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Wesley Eisold von Cold Cave will kein Mensch sein.

Wes Eisold, Millionär und Wavepop-Konvertit der Hardcore-Szene, über schwere Kunst und schweres Leben.

Foto: Amy Lee

Cold Cave, Some Girls, American Nightmare (Give Up The Ghost), XO Skeletons, Ye Old Maids. Das ist die Liste an Bands, die Wesley Eisold—Mastermind hinter Cold Cave—in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Ganz nebenbei wurde er noch Millionär. Denn eine der schrecklichsten Bands aller Zeiten (Fall Out Boy) hatte seine Lyrics geklaut. Ein außergerichtlicher Vergleich machte ihn so über Nacht stinkreich. Und was macht er mit der Kohle? Er eröffnet einen Buchladen in Philadelphias Chinatown. Der ist mittlerweile aber auch wieder dicht. Wesley hängt jetzt lieber in L.A. rum. Cold Cave werden ihre neue EP „Oceans with no End“ bei Deathwish—dem Zeus unter den Hardcore Labels—veröffentlichen. Also eigentlich nur Wesley, weil er alle „Instrumente“ spielt. Sind aber auch nur zwei Songs. Er will eigentlich sowieso lieber Roboter werden und nichts mehr mit dem Durchschnitt der Menschheit zu tun haben.

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Noisey: Freust du dich jetzt auch mit Cold Cave zu Deathwish zurückzukehren? Was war der Beweggrund dafür?
Wesley Eisold: Wir haben letztes Jahr zusammen die American Nightmare-Wiederveröffentlichungen durchgezogen. Eigentlich habe ich mindestens ein Album jeder meiner Bands bei Deathwish veröffentlicht. Ich bringe jetzt seit 13 Jahren Alben raus. Und es gibt eine Menge widerlicher Typen in der Musikindustrie. Also solltest du den Guten die Treue halten. Jake und Tre von Deathwish gehören zu den Guten. Und ich freue mich sehr, dass die neue Cold Cave EP jetzt von ihnen veröffentlicht wird.

Ein Freund hat mich gebeten, dich zu fragen, ob es irgendwann wieder ein Album von Some Girls geben wird. Er meinte: "Die Menschheit braucht einfach Schmutz!"
Cold Cave ist aggressiv. Letztes Jahr habe ich sechs AN-Shows gespielt. Ich muss also nicht zu aggressiver Musik zurück, ich bin immer noch drin. Außerdem gibt es auf der Welt genügend Schmutz und Aggression ist nicht alles. Mit Some Girls haben wir sehr aggressive Musik gespielt, aber alles andere gehasst, das aggressiv war. Für mich ist es mit Cold Cave jetzt besser, denn so kann ich multi-dimensionalen Sound erzeugen und meine Gefühle besser ausdrücken.

Wie viel Einfluss hat der Industrial-Pop der 80er oder Musiker wie Kraftwerk und Boyd Rice auf Cold Cave?
Ich liebe das Zeug, aber ich gebe nichts davon wieder. Vielleicht existiert mein Sound irgendwo zwischen ihnen. Aber mein Hauptgrund mit elektronischer Musik zu beginnen war, dass ich es leid war, mich auf andere verlassen zu müssen. Es ist cool, in der Zukunft zu leben. Ich kann jedes Instrument spielen oder simulieren, von dem ich niemals gedacht habe, dass ich es jemals spielen könnte.

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Was auch daran liegt, dass du nur eine Hand hast. Wieso fehlt dir deine linke Hand? Das Faszinierende ist schon, dass es dich niemals abgehalten hat, irgendwas zu verwirklichen.
Ja, ich wurde ohne meine linke Hand geboren. Das bin eben ich. Es hat mich nie gebremst, irgendetwas zu tun, das stimmt. Es hat mich eher angespornt, noch mehr zu machen. Für mich ist das eine große Inspirationsquelle. Aber es bedeutet auch einen endlosen Strom an Depression. Irgendwie glaube ich, dass jeder einen „Schaden" hat. Jedem fehlt irgendwas. Mir eben eine Hand. Mittlerweile bauen sie ja super Prothesen, die du mit deinem Gehirn ansteuern kannst. Das heißt., dass du irgendwie ein Roboter bist.

Eher ein Cyborg.
Ja. Ich will so ein Ding haben, um damit Musik zu machen. Ich will alles, was mich weiter von der durchschnittlichen Menschheit entfernt.

Klingt ja eher beängstigend. Was geht denn gerade mit deinem DIY-Verlag Heartworm?
Ich habe Heartworm Press Anfang der 2000er gegründet, um Zines, Tapes und anderes DIY-Zeug zu veröffentlichen. Aber ich wollte immer auch Bücher veröffentlichen. Echte Bücher von Autoren, die ich bewundere. Also habe ich Bücher von Eric Paul, Boyd Rice, Chris Leo und anderen veröffentlicht. Ich habe das ähnlich gemacht wie Grove Press und Black Sparrow Books am Anfang. Momentan bereiten wir die Veröffentlichung eines chronologischen Gedichtbandes von Genesis Breyer P-Orridge vor. Auch von mir wird wieder bald wieder etwas veröffentlicht werden. Es ist wahrscheinlich zu früh, darüber zu reden. Aber ich arbeite gerade zusammen mit einigen meiner Lieblingsdichter an Büchern, die im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

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Mal ganz im Ernst, wie fühlt es sich, so viele erfolgreiche Bands gestartet zu haben, einen eigenen Verlag noch dazu und außerdem hast du mit deiner Musik eine ganze Generation beeinflusst. Für einige Leute, die ich kenne, bist du ein Heiliger.
Das ist lieb. Aber es gibt noch so viel zu tun. Ich nehme mir nie die Zeit, zurückzuschauen und nachzudenken. Außer wenn es um neue Ideen und Projekte geht. Ich bin stolz, aber kaum zufrieden. Es gibt eine Verbindung zwischen Menschen und meiner Musik. Ich schätze das und verstehe sie. Das bedeutet, wir sind am Leben und das ist das Wichtigste. Aber ich habe nie viel geplant oder mir zu viele Sorgen wegen irgendetwas gemacht. Ich hatte keinen Masterplan. Und ich habe definitiv noch nicht meinen Frieden gefunden … Ich habe mich durch alles durchgelitten.

Eine letzte Frage, dann lasse ich dich wieder leiden: Du hast vor kurzem im Guggenheim Museum in New York gespielt? Wie fühlt es sich, für das Establishment zu performen?
Ich habe in besetzten Häusern und Weltklasse-Museen gespielt. Ich glaube, ich bin einfach überall zu Hause.

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