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Tanzen wie die anderen: Lösen HipHop-Shows jetzt Punkrock-Konzerte ab?

Pogo bei LGoony und Wall Of Deaths bei Karate Andi: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auf HipHop-Konzerten gemosht wird. Der Turn-up ist hardcore.

Früher war alles einfacher. Früher wusstest du, worauf du dich einlässt, wenn du auf ein HipHop-Konzert gehst. Lässig gucken, Arm hoch und im Takt wippen—schon hast du dich zuhause gefühlt. Wenn du lieber Punkrock gehörst hast, wusstest du, dass du dich auf blaue Flecke vom Pogen einstellen durftest, oder hast auf Hardcore- und Metal-Shows sogar gebrochene Arme vom Moshpit davongetragen. Jede Subkultur hat nun mal ihre Traditionen und Rituale, die sie von anderen abgrenzt, vor allem auf Konzerten. Bis jetzt.

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Während die Punkrock-Szene, die das harte Tanzen erst erfunden hat, in Nostalgie verharrt, entwickelt sich der Tanzstil von HipHop—genau wie die eigentliche Musik auch—munter weiter. Längst hat sich durchgesetzt, was K.I.Z damals als Exoten auf HipHop-Shows zelebriert haben: eine Wall Of Death (eine Erfindung der Hardcore-Urväter Sick of It All). Da die drei und vor allem Nico aus ihrem Punk-Appeal nie ein Geheimnis gemacht haben—und auch in der Punk- und Metalszene Anhänger fanden—, war das nur konsequent. Genauso, wie als Rap-Act einen Track namens "Ellbogengesellschaft (Pogen)" zu machen und das auch von ihrem Publikum einzufordern.

Neu ist, dass jetzt sogar Karate Andi oder Deutschrap/Trap-DJ Harris zum munteren aufeinander Losrennen aufrufen oder sich bei LGoony ganz selbstständig das Publikum teilt. Seit Deutsch(t)rap die Jugend fest im Griff hat, wurde dem Szene-typischen Tanzstil kräftig in den Arsch getreten. Wenn dir der voluminöse Bass eines Beats in den Magen boxt und dir vom Hi-Hat-Stakkato die Augen zucken, musst du heutzutage damit rechnen, dass dich Zuschauer begeistert umpogen. Es reicht den jungen Wilden eben nicht mehr, apathisch zu winken. Sie wollen durchdrehen.

Was kommt als Nächstes? Wird man bald auch Circle Pits bei HipHop-Konzerten sehen? Unwahrscheinlich. Dafür sind die Beats dann doch zu langsam. Dafür kann eine mehr körperbetonte Tanzart ihren Weg in die bisher so fremde Szene finden: das Moshen. Die Ellbogen werden ja eh schon munter vom Körper weggeschleudert und auch Beat-technisch müssen sich "Luna" von Crack Ignaz und LGoony oder Bones’ "RestInPeace" nicht vor einem herkömmlichen Breakdown verstecken—zumal sogar schon die nötige Aggressivität in die Vocals gelegt wird. Der Turn-up ist hardcore.

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