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New music

Mark Eitzel: Ein Hoch auf die Liebe

„Wenn es traurig wird, dann mach es irgendwie gefühlvoll“.

Das erste Mal habe ich Mark Eitzels Stimme gehört, als ich 14 Jahre alt war, auf der Homestead „Human Music“ Mixkassette, die ich bei Tunerville Trolley Records in Williamstown Massachusetts kaufte. Der Song war von Eitzels damaliger Band American Music Club und hatte ein Zeile über „Michael Jackson’s on his knees … I’m in heaven now … And I drunk enough yet?“ und mit dem zerbrechlichen Tenorgesang war es einfach die traurigste und tollste Sache meines Monats. Ich versuche hier ehrlich zu sein—ich war 14: das Trauer und Euphorie kamen prompt und wechselten schnell. Deshalb war das nur ein Höhepunkt in einem langen Fluss aus Tränen und Erektionen, die man Pubertät nennt. Aber das hat mich zu einem lebenslangen Fan gemacht. Jetzt ist Mark Eitzel Solo unterwegs und seine Stimme ist nicht die, die sie einmal war; sie ist besser. Er sagt, dass er damals die „fucked up voice of destiny“ sein wollte, aber er ist älter geworden, er will jetzt bloß die Noten treffen. Wie bei jedem anderen Satz, der aus seinem Mund kommt—er macht sich selbst schlecht. Seine Zurückhaltung kommt gerade aus einem Saul Bellow (ohne des seltsamen Rassismus) und als ich mit ihm sprach, verspürte ich den Drang mich mit ihm zu messen. Es ist nicht leicht, eine Unterhaltung mit zwei Typen zu führen, die sich selbst nur schlechtmachen wollen. Ich bin froh, dass sein Freund und meine Freundin nicht mitgehört haben; das gemeinsame Augenrollen hätte den Mond vom Himmel geholt. Ich muss sagen, dass Eitzel so gütig zu jedem kleinen Celebrity war, obwohl ich versuchte habe, dass er Scheiße über sie sagt. Ich mochte wirklich seine Art „Oh, Gott segne ihn/sie“ zu verwenden, es ist wie eine auswechselbare Kurzschrift, entweder für Beleidigungen oder Komplimente. Ich denke, ich werde das nachahmen: „Seth MacFarlane? Oh, Gott segne ihn!“ Seht ihr? Es ist total reizend.

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Am 2. Oktober erscheint Eitzels neue Platte Don’t Be A Stranger bei Merge. Es ist eine ruhigeres Werk, als die Songs mit American Music Club, wo Andeutungen von Nick Drake, Antony und Bill Fay dabei sind und es ist dabei viel melodischer als seine 90er Soloplatte. Es ist fast eine Fortsetzung seines frühen Covers von „There Is No Easy Way Down“, von dem man sagen muss, dass es melancholisch ist, aber nicht so abstoßend depressiv, dass es ausschließlich für Borderliner bestimmt ist. Die Platte ist für den frühen Morgen—entweder um dazu aufzuwachen oder ins Bett zu gehen. Don’t Be a Stranger ist nicht offenkundig politisch, aber ich sehe in vielen Songs Bedeutung, in denen Eitzels Entfremdung ebenso sehr von seinem Land ist, als auch von seinem unmittelbaren Umfeld. In Songs wie „Oh Mercy“ ist der Erzähler eindeutig der Spinner auf der Party, der über Rassismus schimpft, wenn alle anderen bloß ein paar Shots nehmen wollen. Mark erzählte mir das, yeah, sein Freund Jeremy musste ihn mehr als einmal von einem schonungslosen Redeschwall weg schaffen. Wie mit allen anderen auch, erzählte mir Eitzel das so, als sei es eine Entschuldigung, aber verdammt ich LIEBE diesen Typen auf der Party. Aufgewachsen mit Kommunisten und Ex-Kommunisten, hat mir das den starken Glauben gegeben, dass es Partys gibt, wo ihr hingehen müsst, um zu streiten. Daher ist der Unterton einer romantischen Desillusionierung auf einer nationalen Skala, der durch die gesamte Platte dringt, eine gute Sache. Und romantisch wie die Hölle ist genau das, was die neue Platte ist. Auch wenn er sich mehrmals wundert, „Why are you with me?“, ist das nicht wirklich rätselhaft. Vor Jahren erzählte mir meine Mutter, anlässlich des üblichen Bullshits und zerstörten Möbeln, dass Typen und Mädels immer von dem fertigen und traurigen Typen angezogen werden, der sich clever ausdrücken kann. (Meine Mutter ist selbst ein wenig clever). Aber es gibt ein paar Lyriker, lebend oder tot, die Mark Eitzel mit cleveren Worten was Liebe und Unzufriedenheit betrifft ebenbürtig sind. „Clever“ kann eine bunte Mischung sein und er selbst nennt seine alten Songs „Manipulation“ und „ein wenig Vortäuschung“, aber das ist Selbstbetrug. Du kannst einem Sänger nicht trauen und wissen, wann er die Wahrheit sagt. Die Dunkelheit der Songs wird durch die Lieblichkeit des Gesangs und durch die Wärme der Produktion besänftigt. Das ist fast ein Bill Withers Vibe, während die Tücken der Liebe nie fern vom Blick sind. Das wisst ihr, wenn ihr ohnmächtig werdet und ihr in den Armen der richtigen Person aufwacht. Jemand muss bloß Kaffee machen und sagen, dass es ihm Leid tut. Wie auch immer. Mir ist es völlig egal, ob die neuen Songs „wahr“ sind oder nicht. Sie kommen zu einer Wahrheit über die Liebe und sie drücken die Wahrheit über Liebe aus und es sind gottverdammt Liebeslieder. Wie er es mir halt erzählte, während wir uns darüber unterhielten über die „long view of humanity“ (die lange Sicht der Menschheit) hinwegzukommen und zu versuchen die Musik sachlich und liebevoll zu behalten: „Wenn es traurig wird, dann mach es irgendwie gefühlvoll“.

Mark Eitzel geht im November auf Tour und in der Zwischenzeit gibt es hier einen neuen Song der Platte zum Download.

Mark Eitzel—„I Love You But You’re Dead“

@zacharylipez