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Die schrägsten Ergebnisse der Musikforschung

Die Suche nach dem schlimmsten Geräusch der Welt oder Mikroben-Jazz—Der Forscherdrang führt uns in merkwürdige Bereiche der Musikwissenschaft.

Ist dir schon einmal aufgefallen, wie viele Superschurken einen Doktortitel haben? Dr. Doom, Dr. Octopus, Dr. Colossus, Dr. Dre, Dr. No; einfach jeder Doc, der einen Schrei mit der Frage „Tut's weh?“ beantwortet. Ich glaube, das Wissenschaft sowas herausfordert. Ich kann mir mittlerweile vorstellen, wie man vom wissbegierigen Studenten zum psychopatischen Genie wird. Für die Recherche zu meiner Diplomarbeit bin ich zum Beispiel auf Binaural Beats gestoßen. Als ich gelesen habe, dass man mit bestimmten Klängen gewisse Emotionen auslösen kann, habe ich aufgehört zu arbeiten und mir zwei Stunden lang überlegt, wie man die gesamte Erdbevölkerung mit diesen Sounds beschallen kann, um alle glücklich zu machen. Irgendwann hab ich realisiert, dass das wie der Anfang einer Verbrecherkarriere aus einem Comic klingt. Dann hab ich meine Arbeit noch eine Stunde aufgeschoben und habe mir coole Namen überlegt. Wenn die Welt irgendwann mal von Dr. Doom Metal regiert wird, dann weißt du, bei wem du dich bedanken kannst.

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Forschung, die sich mit Musik beschäftigt, schafft es selten in die Popkultur. Es fehlt uns einfach an den ikonischen Doomsday-Maschinen wie dem Todesstrahl. Dabei gibt es viele kuriose Experimente, die zwischen den Polen „verrückter Professor“ und „stolzer Besitzer einer Schädelfestung“ pendeln. Oder einfach nur Antworten auf Fragen liefern, die niemand gestellt hat.

Das Fingernägel-auf-der-Tafel-kratzen-Experiment

Der objektive Blick auf die Welt macht Wissenschaftler zu kalten und emotionslosen Maschinen, die bei ihrer Suche nach Wissen vor Nichts halt machen. David J. Ely hat die „Potenzierung der vorgestellten und auditorischen Effekte von Wandtafelkratzen“ erforscht. Er wollte also überprüfen, ob man den Effekt von dem grauenhaften Geräusch, das entsteht, wenn man auf einer Schultafel kratzt, noch verstärken kann. Einem Teil der Versuchspersonen hat er ohne Erklärung das Geräusch vorgespielt, dem anderen Teil hat er dabei erklärt, wie es entsteht. Die Theorie dahinter war, dass es noch schlimmer ist, wenn man sich vorstellt, wie die Finger an der Tafel entlang kratzen. Ja, es ist schlimmer wenn du dir vorstellst, wie deine Finger über eine Tafel kratzen, deine Nägel leicht vibrieren und dieser quietschend-kreischende Ton erklingt. Viel wichtiger ist die Frage, was David Ely für eine Person sein muss, wenn seine erste Reaktion auf diesen unerträglichen Sound war: „Hmm… wie kann man das noch schlimmer machen?“

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Die Suche nach dem schlimmsten Geräusch der Welt

Das Internet besteht vor allem aus drei Dingen: 1. Pornographie, 2. nervige Menschen und 3. Pornographie. Alle anderen Verwendungszwecke sind nur Permutationen dieser grundlegenden Ideen. Inspiriert von der Grausamkeit des David J. Ely hat die Universität von Salford in einem Internet-Experiment das schlimmste Geräusch der Welt gesucht. Mittlerweile haben zwei Millionen masochistische Internet-User mitgemacht, selbst als die Datensammlung bereits zu Ende war. Ekel übt einfach einen unwiderstehlichen Reiz auf uns aus, wie du sicherlich weißt, wenn du dich in die grenzwertigen Bereiche von YouTube begeben hast. Der Gewinner ist übrigens das Geräusch von Kotzen, gefolgt von Mikrophon-Rückkopplung. Das Wandtafelkratzen muss sich mit „vielen weinenden Babys“ den dritten Platz teilen.

Mikroben-Jazz

Niemand hat danach gefragt, aber trotzdem: Wie kann man Mikrobenkulturen am besten als Musik artikulieren? Peter Larsen hat offenbar die beste Methode gefunden. Er hat Daten nach den Prinzipien von Jazz-Improvisation in Musikstücke umgewandelt. Ich kann gar nicht so viele Frage- und Rufzeichen in diesen Absatz einbauen wie ich möchte. Was für ein Universalgenie ist Peter Larsen, wenn Jazz-Improvisationen für ihn die „leicht-verständliche“ Form von Mikroben-Ökologie ist?

Das Bienen-Elektroschock-Experiment

Du weißt, dass Wissenschaftler gute Arbeit leisten, wenn sie ihrer Forschung einen Namen geben, der sich in der Gemeinschaft von Filmen wie Conan der Barbar oder Iron and Fire behaupten kann. Du brauchst auch ein gehörige Portion Mut, um deinen Plan „Bienen mit Elektroschocks nerven“ zu verwirklichen. Wie kommt man überhaupt auf die Idee? Nein, wie kommt man auf die Idee, überdenkt den ganzen Plan dann noch einmal, und befindet, dass das eine wirklich gute Idee ist? Alles für die Wissenschaft. Irgendwer muss ja herausfinden, was Bienen für Töne von sich geben. Zumindest wissen wir jetzt, dass Bienen zischen, wenn du sie elektrisierst. Das grundlegende Experiment war eigentlich etwas komplexer. Wie Pavlovs Hund haben sie Bienen mit dem Stimulus „Geruch und Elektroschock“ darauf konditioniert, auf den Geruch allein zu reagieren wie auf den Schock.

Die Menstration-Musikgeschmack-Korrelation

Gleich vorweg: Nein. Generell bevorzugen Frauen komplexere Musik, aber das Experiment hat keine Korrelationen zum Monatszyklus gefunden. Viel wichtiger ist, wie man auf diese Frage kommt, und warum. Meine Theorie ist, dass Benajamin D. Charlton ganz dringend ein Argument gebraucht hat, als ihm seine Frau vorgehalten hat, dass AC/DC scheiße sind und seit dem ersten Album keinen neuen Song geschrieben haben.

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