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Fotos

In den 90ern infizierten sich viele kubanische Punks absichtlich mit HIV

Kuba ist viel mehr als Zigarren, Rum und alte Ami-Schlitten. Hier gibt es auch eine ziemlich kaputte Punkszene.

Kuba ist bekannt für Zigarren, Autos und den Kommunismus—wenig kennen wir dagegen über kubanische Punks. Trotzdem traf der baskische Fotograf Josu Trueva Leiva auf eine ziemlich kaputte Punkszene, als er 2010 nach Kuba reiste. Josu machte ein paar Fotos und brachte über Rudio Photo ein auf 1.000 Exemplare limitiertes Buch mit dem Titel Al Son del Punk (Im Sound des Punk) heraus.

Nachdem Josu uns eine Auswahl an Fotos geschickt hatte, konnten wir ihm ein paar Fragen stellen.

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Noisey: Was hatte dich nach Kuba verschlagen? Hattest du gehofft, eine Punkszene vorzufinden?
Josu Trueva Leiva: Ja, ich ging davon, auf irgendeine Art von Szene zu treffen, aber ich hätte niemals gedacht, dass es eine Punkszene wäre.

Wie viel Zeit hast du mit ihnen verbracht?
Um die Geschichte von jemandem zu erzählen, muss man so viel Zeit wie möglich mit dieser Person und allem, was sie umgibt, verbringen. Wenn du auf der Reise nicht schon mal einen Kaffee mit ihnen trinkst, musst du dir noch mal ein Flugticket kaufen, sonst wäre dein Trip nicht mehr als ein Urlaub gewesen. Ich hatte immer Zugang zu allem. Sie wussten von Anfang an, was ich vorhatte. Ihnen gefiel die Idee und ich war willkommen. Jedes Mal, wenn ich zurückkehrte, behandelten sie mich besser.

Es ist überraschend, dass viele Punks auf den Bildern schon älter sind. Gibt es auch eine junge Szene?
Ja, die gibt es auch, aber ich habe mich auf die Pioniere der Szene konzentriert.

Einige der Fotos erzählen die Geschichte von Yohandra und Gerson—zwei Punks, die ein verlassenes Krankenhaus besetzt haben. Wie ist die Hausbesetzerszene in Havanna?
Das Besetzen von Häusern ist in nicht-kapitalistischen Ländern in den meisten Fällen eine pure Notwendigkeit und kein politischer Akt an sich. In Havanna gibt es keine besetzten Häuser, die als soziale Zentren fungieren.

In einem der Texte erzählt Gerson, dass es in der Punkszene der 2000er Jahre so etwas wie eine Ehre war, mit Aids infiziert zu sein. Kannst du das etwas erläutern? Hast du noch andere Fälle gefunden?
Anfang der 90er beschlossen viele Kubaner, sich mit Aids anzustecken, weil sie dadurch in Krankenhäuser kamen und gewisse Vorteile genossen, was die Versorgung mit Lebensmitteln anging. Zu diesem Zeitpunkt war ihnen nicht klar, dass sie diese Krankheit ihr Leben lang behalten würden. In dem Moment, in dem sie in die Krankenhäuser gelangten, belästigte sie niemand mehr, weil sie anders waren in einer so traditionellen Gesellschaft wie der kubanischen.

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Wow. Die Szene scheint noch sehr viel nihilistischer zu sein als in anderen Teilen der Erde. Was meinst du, warum sie so extrem ist?
Ich finde das nicht so extrem. Die Punks auf Kuba erstaunen uns nur so, weil wir diese Klischees von der Insel haben.

Bist du noch mit der Szene in Kontakt? Hat sich irgendetwas geändert, seitdem du die Fotos gemacht hast?
Der Kontakt mit Kuba ist schwierig. Ich versuche ihn zu halten, aber der Internetzugang vor Ort ist sehr begrenzt. Seitdem ich die Fotos gemacht habe, ist eine Frau im November letzten Jahres gestorben. Ein anderer Typ ist in die USA gegangen.

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