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Deap Vally lieben HipHops Selbstbewusstsein

Deap Vally sind ziemlich gern in England unterwegs, denn dort treten sie in Cobains Fußstapfen und treffen Jimmy Page.

Andauernd werden irgendwelche Garagen-Duos nach ganz oben gehypt. Nur zwei Frauen haben es noch nicht ins Stadion geschafft—zumindest wenn man Heart, die großen Dauerwellen-Schwestern der 70er, außer Acht lässt. In Kalifornien traf ich nun endlich zwei verdiente Anwärterinnen auf die ganz große Bühne: Julie Edwards—feuerrotes Haar, simples, aber hingebungsvolles Drum-Bashing—und Lindsey Troy—breitbeinige Riffs und eine Stimme, die suggeriert, Robert Plant habe den Körper der jungen Tina Turner in Besitz genommen. Zur Band Deap Vally formierten sich die beiden vor einem Jahr unweit von Hollywood im San Fernando Valley, dem Ort mit der weltweit größten Dichte an Porno-Drehorten (auch Silicone Valley, Porn Valley und San Ponando Valley genannt). Vielleicht gab ihnen das die Lässigkeit, sich wie eine Hot-Pants-liebende Variante von Thelma und Louise in Position zu bringen. Für englische Booker—ja, auch die sind vor allem männlich—sind Deap Vally auf jeden Fall der Hingucker des Sommers, weshalb sie fleißig für alle möglichen Partys und Festivals eingeflogen werden. Das freut die beiden natürlich, gestanden sie mir doch noch kürzlich, wie abgebrannt sie sind. Nach ihrem ersten Ausflug nach England erkundigte ich mich, was sie außer Geld noch antreibt.

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Noisey: Wer Euch das erste Mal hört und sieht, spürt sofort: Verdammt, die wollen es wissen! Wie macht Ihr das?
Lindsey Troy: Weißt du, in L.A. spürst du wirklich eine einzigartige Energie, die du sonst nirgendwo findest. Vielleicht ist es die ständige Sonne, die jeden hier in den Größenwahn treibt. Außerdem denke ich, jeder hier, uns eingeschlossen, fühlt sich schon als Rockstar oder Celebrity, einfach nur, weil er im Land des Showbiz lebt. Ich finde, das hat ziemlich Charme. Die Rock’n’Roll-Traditionen brennen dir eben ein, dass du ständig eine gute Zeit haben kannst. Und wir bekennen uns dazu!
Julie Edwards: Sonnenschein, der nicht aufhört, fantastisches mexikanisches Essen, reichlich durchgeknallte Kulte und Sitten, großartige Bars zum Abhängen, der Sunset Boulevard mit seiner Rock’n’Roll-Geschichte. Und Bukowski ist auch hier geboren. Wie schafft man es da bitteschön, keinen Down'n'dirty-Rock'n'Roll zu spielen?

Rock'n'Roll-Klischees sind wie Rituale in Religionen. Warum macht es immer und immer wieder Spaß, sie zu zelebrieren?
Julie Edwards: Ich denke, du hast es entweder im Blut oder nicht. Wenn du damit lebst, dann hast du sofort eine Verbindung zu den ganzen Geschichten all derjeniger, die vor Dir kamen: Iggy Pop, Jim Morrison, Led Zeppelin. Das ist sexy, mysteriös und ein kleines bisschen dunkel und gefährlich.

Als ich Euch das erste Mal traf, wart ihr Teil einer Gruppe von Bands, Künstlern und kreativen Aktivisten, die ein elftägiges Festival mitten in der Wüste veranstaltet haben. Es schien alles sehr familiär. Verratet Ihr mir etwas über diese Szene?
Lindsey Troy: Ich würde sagen, wir sind sind wirklich sehr dankbar, Teil einer sehr unterstützenden und befruchtenden Community zu sein.
Julie Edwards: Das Ganze nennt sich Moon Block Party und ist ein loses Kollektiv aus L.A. und Umgebung. Da dreht sich alles um gute Vibes, Kollaborationen, gegenseitige Unterstützung, Peace'n'Love, und eben eine ernsthafte Werschätzung für die aufrichtige Performance von Musik. Es ist eine sehr unbefangene Szene. Wir haben keine Angst, uns bis auf die Knochen auszuziehen, um unsere Liebe weiter zu geben. Das ist sehr befreiend. Und alle Moon-Block-Künstler und -Bands sind verdammt ausdrucksstark. Hört Euch JUJU, Runson Willis & The Experimentalists, Strangers Family Band und Only You an und Ihr wisst was ich meine.

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Eure erste Single „Gonna Make My Own Money“ klingt wie eine Feminismus-Hymne aus der Zeit der Riot-Grrrl-Punks um Bands wie Bikini Kill. Lasst Ihr das so stehen?
Lindsey Troy: Klar, Mann, sicher!
Julie Edwards: Also ich liebe diese Beschreibung!

Auf der anderen Seite könnte der Song auch die Antwort auf einen Hit von G-Funk-Rapper Nate Dogg sein. Der meinte auch schon „I'm Gonna Make My Money“. Ich vermute mal, Ihr habt nichts gegen HipHop…
Lindsey Troy: Auf jeden Fall. Ich liebe das Selbstbewusstsein der Rapper, das ist ja ein integraler Bestandteil der HipHop-Kultur. Man sieht einfach keine HipHop-Künstler, die schwach und unsicher rumstolpern. Die allgemeine Stimmung im Hip-Hop ist: „I’m a badass. Don’t fuck with me.“ Ich liebe das.
Julie Edwards: Ha. Ich steh da auch drauf. Das ganze Gehabe und die in-your-faceness im HipHop. Aber am meisten inspirieren mich die Beats und Rhythmen.

Und was ist mit Tina Turner? Lindsey klingt manchmal wie ihre Zwillingsschwester. Was würdet Ihr tun, wenn die alte Lady Euch plötzlich Zuhause besuchen und mit Euch um die Häuser ziehen würde?
Lindsey Troy: Oh Mann—das wäre gigantisch. Meine Traum-Nacht mit Tina Turner wäre sicher so eine typische Mädchen-Nacht. Mit: Saufen, sich Scheiß erzählen, Sachen anprobieren, über Sex quatschen. Dann würde ich natürlich gerne ihre ganzen Rock'n'Roll-Geschichten hören und mit ihr jammen. Ja, bitte, bitte!
Julie Edwards: Ich würde ihre Garderobe ausrauben. Sie rockte immer in den most-badass Mini-Röcken.

Kürzlich habt Ihr in England gespielt—Eure ersten Shows in Europa. Auf allen Fotos, die man so sieht, seht Ihr ziemlich happy aus. Und einmal posiert Ihr sogar mit Jimmy Page!
Lindsey Troy: Ja, da ist ein Traum wahr geworden. Für uns war der ganze Trip das totale Abenteuer. Und Jimmy Page zu treffen, war wie das Sahnehäubchen obendrauf.
Julie Edwards: Das war ein Spaß! Jimmy Page war so entzückend! Ich konnte gar nicht glauben, dass es den noch gibt.

Bald spielt Ihr auch noch die Reading- und Leeds-Festivals. Kennt Ihr die ganzen legendären Shows da? 1992 spielten Nirvana einen ihrer besten Auftritte beim Reading Festival…
Julie Edwards: Ich weiß!!!

Euer erstes Album ist gerade in der Pipeline. Könnt Ihr etwas darüber erzählen? Erwartet uns eine Hit-Maschine?
Lindsey Troy: Ihr solltet einfach eine verdammt temperamentvolle Rock'n'Roll-Platte erwarten.