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rettet die wackness

Willkommen zu ,Rettet Die Wackness‘ mit Mauli

Deutschlands Rap-Szene hat einen unverhältnismäßig hohen Trashanteil und keiner würdigt ihn—bis jetzt!
M
von Mauli

Machen wir uns mal nichts vor. Es gibt schönere Arten an Rap herangeführt zu werden, als durch Alliierte, die deine Heimatstadt besetzen. Und vielleicht wäre Rap in Deutschland nur halb so peinlich, wenn wir erst vor 10 Jahren von seiner Existenz erfahren hätten. Nichtsdestotrotz ist es Fakt, dass Deutschlands Rapszene einen unverhältnismäßig hohen Trashanteil hat und keine Ausrede der Welt ändert etwas an der Sachlage.

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Kaum noch ein Freitag vergeht, an dem nicht mindestens drei schlechte Rap-Releases erscheinen und man fragt sich ernsthaft wofür. Klar, Texte zu schreiben und aufzunehmen, macht definitiv mehr Spaß, als im Büro zu sitzen und fremde Steuererklärungen abzuarbeiten, aber ehe man sich versieht, ist der nächste Freitag vorbei und man wird von fünf neuen schlechten Rap-Alben aus den Top10 gedrängt. Und dafür hat man jetzt 18 schlechte Tracks inklusive schlechte Bonustracks für die Special Edition aufgenommen? Dafür hat man den alten Schulfreund, der jetzt was mit Medien macht, angebettelt, die Coverfotos zu bearbeiten? Dafür hat man wochenlang Soundclick.com nach exklusiven Beats durchforstet?

NEIN!

In einer so schnelllebigen Zeit, in der zehntausende unverkaufter CDs auf dem elterlichen Dachboden verstauben, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, dem Trash etwas zurückzugeben. Wir retten die Wackness! Seit mittlerweile einem Jahr treffen wir uns jeden Montag zum TrashMonday (#TrashMonday). Einem Selbstexperiment, bei dem wir uns auf sp0tify (Name des ursprünglichen Streamingdienstes verfälscht) geduldig durch die Deutschrap-Releases des letzten Freitags hören. Man erhält nicht nur eine realistische Einschätzung über die Entwicklung der Szene, sondern gelangt auch noch ganz nebenbei an die Grenzen der Selbstbeherrschung.

Kein Schriftsteller der Welt kann die mentalen und körperlichen Achterbahnfahrten ausmalen, die man während des hören eines Aimo Brookmann-Albums durchlebt. Vom ersten belustigten Lachflash über den Zweifel an das Gute im Menschen bis zum Zweifel an der Welt und wieder zurück. Ja, der TrashMonday (#TrashMonday) fordert einen, aber deutscher Rap ist eben auch kein Spaß.

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Im Laufe dieses Jahres habe ich sehr viel über die Faszination Trash gelernt: Alles beginnt mit einem untalentierten Rapper, der schlechten Rap konsumiert und sich denkt: „Geil. Rap ist geil. Ich mag Rap total. Rap ist mein Leben. Das mach ich jetzt auch. Kann ja nicht so schwer sein.“ Voila. Ein schlechter Track entsteht. Aber was ist denn mit dem Feedback? Irgendwer wirds schon gut finden. Und genau an dem Punkt, an dem der erste unehrliche Freund den untalentierten Rapper mit den Worten „Klingt doch gar nicht schlecht. Aber da ist Luft nach oben. Bleib auf jeden Fall dran.“ trösten will, beginnt der Teufelskreis. Es dauert meist Jahre, bis der untalentierte Rapper begreift, dass die 10% positiver Resonanz nichts wert sind, wenn einen alle anderen aus gutem Grund total scheiße finden. Und selbst an diesem Punkt entscheidet sich der Großteil leider für die Verdrängung des Problems, anstatt das Mic an den Nagel zu hängen.

„Ich kann von Rap nicht leben. Keiner kann von Rap leben in Deutschland. Nur wegen dem System. Fick das System. Deutschland will mich unten halten? Nicht mit mir. Ich mach am besten noch ein Album. Das wird das krasseste Deutschrapalbum aller Zeiten.“

Ja, die Sätze kennen wir alle (siehe jedes Albuminterview der letzten fünf Jahre). Aber was macht man mit all diesem Wissen und wie kann man untalentierten Trashrappern dabei helfen, aus dem Teufelskreis auszubrechen? Man gibt ihnen eine Plattform! Eine Plattform, auf der man Trash auch als solchen kommuniziert und ihn nicht versucht künstlich in die „Musik“-Schublade zu drängen.

Das ist Rettet Die Wackness!

Die erste Ausgabe von Rettet Die Wackness findet ihr nächste Woche auf Noisey!

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