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Volbeat sind die dänischen BossHoss, aber was Besseres hat der kommerzielle Rock gerade leider nicht

Volbeat schlagen eine Brücke zwischen Mainstream und Nische—warum zieht dieser Metallica-Elvis-Mix eigentlich so gut?

Diesen Monat schaffte es seit längerer Zeit endlich mal wieder eine Rockband, sich auf den Chart-Thron der Alben zu setzen. Eigentlich eine gute Sache, dürfen sich Anhänger härterer Gitarrenmusik zwischen dem ganzen Schlager-, Pop- und HipHop-Gedudel viel zu selten für ihre Helden freuen. Noch im April feierten sie gemeinsam mit Amon Amarth die erfolgreiche Eroberung, im Juni ist es dann die Band, die wie ein apathischer Mix aus Elvis und Metallica klingt: Volbeat.

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Die 2001 in Kopenhagen gegründete Band hat nicht den bequemen Umweg gewählt, sondern sind gerade auf den Berg zugerannt, um ihn beharrlich die nächsten 15 Jahre immer weiter emporzuklimmen. Will heißen: Jedes neue Album brach den eigenen Rekord. Ihr aktuelles Album Seal The Deal & Let’s Boogie stieg in vielen europäischen Ländern auf Platz eins der Albumcharts ein, selbst in den USA reichte es für den vierten Platz. Das ist mehr als beachtlich für eine Band, deren Namen nicht nur so klingt wie der eines Pokemons, sondern die auch noch so beharrlich durchschnittlich klingt, dass Chad Kroeger verzückt mit den Ohren wackelt.

Der Volbeat-Sound ist zwar durchaus eigenständig und innerhalb von zehn Sekunden identifizierbar, trotzdem vollbringt die Band das Meisterwerk, schon beim zweiten Song das Gefühl zu erzeugen, alles Wesentliche bereits gehört zu haben. Der Rock’n’Roll-Vibe der Sechziger wurde eben lange vor den Dänen von Bands wie Social Distortion durch den Punk gezogen, hier allerdings dank der variableren Stimme von S.D.-Sänger Mike Ness und der größeren Melodienvielfalt deutlich facettenreicher ins Heute transportiert. Genau da liegt die eigentliche Schwäche von Volbeat: Sie wollen große Melodien auf harte Riffs packen, scheitern aber am eindimensional glatten Gesang und dem Fehlen großer Refrains der Klasse "Kannst du selbst nach einem versoffenem Abend noch rudimentär erkennbar nachsäuseln". Vielmehr wirkt es, als halte sich die Band pedantisch an Formeln fest, sodass jeder zweite Refrain nur wie eine Abwandlung klingt—wenn man ihn denn überhaupt ausmachen kann.

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Und trotzdem: Es reicht, um sowohl den With Full Force-Stammgast, als auch den Mainstream-Rock-Hörer zu begeistern, der alle CDs von AC/DC und Disturbed ins Regal einsortiert hat. Diese Brücke zwischen Nische und kommerziellem Radio zu schlagen—dafür gebührt der Band Respekt. Auch wenn es nicht so recht nachzuvollziehen ist, warum Volbeat derart geliebt werden. Vielleicht ist es die Romantisierung des Rocks aus vergangenen Zeiten, die viel verzeihen lässt. Zumal auch in den nostalgischen Texten andauernd der Geist dieser alten Zeiten beschworen wird. Da flutschen die Songs so leicht ins Gehirn wie eine nasse Kernseife durch die Hände in der Dusche. Aber so wenig du dich von den Resten auf der Hand gründlich waschen kannst, so wenig bleibt auch von der Musik hängen.

So gesehen sind Volbeat das perfekte Fast Food für jeden, der eben auf härtere Gitarren steht: vertrauter Geschmack, geht schnell rein und reibungslos wieder raus. Was das über die Rockwelt aussagt? Dass selbst Rocker nach wie vor nicht besonders viel Lust haben, sich überraschen zu lassen, sondern lieber Altbekanntem ihre ewige Treue schwören. Elvis geht schließlich immer—vor allem, wenn er fett produziert ist und mit schweren Gitarren unterlegt wird.

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