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Es ist soweit: Mit Aldis neuem Streamingdienst ist Musik im Discounter angekommen!

Sind Musiker jetzt genauso viel wert wie ein halbes Hähnchen aus dem Tiefkühlfach?

Dieser Mittwochvormittag könnte vielleicht den einscheidenden Moment markieren, an dem das Musik-Streaming in Deutschland tatsächlich die breite Masse erreicht. Also nicht mehr nur Teenager, Twenty-Somethings und alternde Musik-Nerds, sondern vom H&M-Anzug-tragenden kleinen Büroangestellten mit Frei-Wild-Faible, über die alleinerziehende Mutti, die Helene Fischer mag, bis hin zum Dauer-Arbeitslosen mit Pink Floyd-Expertise einfach jeden.

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Über 60 Millionen Menschen weltweit nutzen Spotify, für den Marktführer im Streaming-Segment ist das noch vergleichsweise überschaubar, immerhn richtet sich zumindest das werbefinanzierte Gratis-Angebot an jeden Menschen auf dem Planeten, sofern dieser einen Internetzugang und einen Computer/ein Smartphone besitzt. Und auch Musik hört jeder, womit Musikstreaming ebenso eigentlich alle interessieren könnte. Aber Spotify ist eben immer noch eine junge Marke; mit einem vergleichsweise coolen Image. Mit so einer Marke erreicht man im Helene-Fischer-liebenden Radio-Hörer-Land Deutschland nicht die ganz große Masse. Und jetzt kommt Aldi ins Spiel.

Auch die sind Marktführer, in der Discounter-Branche. Über 4.000 gesichtslosen Kaufhallen in Deutschland prangt das Logo von Albrecht Discount. Der Name Aldi ist zwar ungefähr so cool wie deine nervige Tante, die zuletzt immer unangenehmer auffällt, weil sie auf Facebook ständig krude Pegida-Posts likt, aber immerhin kennt die Marke jeder Mensch. „Qualität ganz oben—Preis ganz unten“ eben.

Selbstverständlich gilt jene Maxime auch für den Streaming-Service der Discounter-Könige, der, wie zur Bestätigung der eigenen Uncoolness, „Aldi Musik Life“ heißen wird. 1 Name, der den Swag der Jugend für sich pachtet, sieht natürlich anders aus. Dafür kostet das dengliche „Musik Life“, das Medion für Aldi in Zusammenarbeit mit Napster entwickelt, nur schmale 7,99 im Monat, ist damit zwei Euros günstiger als zum Beispiel Apple Music.

Was zwangsläufig bedeuten wird: Es gibt noch weniger Geld im Pool für Ausschüttungen an die Künstler, was dem Konsumenten am Ende egal sein wird. Natürlich ist es das, beim halben Hähnchen (beziehungsweise dem Spinat aus dem Tiefkühlfach) juckt es ja auch nur die, die sich solche Gedanken leisten können, ob Tier- oder Grünzeug fair behandelt wurden. Für eine größere Verbreitung der Idee Musik-Streaming, insbesondere in solchen Dingen eher langsamen Deutschland, wird „Aldi Musik Life“ schon sorgen, für die Wertschätzung von Pop-Musik als wichtiges Kulturgut aber ist das Ganze nicht förderlich. Wobei? Es ist immerhin ehrlich. Warum sollten wir denn auch unsere Künstler besser behandeln als unsere Nutztiere. Von daher sorgt Aldi vielleicht immerhin dafür, dass im Bereich Musik das gleiche Recht für alle gilt. Nach dem im kulinarischen Bereich bereits etablierten Motto: Die guten, die moralisch einwandfreen Dinge gibt es nur noch für die Elite, der Rest kann und soll bitte einfach Dreck futtern.

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