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CocoRosie sind Brüder im Geiste

Ist nicht wahr, CocoRosie sind Schwestern!? Krass Alter, schieß mir 'nen Arm ab! Hätt' ich nicht gedacht ...

Jeder Beitrag, jede Rezension und jeder Bericht über CocoRosie beginnt wohl mit dem irren Fakt, dass Sierra und Bianca Casady Schwestern sind. So richtige Blutsschwestern. Ok, jetzt haben wir uns dem Mainstream angeschlossen und unsere Seele beschmutzt, aber wenigstens haben wir keine frivolen Kommentare abgelassen, so wie ihr es wahrscheinlich erwartet hättet. Schwer zu glauben ist allerdings, dass ihnen dieses verwandtschaftliche Verhältnis ab und an schon Steine in den Weg gelegt hat. Noch schwerer zu glauben ist, dass man von ihnen schon den Wunsch hörte, lieber Männer—also Brüder—zu sein. Aber mal ganz ehrlich, kein berühmtes Bruderpaar in der Musikszene würde auf der Bühne so gut in Müllsäcken und Reizwäsche aussehen wie CocoRosie. Wir haben mit der jüngeren Schwester Bianca aka Coco vor einer ihrer drei Berlinshows über Kindheitserinnerungen, neue Projekte und die Männerdomäne in der Musikwelt gesprochen.

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Noisey: Geht dir Berlin schon auf die Nerven?
Bianca: Nein, aber ich will jetzt lieber auf Achse sein. Wir spielen normalerweise nicht mehr als eine Show. Deswegen ist es ein bisschen seltsam.

Viele eurer Lieder sind sehr kindlich. Stecken viele eurer Kindheitserinnerungen in euren Liedern?
Ja, auf jeden Fall. Davon steckt sehr viel in unserer Musik. Vor allem beim Schreiben fließt viel aus unserer Kindheit ein. Wir erkunden auch unser Unterbewusstsein, was uns oft wieder zurück in unsere Kindheit bringt.

Weißt du deine frühen Kindheitserinnerung noch?
Ja, so ein bisschen. Ich arbeite aber in letzter Zeit eher an meinem kurzfristigen Gedächtnis. Da ist einiges verschwunden. (lacht)

Dein Vorbild ist Pippi Langstrumpf?
Ja. Ich habe die Bücher nicht gelesen. Ich habe nur die originale Fernsehshow gesehen, die schwedische mit englischen Untertiteln. Ich hab sie letztens erst wieder gefunden und finde sie immer noch toll. Pippi war einfach sehr unabhängig und stark und hat alleine gelebt. Sie hat einfach getan, worauf sie Lust hatte, ohne irgendwelche Erwachsenen, die ihr gesagt haben, was sie zu tun und zu lassen hat.

Warst du auch wie Pippi, als du klein warst, oder eher wie Annika und Tommy?
Nein, ich war viel mehr wie Pippi. (lacht)

Hast du auch andere Astrid Lindgren Geschichten gelesen?
Nein.

Was hast du als Kind gelesen?
Ich hab gar nicht so viel gelesen. Aber es gab ein Buch. Es ist kein Klassiker oder so. Es heißt Maniac Magee. Es geht um einen Waisen–eigentlich ähnlich wie Pippi–der viele verrückte Talente hat. Er ist von Zuhause weggerannt und durch einige Gegenden gestreunt, auch sehr gefährliche, und hat sich mit Leuten angefreundet. Ich fand es irgendwie verblüffend. Es ist nicht besonders bekannt. Ich bin mir sicher, dass man es außerhalb der Staaten nicht kennt.

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Warum habt ihr den neuen Track mit Antony Hegarty auf die B-Seite eurer Single gepackt, vor allem, nachdem die erste Kollaboration mit ihm so erfolgreich war?
Ich weiß auch nicht. Uns ist die A-Seite und B-Seite eigentlich egal. Das ist einfach so passiert. Wir haben ein paar neue Songs gemacht. Es ist nicht besonders logisch, dass wir diese Songs vor einem Album veröffentlicht haben. Aber wir wollten die Lieder einfach rausbringen. Ich mag den Ausdruck B-Seite auch nicht. Es ist ja nur die andere Seite der 7". Das heißt ja nicht, dass sie weniger wert ist.

Kannst du mir das z in „Tearz for Animals" und „Beautiful Boyz" erklären? Gibt es da einen Zusammenhang?
Ja, ich glaube ich wurde einfach vom Wu-Tang-Clan beeinflusst. Schon vor Jahren. Sie haben das Lied „Tearz" und ich habe das erste Album sehr viel gehört, 36 Chambers.

Mir ist das nur aufgefallen, weil in beiden Songs, die ihr mit Antony aufgenommen habt, ein z vorkommt.
Stimmt. Das ist mir nie aufgefallen.

Wie ist denn die Zusammenarbeit überhaupt zustande gekommen?
Wir sind schon lange befreundet und singen oft zusammen. Auch beim ersten Mal waren wir schon befreundet. Es war so eine easy-going Sache. Wir singen einfach nur gerne zusammen.

Ihr geht ja in viel mehr Richtungen als nur in die Musik, auch bei euren Shows. Und ihr habt schon seit 2010 kein Album mehr veröffentlicht. Ist es möglich, dass ihr irgendwann einfach die Musik weglasst und euch auf eure anderen Kunstformen konzentriert oder wird Musik immer ein Teil sein?
Ich denke die Musik wird immer ein Teil davon sein. Musik zu machen ist von allen Kunstformen die, die am meisten Spaß macht. Wir haben noch einige Platten in uns verborgen.

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Aber ihr kombiniert es gerne.
Auf jeden Fall. Wir wollen jetzt auch mehr Filmmusik machen. Tatsächlich ist es so, dass wir die Musik für Peter Pan machen werden, hier in Berlin, zusammen mit dem Berlin Ensemble. Deswegen lese ich das Buch gerade auch. Es wird eine Theateradaption von Peter Pan mit einem großartigen Regisseur namens Robert Wilson. Das wird nächsten Frühling passieren. Dann kommen wir wieder hierher zurück.

Ich musste über diese Geschwistersache nachdenken und mir ist aufgefallen, dass es unendlich viele Bands mit Brüdern in der Musikgeschichte gibt, aber fast keine Schwestern.
Ich glaube, das ist einfach so eine Männer-Frauen-Sache. Es gibt einfach mehr berühmte Männer generell. Ich glaube daran liegt das. Ich weiß nicht. Manchmal stelle ich mir vor, wie unsere Karriere wohl wäre, wenn wir Brüder wären. Eine Weile lang haben die Leute diese Schwester-Sache sogar gegen uns verwendet. Sie haben sich einfach eingebildet, dass es seltsam ist, dass wir Schwestern sind oder so.

Glaubst du, ihr würdet erfolgreicher sein, wenn ihr Brüder wärt?
Ja, ich glaube schon. Aber vielleicht liege ich auch falsch.

Ich habe auch eine Schwester und wir sind so ziemlich das Gegenteil voneinander. Ich kann mir nicht vorstellen mit ihr zusammenzuarbeiten.
Wir sind auch sehr unterschiedlich, in jeglicher Hinsicht. Unsere Persönlichkeiten sind sehr unterschiedlich. Aber wir mögen die gleichen Sachen. Wir sind eher wie Freunde, die die gleichen Interessen haben, aber ganz verschiedene Temperamente und Charakterzüge. Aber aus irgendeinem Grund ist es einfach, sich bei der Musik einig zu werden. Ich meine, es gibt schon ein konstantes Hin und Her, aber das scheint wie ein normaler Teil des Prozesses zu sein.

Ich wollte früher aber trotzdem immer wie meine große Schwester sein, obwohl wir so verschieden sind. War das bei dir auch so?
Nein, nicht wirklich. Vielleicht ab und zu, aber wir waren wirklich unglaublich unterschiedlich. Ich habe mein Ding durchgezogen und sie hat ihr Ding durchgezogen.

Wie sieht's mit einem neuen Album aus?
Ich denke, wir werden das nächste Album in der Art und Stimmung der beiden Songs sind, die wir gerade released haben. Wir arbeiten mit unserem Freund David Sitek zusammen, der diese beiden Lieder produziert hat. Wir hoffen, dass wir im Herbst damit fertig sind…