meisten der Anwesenden hörbar unangenehm war? Dafür war der Jubel im vorigen Jahr, als Tenacious-D diesen Preis gewannen umso lauter. Ist ja schließlich Jack Black. Harte Gitarrenmusik und Hitparaden-Preisverleihungen—auch 2016 noch schwierig. Umso wichtiger, dass Bring Me The Horizon mit dieser Aktion endlich mal wieder gezeigt haben, warum Musikfans unangepasste Musiker so nötig brauchen.

Der Vorfall war natürlich keine Absicht, wie Sykes später NME.com erklärte: „Das war in keinster Weise ein Protest gegen Coldplay.“ Tja, Coldplay saßen eben nur denkbar ungünstig und haben sich wie so oft in ihrer Karriere ungefragt aufgedrängt. Aber all den enttäuschten Fans, die Bring Me The Horizons musikalische Entwicklung als Anbiederung an den Mainstream verstanden haben wollten, ist diese Aktion wohl ein tröstender Gegenbeweis.

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